Atombombe auf Hiroshima jährt sich zum 75. Mal

Am 6. August 1945, also heute vor genau 75 Jahren, haben die US-amerikanischen Streitkräfte eine Atombombe auf die japanische Stadt Hiroshima abgeworfen, drei Tage später auf die Stadt Nagasaki. Über 200.000 Menschen sind ums Leben gekommen, viele leben mit Strahlenschäden, teilweise bis heute. In Ulm findet dazu um 17 Uhr eine Mahnwache auf dem Hans-und-Sophie-Scholl-Platz statt.




Wir haben uns zu diesem bitteren Jubiläum mit Juliane Dickel, Atomexpertin beim BUND (Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland) unterhalten.

DONAU 3 FM: Frau Dickel, die Gefahren von Atomenergie und Atomwaffen sind seit Jahrzehnten bekannt. Wieso steigt Deutschland erst jetzt aus der Atomkraft aus?

Juliane Dickel: Der Atomausstieg in Deutschland zieht sich schon seit Jahrzehnten hin. Die Politik hat lange an dieser Hochrisikotechnologie festgehalten und sie wurde von Anfang an politisch gewollt. Daher ist es aber auch umgekehrt umso beeindruckender, wie stark die Erkenntnis um die Gefahren in der Gesellschaft verankert sind, und was ja letztlich auch dazu geführt hat, dass es eben die Bürgerinnen und Bürger waren, die nach der Reaktorkatastrophe von Fukushima durch Großproteste überhaupt den Atomausstieg endgültig durchgesetzt haben.

DONAU 3 FM: In diesem Herbst geht die Suche nach einem Atommülllager in die nächste Runde. Worauf kommt es dem BUND dabei besonders an?

Juliane Dickel: Transparenz, größtmögliche Beteiligung der Öffentlichkeit und Wissenschaftsbasiertheit. Alle Informationen müssen auf dem Tisch liegen. Nur so kann das Verfahren überhaupt glaubwürdig sein – und ohne Glaubwürdigkeit droht es schon von vornherein zu scheitern. Dabei ist ganz klar: Der deutsche Atommüll muss in Deutschland gelagert werden, denn es gibt überhaupt keine andere sozial vertretbare Alternative. Aber der Müll muss eben am bestmöglichen Standort gelagert werden, also am sichersten Standort – und nicht irgendwo.

DONAU 3 FM: Angenommen, alle Atomkraftwerke werden abgeschaltet und alle Atomwaffen aus Deutschland abgezogen, wären wir dann ein Land ohne Atomkraft?

Juliane Dickel: Selbst, wenn in Deutschland alle Atomkraftwerke abgeschaltet sind und wenn auch keine Atomwaffen mehr in Deutschland stationiert wären, wären wir immer noch Teil der nuklearen Kette, wären wir immer noch kein atomfreies Land. Leider. Die Brennelementefabrik in Lingen stellt weiter Brennelemente her und beliefert damit Atomkraftwerke im Ausland. Die Urananreicherungsanlage in Gronau reichert weiter Uran an. Die Forschungsreaktoren forschen weiter an dieser Hochrisikotechnologie. Und das alles ohne zeitliche Begrenzung. Das kann nicht sein. Der BUND fordert einen schnellen und kompletten Atomausstieg in Deutschland und weltweit.



DONAU 3 FM: Vielen Dank für das Gespräch, Juliane Dickel, Atomexpertin beim BUND, und für ihre Einschätzung zur aktuellen Atompolitik in Deutschland.

Die Mahnwache „Hiroshima gedenken“ in Ulm findet um 17 Uhr auf dem Hans-und-Sophie-Scholl-Platz statt. Organisiert wird sie von der Gruppe Friedensbewegt Ulm.

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