Bayerns Königsschlösser sind jetzt Welterbe

Neuschwanstein und Co.

Jubel im Allgäu und weit darüber hinaus: Nach jahrelangem Bemühen sind die märchenhaften Schlösser Ludwig II. in die Liste des Welterbes der Unesco aufgenommen worden.

Bayern jubelt über seine Schlösser: Nach der Würzburger Residenz und der Kirche «Die Wies» sind auch die Königsschlösser aus der Zeit Ludwig II. von der Unesco zum Welterbe erklärt worden. Auf ihrer Sitzung in Paris nahm die Welterbekommission der UN-Kulturorganisation das Schloss Neuschwanstein, die Schlösser Herrenchiemsee und Linderhof sowie das Königshaus am Schachen in die Welterbeliste auf. In Bayern war seit mehr als einem Vierteljahrhundert auf diese Auszeichnung hingearbeitet worden.

Jedes fünfte deutsche Welterbe in Bayern
Der Freistaat hat damit seine führende Position bei Welterbestätten weiter ausgebaut. 11 der 55 deutschen Welterbestätten liegen in Bayern oder berühren den Freistaat. Die Liste könnte noch länger werden. Bayern bemüht sich etwa um die Aufnahme der Münchner Olympiastätten als Welterbe.
In der Gemeinde Schwangau im Allgäu, wo Neuschwanstein liegt, wurde die Entscheidung unter großem Jubel live aus Paris auf einer Videoleinwand übertragen. Allerdings gibt es auch Kritik: Die Besuchermassen auf den zum Teil engen Zufahrtsstraßen in den Bergen sorgen regelmäßig für Ärger bei den Einheimischen.

Tourismus-Magneten
Die prachtvollen Schlösser in idyllischer Umgebung in Oberbayern sind seit nahezu 140 Jahren ein Touristenmagnet. Die Prunkbauten von Ludwig II. (1845-1886) lockten im vergangenen Jahr über 1,7 Millionen Besucher, viele davon Urlauber aus dem Ausland. «Mit Millionen von Besuchern im letzten Jahr sind die Königsschlösser ein Anziehungspunkt ersten Ranges. Die heutige Anerkennung wird diese internationale Strahlkraft weiter stärken – und das ist eine wunderbare Chance für den Tourismus in Bayern und in ganz Deutschland», sagte Bayerns Tourismusministerin Michaela Kaniber (CSU).
«Die Aufnahme der Schlösser in die Welterbeliste ist eine herausragende Würdigung dieser eindrucksvollen Orte», sagte die Präsidentin der Deutschen Unesco-Kommission, Maria Böhmer. «Sie sind allesamt architektonische Meisterwerke und zeugen von der künstlerischen Vorstellungskraft, aber auch der Exzentrik des Märchenkönigs.»
Markus Söder (CSU) bezeichnet die Aufnahme in die elitäre Liste als ein «Märchen», das wahr geworden sei. «Das ist ein weltweiter Ritterschlag für Schloss Neuschwanstein, Schloss Herrenchiemsee, Schloss Linderhof und das Königshaus am Schachen», sagte Söder nach Bekanntwerden der Entscheidung. «Gerade Neuschwanstein ist Bayerns Wahrzeichen schlechthin», betonte der Ministerpräsident.

Eine Liga mit Akropolis
Finanzminister Albert Füracker (CSU) sagte, die bayerischen Schlösser befänden sich damit auf einem Niveau mit weltweiten Baudenkmälern wie der Akropolis in Athen oder Schloss Versailles. Kunstminister Markus Blume (CSU) betont: «Hier verschmelzen große Baukunst und atemberaubende Landschaft zu unvergleichlichen Gesamtkunstwerken. Mit dieser Entscheidung wächst die bayerische Familie der UNESCO-Welterbestätten auf elf glanzvolle Mitglieder. Jede dieser Stätten bewahrt ein Stück unserer reichen Kulturgeschichte im Freistaat – von der Antike bis in die Moderne.»

Ludwigs Schlösser sollen Fantasien wecken
Die in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts errichteten Königsschlösser sollen den Eindruck historischer Bauten erwecken und Mittelalter-Träume und Fantasien wecken. Schloss Neuschwanstein etwa wurde wie eine mittelalterliche Ritterburg erbaut und Schloss Herrenchiemsee nach dem Vorbild von Versailles errichtet. Tatsächlich handelt es sich bei den imposanten Schlössern aber um für ihre Zeit moderne Bauwerke. «Gebaute Träume» betitelte die Bayerische Schlösserverwaltung die Welterbe-Bewerbung.
Das begehrte Welterbe-Siegel ist zwar nicht mit einer finanziellen Förderung verbunden, erhöht aber die weltweite Bekanntheit und das Ansehen der ausgezeichneten Kulturstätten, was dem Tourismus zugutekommt. Der Staat verpflichtet sich, Welterbestätten langfristig zu erhalten und zu schützen und muss der Unesco darüber regelmäßig Bericht erstatten.

Bislang 54 Welterbestätten in Deutschland
Weltweit gab es nach Angaben der Deutschen Unesco-Kommission vor der diesjährigen Sitzung 1.223 Welterbestätten in 168 Ländern. Die meisten sind Kulturdenkmäler wie das mittelalterliche Quedlinburg in Sachsen-Anhalt. Es gibt aber auch Naturerbestätten wie die Grube Messel in Hessen, die durch ihre zahlreichen Fossilienfunde bekannt ist. Insgesamt gab es in Deutschland bislang 54 Welterbestätten, darunter die Altstädte von Stralsund und Wismar, der Kölner Dom, das Wattenmeer und die römischen Grenzanlagen des Limes.

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