Es hat einen kurzen Augenblick gedauert, bis Julia Ungerer am frühen Morgen des 4. Oktober realisierte, woher das Geräusch kam, das sie aufgeweckt hatte. „Ich hatte Corona – ziemlich akut- und war richtig krank.“ Sie habe dann aber trotzdem recht schnell begriffen, dass es die Rauchmelder im Flur sind, die piepend auf sich aufmerksam machten. Es habe im Haus bereits häufiger einen Fehlalarm gegeben, aber an diesem Tag brannte es tatsächlich im oberen Stockwerk.
Die 25-jährige Bestatterin wohnte rund drei Jahre zur Untermiete in dem Haus der älteren Frau in Ulm-Wiblingen, übernahm für die Frau einigen Aufgaben im Haushalt. Sie trafen sich häufiger zum „Kaffee trinken und schwätzen“, wie Julia Ungerer selbst berichtet.
Meine Nachbarin hatte die Angewohnheit, dass sie nachts eben von innen die Tür zuschließt.
So war klar, dass es für die ältere Frau schwierig werden würde, selbstständig aus der Wohnung zu kommen. Glücklicherweise wusste Julia Ungerer, wo sie den Ersatzschlüssel finden konnte – für Notfälle hatte ihre Nachbarin ihr den Ort verraten. In der Brandnacht ging sie also nach oben in den zweiten Stock, zu der Wohnung der älteren Frau. „Im Flur habe ich den Rauch auch bereits gerochen.“
Es sei wie eine graue Wand gewesen, als sie die Tür zu der Wohnung öffnete. Trotzdem habe sie die Frau dann schnell gefunden, sie aus dem Haus gebracht und von dort aus die Feuerwehr gerufen.
Oberbürgermeister Czisch und einige Rettungskräfte lobten den Einsatz der 25-Jährigen. Es sei besonders, dass sie in der Situation genau richtig gehandelt habe und damit vermutlich ihrer Nachbarin das Leben rettete.
Für ihre Heldentat erhielt sie nun die Urkunde für die Rettung eines Menschen aus Lebensgefahr und der Einsatz des eigenen Lebens, eine Auszeichnung des Landes Baden-Württemberg.