Älteste Ulmerin feiert 110ten Geburtstag

Bis 2019 gab sie Rollator-Gymnastik-Kurse

Sie ist die derzeit älteste Bürgerin Ulms sowie auch die Älteste, die jemals in Ulm gelebt hat: Am dritten Oktober wurde Änne Matschewsky 110 Jahre alt.

Da sie erkrankte, hat OB Czisch seinen Geburtstagsbesuch bei der Dame heute nachgeholt. Sie wohnt in der Seniorenresidenz Friedrichsau.

Frau Matschewsky, die im nordrhein-westfälischen Weeze geboren wurde und erst als junge Frau nach Ulm kam, kann nicht nur auf ein langes, sondern auch bewegtes und sehr aktives Leben zurückblicken.

Ihr Gesundheitszustand ist gut. Sie hört etwas schlecht. Vor vier Jahren zog sie vom Wohnbereich in die Pflegeabteilung der Seniorenresidenz. Bis 2019 gab sie noch ihre Rollator-Gymnastik-Kurse. Sie hat sich auch am Ulmer Projekt „Die gewollte Donau 2014“ beteiligt und hat fast 3000 Meter gestrickt und ist bis heute  Unterstützerin der Aktion 100.000 – Ulmer helft.

Hundertjährige

Momentan gibt es 24 Bürger in Ulm, die 100 Jahre oder älter sind. 2022 könnten noch zwei weitere Personen das 100. Lebensjahr vollenden. Frau Matschewsky ist die älteste Ulmerin, auch die älteste Person, die es je in Ulm gab. Die älteste Person in Baden-Württemberg ist 112 Jahre alt.

Änne Matschewsky

Änne Matschewskys Freundin Edith Pichler hatte anlässlich ihres 100. Geburtstages im Jahr 20212 eine Biografie zusammengestellt:

Änne Matschewsky wird 100 Jahre: „Aktivität hält jung“

Änne Matschewsky wurde am 3. Oktober 1912 im nordrhein-westfälischen Weeze als Anna-Maria Magdalena Kertz geboren und entstammt einer kinderreichen Familie. Sie wuchs als Jüngste mit weiteren sechs Geschwistern auf. Durch den väterlichen Beruf bedingt, musste die Familie schon früh sechs Ortswechsel verkraften. Vielleicht trug auch diese Tatsache dazu bei, sich mit Mut, Tatkraft und Entschlossenheit dem Leben zu stellen. Auch prägte sie, dass sie sich gegen vier Brüder wehren musste, wie sie sagt – es herrschten raue Sitten.

Schon im „Zeugnis der Reife“, wie das damalige Abiturzeugnis hieß, bescheinigte man Änne, dass sie sich in den Leibesübungen auszeichnete sowie als Spielleiterin und Vorturnerin. Die Ausbildung zur Turn- und Gymnastiklehrerin verlangte in damaliger Zeit ein universelles Können. Geht man die Erfolge und Auszeichnungen in ihren jungen Jahren durch, so findet man Siege und Platzierungen im Leichtathletik-Mehrkampf, im Neunkampf, sie war Hochschulmeisterin im Kugelstoßen und Diskus, perfektionierte sich beim Speerwerfen, Langstreckenlauf, Schlagball, Geräteturnen, Brust- und Seitenschwimmen, Tischtennis, Segelfliegen und Schießen – das alles beherrschte sie bestens.

1937 kam Änne Kertz nach Ulm. Sie begann ihre berufliche Laufbahn nach dem beendeten Studium in Bonn bei einem der Vorläufervereine des SSV Ulm 1846 (Turnerbund 1846). Ottl Bretzel, den sie 1939 heiratete, kam nicht aus dem Krieg zurück und ihre zwei Kinder verlor sie durch tragische Umstände ganz früh. „Der liebe Gott hatte in meinem Leben nicht immer nur Sonnentage geschickt“, wie sie rückblickend sagt.

1954 gelang Änne Bretzel der Sprung in den Schuldienst. Sie unterrichtete an der List-Schule sowie an der Freien Mädchenschule St. Hildegard. Noch heute trifft sie ehemalige Schülerinnen, die teilweise auch schon in den Achtzigern sind. Bald nach dem Krieg wurde sie Mitglied der Tennisabteilung TSG Ulm 1846, wo sie in den damals üblichen gemischten Mannschaften in Württemberg und auch grenzüberschreitend (z.B. in der Schweiz) spielte. Sie heiratete 1959 Frederik Matschewsky, mit dem sie viele Reisen in vier Kontinente unternahm. Nur eine Reise nach Australien kam nicht zustande, was sie ein wenig bedauert. 1970 schied sie aus dem Schuldienst aus. Es war ihr nicht vergönnt, mit Ehemann Frederik den Lebensabend zu verbringen. Aber sie traf ihre Jugendliebe Kurt wieder und fand in ihm einen liebevollen Partner. Als er Anfang der Neunziger Jahre verstarb, entschied sich Änne Matschewsky schon 1994, ihr Haus aufzugeben und in eine kleine Wohnung in der Seniorenresidenz Friedrichsau zu ziehen. So nahm sie ihr Schicksal wieder einmal selbst in die Hand und steht bis heute für eine optimistische Lebenseinstellung. Gefragt, wie sie denn das alles schaffe, ist ihre knappe Antwort: „Wenn ich jammere, wird es auch nicht besser und hängenlassen gibt es sowieso nicht!“

Auch in der Seniorenresidenz Friedrichsau gehört sie trotz ihres hohen Alters zu den ganz aktiven Bewohnerinnen. Seit es ihre Gesundheit nicht mehr anders zulässt, bietet sie zwei Mal die Woche „Gymnastik mit dem Rollator“ an. Sie ist weiterhin der Motor von vielen Aktivitäten, wozu auch die „Kunkelstube“ zählt. Das ganze jahr über werden Handarbeiten hergestellt (z.B. Sparstrümpfe), die vor Weihnachten verkauft werden. Insgesamt kamen schon über 15.000 € zusammen, die für gemeinnützige Projekte gestiftet wurden.

Obwohl Änne Matschewsky in der Gegenwart und nicht in der Vergangenheit lebt, eine Tradition hat sie von ihren Eltern übernommen. Immer an ihrem Geburtstag gibt es ein Familientreffen, was an sich als normal wäre, nur ihre Verwandten leben verstreut in aller Welt. Sie reisen aus Kanada, Australien, Spanien, Algerien und Brasilien zu jedem Geburtstag und natürlich auch zum Hundertsten an. Gefeiert wird in großer Runde mit Verwandten, Freunden, Bridge- und Gymnastikpartnern sowie Mitbewohnern am 3. Oktober in der Seniorenresidenz Friedrichsau.

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