Biberach lässt den Esel tanzen: Lenk’sche Skulptur dreht sich wieder!

Abdera lässt grüßen!

Biberachs Esel dreht sich wieder: Zum 25-jährigen Jubiläum der Esel-Skulptur von Peter Lenk auf dem Biberacher Marktplatz wird ein Bürgerwunsch erfüllt: Ab Montag wird die Arretierung zwei Wochen lang gelöst – der Esel kann sich dann wieder frei im Wind drehen.

Zum 25-jährigen Jubiläum wird auf dem Biberacher Marktplatz ein Stück Kunstgeschichte lebendig: Der berühmte Lenk’sche Esel von Bildhauer Peter Lenk darf sich erstmals seit vielen Jahren wieder frei im Wind drehen – und das ganze zwei Wochen lang, vom 5. bis 18. Mai 2025.

Ursprüngliches Konzept des Künstlers

Was viele vielleicht gar nicht wussten: Die 1999 aufgestellte Skulptur war ursprünglich so konstruiert, dass sie sich wie ein Wetterhahn im Wind drehen konnte. Doch die Realität spielte nicht mit – der Wind wehte zu schwach, der Esel stand meist still und zeigte seine Rückseite in Richtung der ankommenden Besucher. Die Stadt reagierte: 2001 wurde die Figur fest arretiert, um die kunstvoll gestaltete Seite dauerhaft Richtung Kirche und Rathaus zu zeigen. Die Esel-Skulptur ist übrigens eine Tonne schwer, sieben Meter lang und 3,8 Meter hoch.

Doch zum runden Geburtstag kehrt der Esel zu seinen Wurzeln zurück. Auf Wunsch von Bürgerinnen, Bürgern und Kunstfreunden – darunter das „Theater ohne Namen“ und die Wieland-Gesellschaft – wird die Arretierung temporär aufgehoben. Damit wird das ursprüngliche Konzept des Künstlers wieder erlebbar.

Wer in den kommenden Tagen also über den Biberacher Marktplatz spaziert, sollte einen Blick nach oben werfen: Welche Richtung der Esel einschlägt, entscheidet dann nur der Wind – und vielleicht auch ein wenig der Zeitgeist.

Abdera lässt grüßen!

Die von Bildhauer Peter Lenk geschaffene Skulptur des Esels wurde im Mai 2000 teils aus Spenden finanziert an prominenter Stelle in Biberach angebracht. Im Eselrelief ist der „Prozess um des Esels Schatten“ (aus dem satirischen Roman „Die Abderiten“ von Christoph Martin Wieland, Biberachs größtem Sohn) verkörpert.

In Wielands Geschichte aus dem Jahr 1779 entbrennt ein absurder Streit um den Schatten eines Esels. Ein Zahnarzt hatte das Tier von einem Eseltreiber gemietet, um zu einem Patienten in die Nachbarstadt zu reisen. Als er in der Mittagshitze im Schatten des Esels Rast macht, protestiert der Vermieter heftig, da nur das Reittier selbst, nicht aber dessen Schatten vermietet worden sei. Der Streit eskaliert so sehr, dass beide nach Abdera zurückkehren, um vor Gericht zu ziehen – der eigentliche Patient bleibt unbehandelt, und der Konflikt spaltet schließlich die ganze Stadt.

Lenk hat auch zeitgenössische Bezüge in seine Eselskulptur eingearbeitet: Im Körper des Tiers ist etwa der frühere Bundeskanzler Helmut Kohl mit einem Geldumschlag zu erkennen – ein Verweis auf die CDU-Spendenaffäre, die damals für Schlagzeilen sorgte. Auch der Kopf des damaligen Kulturdezernenten Hans-Peter Biege und ein Selbstporträt Lenks sind – neben den Abderiten – in der Figur zu entdecken.

Vor und teils auch noch nach der Enthüllung der Skulptur entbrannte eine kontroverse Diskussion um diesen Esel in Biberach. Heute ist er ein Wahrzeichen der Stadt und auch nicht mehr wegzudenken.

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