Das Universitätsklinikum Ulm wollte eine Initiative von türkischstämmigen niedergelassener Ärztinnen und Ärzten unterstützen und rief deswegen in einem Internen Flyer dazu auf, auf verschiedenen Stationen des Klinikums abgelaufene aber jedoch "voll funktionsfähige, hochwertige, intakt und original verpackte Verbrauchsmaterialien" (wie Verbandsmaterial, Magensonden oder Blasenkatheter), wie es in einer Mitteilung des Klinikums hieß, zu sammeln. Dieses Material hätte am Universitätsklinikum aufgrund einer Überschreitung des Mindesthaltbarkeitsdatums nicht mehr verwendet werden dürfen, wäre aber laut Uni noch einwandfrei gewesen.
Der Interne Flyer kam natürlich schnell an die Öffentlichkeit und ein Shitstorm im Internet ließ nicht lange auf sich warten. Sätze und Kommentare wie "Zu schlecht für die Uniklinik, aber gut genug für die Erdbebenopfer?!" konnte man darauf hin zuhaufe im Netz lesen. Was viele in ihrem ersten Entrüsten vielleicht nicht mitbekommen hatten: Die Uniklinik kann nur abgelaufenes Material spenden, denn es ist dazu verpflichtet "frisches" Material zu behalten und nicht an Dritte weiterzugegeben. Das heißt: Das Klinikum hätte also entweder abgelaufenes Material spenden, oder gar nicht helfen können.
Mittlerweile hat sich die Uniklinik in einem Statement für das offensichtliche Missverständnis entschuldigt und stoppte die Aktion sogar, betont aber weiterhin, dass Produkte, wie sie die Uniklinik spenden wollte, noch weit über das Ablaufdatum hinaus bedenkenlos eingesetzt werden könne. Bei den Materialien handle es sich ausdrücklich um keine Medikamente oder Lebensmittel. Ist das wirklich so?
DONAU 3 FM Moderator Marcus Oesterle hat sich mit dem Allgemeinmediziner Achim Behr aus Blaustein darüber unterhalten, warum Verbandsmaterial wie Kompressen überhaupt ein Verfallsdatum haben, ob dieses Verbandsmaterial auch nach dem Ablaufdatum noch verwendet werden kann und was passiert überhaupt mit abgelaufenem Material in Krankenhäusern?