30.000 Menschen verfolgen AKW-Sprengung Gundremmingen - mit Video und Fotos

Ein Stück deutscher Energiegeschichte ist Geschichte

In Gundremmingen sind die beiden 160 Meter hohen Kühltürme des ehemaligen Atomkraftwerks spektakulär gesprengt worden – unter den Augen von 30.000 Menschen. Während viele feierten, schwang bei anderen Wehmut mit. Zugleich richtet Betreiber RWE den Blick schon auf die Energiezukunft. Nur eins bleibt: Der Atommüll.

Am Samstag, 25. Oktober 2025, um Punkt 12 Uhr war es so weit: Die beiden gewaltigen Kühltürme des ehemaligen Atomkraftwerks Gundremmingen fielen binnen Sekunden in sich zusammen. Nach fast vier Jahren Stillstand wurden damit die sichtbarsten Relikte des einst größten Atomkraftwerks Süddeutschlands beseitigt.

Rund 30.000 Zuschauerinnen und Zuschauer verfolgten die spektakuläre Sprengung – viele aus Bayern und Baden-Württemberg. Die Behörden hatten Straßen gesperrt und Parkflächen ausgewiesen, um dem Ansturm gerecht zu werden.

Mit dem Abriss geht für uns alle ein Stück Heimat verloren (Gundremmingens Bürgermeister Tobias Bühler)

Bier, Band und Grillduft 

Rund um den Sperrbereich herrschte ausgelassene Stimmung. Zahlreiche Menschen kamen mit Campern oder Picknickdecken, Grills und Musik sorgten für Volksfest-Atmosphäre. „Es ist Partystimmung“, sagte ein Beobachter der dpa. Gleichzeitig empfanden viele Einheimische Wehmut beim Anblick der einst so markanten Türme, die das Landschaftsbild über Jahrzehnte geprägt hatten.

„Mit dem Abriss geht für uns alle ein Stück Heimat verloren“, sagte Gundremmingens Bürgermeister Tobias Bühler (CSU).

600 Kilo Sprengstoff und perfekte Planung

Die Thüringer Sprenggesellschaft hatte den Abriss über ein Jahr lang vorbereitet. In 1.800 Bohrlöcher waren 600 Kilogramm Sprengstoff eingebracht worden. Wie geplant neigten sich die Türme leicht zur Seite und stürzten dann senkrecht in sich zusammen – ein präziser Ablauf, ganz ohne Zwischenfälle.

Die Polizei war mit einem Großaufgebot vor Ort und zog eine positive Bilanz. Nur bei der Abreise kam es zu langen Staus rund um Gundremmingen.

Für uns als Polizei war es ein herausragender Einsatz, den wir Dank der guten und vertrauensvollen Zusammenarbeit mit den beteiligten Stellen erfolgreich bewältigen konnten. (Einsatzleiter PD Marcus Hörmann)

Vom Atomzeitalter in die Energiezukunft

Das Atomkraftwerk Gundremmingen war Ende 2021 endgültig vom Netz gegangen. Der Rückbau der Anlage wird bis in die 2030er Jahre dauern. Doch während die Vergangenheit verschwindet, bereitet Betreiber RWE bereits die Zukunft vor.

Am kommenden Mittwoch soll der Spatenstich für Deutschlands größten Batteriespeicher erfolgen. Mit einer geplanten Kapazität von rund 700 Megawattstunden (MWh) soll die Anlage künftig Solarstrom zwischenspeichern – und so zur Energiewende beitragen. Zudem plant RWE auf einer 55 Hektar großen Fläche einen Solarpark für bis zu 20.000 Haushalte sowie ein Gaskraftwerk, das bei Wind- und Sonnenflaute einspringen soll.

Die Kühltürme verschwinden, der Todesmüll bleibt. (Raimund Kamm vom Verein Forum – Gemeinsam gegen das Zwischenlager)

Der Atommüll bleibt – noch Jahrzehnte

Trotz aller Zukunftspläne bleibt ein Teil der Vergangenheit bestehen: das Zwischenlager für die Brennelemente. Es hat eine Genehmigung bis 2046 und könnte laut Experten noch deutlich länger gebraucht werden, bis ein bundesweites Endlager gefunden ist. Dieses geplante bundesweite Endlager wird frühestens zwischen 2046 und 2068 erwartet

Atomkritiker Raimund Kamm vom Verein Forum – Gemeinsam gegen das Zwischenlager und für eine verantwortbare Energiepolitik bringt es auf den Punkt: „Die Kühltürme verschwinden, der Todesmüll bleibt.“

Ein Tag zwischen Abschied und Aufbruch

Mit der Sprengung der Kühltürme endet in Gundremmingen ein Kapitel der deutschen Atomgeschichte. Für viele war es ein emotionaler Moment – ein Abschied mit Grillduft, Staubwolken und Geschichte. Während die Kühltürme fallen, entsteht in Gundremmingen bereits das Fundament für eine neue Ära der Energiegewinnung. Ein Symbolwandel – vom Atomkraftwerk zur Zukunft der Stromspeicherung.

Video

Galerie

Fotos: Thomas Heckann/RWE

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