B10 Ulm - Drei Baustellen in einer Nacht

Baustelle

In Ulm fuhr auf der Wallstraßenbrücke komplett still. Die Stadt nutzte die Nacht von Montag auf Dienstag für gleich drei Bauarbeiten auf der Bundesstraße 10. Es war eine Nacht der Kräne, Prüfer und Brückenbauer. Ein lange eingelagertes Bauwerk wurde nach zehn Jahren eingebaut.

Normalerweise herrscht auf der B10 auch nachts reger Verkehr. Doch in dieser Nacht war es gespenstisch ruhig. Der Grund: Die wichtige Wallstraßenbrücke wurde auf Herz und Nieren geprüft. Ein spezielles Untersichtgerät erlaubte den Ingenieuren einen genauen Blick von unten. Andrea Röhrer, Sachgebietsleiterin für den Ingenieurbau bei der Stadt Ulm, hatte alle drei Baustellen gemeinsam mit ihren Kollegen im Blick.

Die Aufgabe war anspruchsvoll. Unter der Brücke verlaufen 14 Bahngleise. Deren Fahrleitungen führen 15 000 Volt Spannung. Für die Prüfung mussten sie abgeschaltet werden, das geht nur nachts, wenn der Bahnbetrieb ruht. „Parallel zum Brückeneinhub wird eine Schilderbrücke abgebaut… und auch ein Teil der Wallstraßenbrücke einer Brückenprüfung unterzogen“, erklärt Röhrer. Die Schilderbrücke musste dem kommenden Abriss der östlichen Brückenhälfte weichen.

Die eingelagerte Brücke kommt zum Einsatz

Das größte Spektakel war der Einhub einer Fußgängerbrücke. Dieses Bauwerk hat eine lange Geschichte. „Die Brücke war zehn Jahre eingelagert“, sagt Andrea Röhrer. Sie wurde bereits 2015 als Ersatz für ihren Vorgänger gebaut. Doch der Einbau wurde damals gestoppt. Der Grund: Die Brücke hätte den Blick auf die historische Doppelcaponniere der Kienlesbergbastion gestört.

So wurde die fertige Brücke eingelagert. Jahrelang lag sie am Rand eines Parkplatzes im Donautal. Man konnte sie sogar auf Satellitenbildern erkennen. Nun bekommt sie ihre zweite Chance mit einem anderen Geländer. Das Gittergeflecht ist wesentlich transparenter als 2015 geplant, damit es den Blick nicht so stark stört. Die Brücke wird ab Februar als Umleitung für Fußgänger und Radfahrer zwischen Kienlesberg und Lehrer Tal gebraucht. „Wir haben sie nun früher einbaut, damit eine kurze Umleitungsstrecke möglich wird“, so Röhrer. Später wird sie Teil der Wege für die Landesgartenschau 2030.

Der Transport der 23 Meter langen und 22 Tonnen schweren Brücke begann um Mitternacht. Über den Kuhbergring und den Berliner Ring ging es zur Baustelle. Kurz nach ein Uhr kam der Schwertransport an. Auf der gesperrten B10 wurde die Brücke abgelegt und ein Hilfsgeländer montiert. Währenddessen zog Nebel auf und die Kranspitze war eigentlich nur noch durch den dort angebrachten Arbeitsscheinwerfer zu erkennen.

Dann schwebte die Brücke am Haken eines Mobilkrans ein. Präzise wurde sie in die vorbereiteten Widerlager gesetzt. Gegen drei Uhr morgens war alles geschafft. Die Brücke bekommt noch ein spezielles Seilgeländer. So bleibt der Blick auf die Festungsanlage frei. Gegen fünf Uhr morgens rollte der Verkehr wieder. Dank der Koordination der drei Baustellen konnten mehrere Sperrungen auf der B10 zu einer einzigen zusammengefasst werden.

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