Anwohner leiden unter Navi-Nutzern

A8-Sperrung

Navigationssysteme haben am Wochenende die Bewohner von Merklingen bis Mühlhausen im Täle verärgert, denn zu viele Autofahrer fuhren nicht auf der ausgeschilderten Umleitung rings um die gesperrte Autobahn 8.

Die Autobahn GmbH hatte für die Bauarbeiten am Wochenende und die notwendige Sperrung der A8 zwischen Merklingen und Mühlhausen so viele Schilder wie noch nie aufgestellt. Bereits 30 Kilometer, vor dem Kreuz Ulm/Elchingen, wurden die Autofahrer auf die Sperrung und sinnvolle Umleitungen hingewiesen. Auf der bevorzugten und gut ausgeschilderten Umleitung über die Bundesstraße 10 staute es sich zwar durch Geislingen, doch durch den vierspurigen Ausbau ab Gingen an der Fils konnte der Verkehr zügig Richtung Plochingen abfließen.

Zahlreiche Autofahrer ignorierten das und fuhren bis Merklingen auf der Autobahn. Manches Navi wies dann den weiteren Weg rechts nach Hohenstadt, teilweise irrig über die Landesstraße Richtung Laichingen, teilweise mitten durch Merklingen. Ausgeschildert war jedoch mit einer temporären abknickenden Vorfahrt der Weg nach links über Nellingen. In der Folge kam es sowohl in der Ortsdurchfahrt Wiesensteig zum Stillstand wie auch in der Ortsdurchfahrt von Gosbach. Hier traf der selbstgewählte Umleitungsverkehr dann auf die Individualisten, die von Geislingen die B466 nach Mühlhausen wählten. Vor der A8-Einfahrt Mühlhausen staute es sich dann vor allem am nachmittags mit Zeitverlusten von weit über einer Stunde.

Die dynamischen Navigationssysteme wählten daraufhin vermeintliche Alternativen, schwer getroffen wurden davon die Weiler Kölleshof und Eselhöfe nahe dem Lämmerbuckel. Sowohl vom Stau vor Wiesensteig wie auch vom Stau vor Gosbach wurden die Autofahrer aus beiden Richtungen zum Kölleshof geleitet, um dann über die Eselhöfe in das 200 Meter tiefer liegende Tal zu kommen. Diese Strecke ist nur bis zu einem Fahrzeuggewicht von sechs Tonnen freigegeben, doch manche Lkw-Fahrer versuchten ihr Glück. Auch der Fahrer eines Fernbusses hing dann am Freitag auf dem Forstweg unter der Todsburgbrücke fest. Im Rückwärtsgang musste er mit fast zwei Stunden Zeitaufwand wieder zurück auf befestigte Straßen.

Ein Mitarbeiter der Autobahn GmbH postierte sich daraufhin vor dem Kölleshof, um Lkw-Fahrer durch Appelle an die Vernunft am Abbiegen zu hindern. Auch die Pkw mit Anhänger kamen nicht mehr weiter, ein Niederländer beschädigte sich die Deichsel seines Wohnwagens, weil er beim Wenden sein Gespannes zu stark einknickte. Zeitweise standen sich auch Pkw aus beiden Richtungen gegenüber und blockierten sich gegenseitig.

Wie blank die Nerven der Autofahrer im Stau lagen, konnte man an einigen Hupkonzerten hören und als ein Landwirt seinen Traktor auf der Zufahrtsstraße stehen mies, um einem Motorradfahrer den Weg Richtung Autobahn zu erklären, wollten zwei Pkw-Fahrer nicht warten und fuhren kurzerhand über den abgeernteten Acker, um dann wenige Meter weiter doch wieder im Stau zu stehen.

Die Straßenverkehrsbehörde ordnete noch am Freitag vor dem Kölleshof eine Gewichtsbeschränkung auf 3,5 Tonnen an, doch auch dieses Schild wurde immer wieder ignoriert. Auch die Autobahn GmbH reagierte und programmierte die LED-Tafeln vor dem Kreuz Ulm/Elchingen und vor Ulm-West um, der zusätzliche Text „Navi aus“ sollte dazu animieren, sich auf die sinnvoll geplante Umleitungsstrecke zu verlassen.

In den Nächten und vormittags beruhigte sich die Verkehrslage, doch auch am Samstagnachmittag und am Sonntagnachmittag kam es zu fast den gleichen Stauungen. Ähnliche Verkehrsbehinderungen sind noch an zwei Wochenenden im September zu erwarten, wenn der gleiche Autobahnabschnitt nochmals wegen Rodungsarbeiten gesperrt werden muss.

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