B10 Ulm: Rauch quillt aus dem Westringtunnel

Großübung in der Nacht zum Sonntag

Nur wenige Minuten nachdem am Samstagabend Rauch aus dem Ulmer Westringtunnel quoll, gab es schon die ersten besorgten Fragen in den lokalen sozialen Medien. Feuerwehr und Rettungsdienst übten in dem Tunnel der Bundesstraße 10 die Rettung nach einem Unfall. In der Zwischenzeit standen zahlreiche Autofahrer im Stau.

Zweimal im Jahr finden im Tunnel der wichtigsten Ulmer Verkehrsachse nachts Wartungsarbeiten statt. Steve Endel, Leiter der Verkehrsinfrastruktur der Stadt Ulm, kommt fast schon ins Stocken, wenn er aufzählt, was alles an Technik im Tunnel verbaut ist. Rund 90 000 Fahrzeuge sind täglich auf der B10 unterwegs, damit sie sicher durch den Tunnel kommen, gibt es Videoüberwachung und Brandmeldeanlagen, Entlüftungen, Notbeleuchtungen, Schranken, Notausgänge und einiges mehr.

Passiert ist in den letzten Jahren wenig im Tunnel, auch wenn beispielsweise ein Auffahrunfall von drei Lkw im Tunnel mit lediglich Blechschäden glimpflich ausging. Die Feuerwehr und der Rettungsdienst wollen auf Unfälle vorbereitet sein und daher wird regelmäßig dafür geübt. Die nächtlichen Tunnelsperrungen für die Revisionsarbeiten boten die ideale Möglichkeit für eine Großübung.

Mehrere Nebelmaschinen im Einsatz

Gegen 21 Uhr wurde der Tunnel in beiden Richtungen gesperrt, um ein halbes Dutzend alte Unfallfahrzeuge in die Röhre in Fahrtrichtung Neu-Ulm zu bringen und damit die Übung realistisch zu gestalten. Dazu kamen mehrere Nebelmaschinen und literweise Nebelfluid. Um diese Uhrzeit herrschte gerade aus Richtung Neu-Ulm noch viel Verkehr, was zu einem Rückstau vom Tunnel bis zum Dreieck Neu-Ulm führte. Der oberirdische Weg zum Ehinger Tor musste immer wieder gesperrt werden, um Übungsfahrzeuge zum Tunnel zu bringen.

Bis alles eingerichtet war, wurde es 23 Uhr und der Tunnel konnte eingenebelt werden. Übungsannahme war ein Unfall mit einem brennenden Kleintransporter und Folgeunfällen. 16 Darsteller spielten die Verletzten, darunter auch FWG-Gemeinderat Klaus Kopp, der selbst jahrzehntelang im Rettungsdienst aktiv war. Kopp lag mit einer stark blutenden Beinverletzung auf einem Gehweg im Tunnel.

Rauch quillt aus dem Tunnel

Der Rauch zog wegen des Umgebungswindes in Richtung Norden und quoll an der Zufahrt Söflinger Straße heraus. Manche Autofahrer stoppten, eine Autofahrerin legte sogar den Rückwärtsgang ein, um dem vermeintlichen Brand zu entkommen. Die Polizisten, die die Übung beobachten, mussten den Verkehr regeln. Im Tunnel wurde der künstliche Rauch immer dichter und lies die Sichtweite stellenweise auf unter einen Meter sinken. Wer dort laufen wollte, konnte trotz Taschenlampe und Notbeleuchtung seine eigenen Füße nicht mehr sehen.

Die alarmierten Feuerwehrleute rüsten sich vor dem Tunnel nicht nur mit Atemschutzgeräten aus, sondern nehmen zusätzlich Taststöcke mit, die auch Sehbehinderte verwenden. In parallelen Reihen haben sie den Tunnel nach Verletzten abgesucht und gleichzeitig auch die Brandursache gesucht. Gehfähige Verletzte wurden sofort nach draußen begleitet, wer nicht gehen konnte, wurde mit Tragen nach draußen gebracht. Dort, wo es Wege abkürzte, wurde auch über die Fluchttüren zur zweiten Tunnelröhre gerettet.

An der Rauchgrenze wartete der Rettungsdienst auf die Verletzten, um sie versorgen zu können. Die Besatzungen von sieben Rettungswagen, drei Notarzteinsatzfahrzeugen, Leitender Notarzt und Einsatzleiter Rettungsdienst waren dazu in die Übung eingebunden. Um die zahlreichen medizinischen Einsatzkräfte effektiv zu führen, stand auf der Wendeplatte der Einsatzleitwagen des ASB als Bindeglied zwischen Einsatzkräften, Rettungsleitstelle und Krankenhäusern.

Feuerwehr, Notarzt und Rettungskräfte im Einsatz

Auch die Einsatzleitfahrzeuge der Feuerwehr standen auf der Wendeplatte, der Sackgasse, die zusätzlich eine Rettungszufahrt zum Tunnel hat. Am Samstagabend wurde das Halteverbot von den anderen Verkehrsteilnehmern respektiert und die Rettungsfläche war frei. Auch in der Söflinger Straße. am Bismarckring und in der Schillerstraße waren Feuerwehrfahrzeuge bereitgestellt, der Rettungsdienst belegte die Ränder des Söflinger Kreisel. Unterstützt wurde die Einsatzleitung durch die Drohnenstaffel der Feuerwehr, die Luftaufnahmen lieferte, auf denen auch die Rauchausbreitung für möglicherweise notwendige Warnmeldungen erkennbar war.

Wie unberechenbar Tunnel bei scheinbarer Windstille sein können, fiel auch Andreas Burst auf, der die Übung mitorganisierte. Nach seiner Zählung wechselte während des zweistündigen Übungseinsatzes viermal die Windrichtung und dann kam der Rauch eben nicht mehr am Finanzamt aus dem Tunnel sondern auf der Neu-Ulmer Seite, um wenige Minuten später wieder zurück zu wechseln. Normalerweise schaltet sich bei einem Brand auch die Tunnelbelüftung auf höchste Leistung, diese wurde zeitweise abgeschaltet, um durch die simulierte Störung die Übung noch anspruchsvoller zu gestalten.

Als die Söflinger Feuerwehr dann ihren Großlüfter, der auf einem Lkw-Anhänger aufgebaut ist, auf Neu-Ulmer Seite in Stellung gebracht hatten und das Hochleistungsgebläse starteten, dauerte es nur wenige Minuten, bis wieder klare Sicht herrschte. Damit ist dann auch bei einem realen Brand im Tunnel die Gefahr schnell gebannt.

Gegen halb zwei Uhr nachts wurde dann die Übung beendet, zwischenzeitlich hatte Schneefall eingesetzt und daher wurden die Übungs-Verletzten zum Aufwärmen in die Feuerwache gebracht. Dort gab es dann noch mitten in der Nacht für die über einhundert Übungsteilnehmer ein Essen, bevor dann die Fahrzeuge wieder für reale Einsätze einsatzklar gemacht wurden.

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