Die Deutsche Bischofskonferenz spricht sich dafür aus, den diskriminierenden Münster-Melchior zu ersetzen. Münsterdekan Gohl wird für Entscheidung der Gemeinde mit Hass-Mails konfrontiert. Das Afrodeutsche Forum Ulm hält die Darstellung dieser speziellen Figur ebenfalls für rassistisch.
In der Debatte um die rassistisch dargestellte Melchior-Figur in der Ulmer Münsterkrippe hat sich jetzt auch die Deutsche Bischofskonferenz zu Wort gemeldet: Die katholische Kirche hat sich dafür ausgesprochen, klischeehafte oder diskriminierende Darstellungen der Könige in Krippen zu ersetzen.
Darstellungen, „in denen dunkelhäutige Menschen sich wiedererkennen können“, seien sinnvoll, so der Sprecher der Deutschen Bischofskonferenz, Matthias Kopp. Die drei Weisen, Magier oder Könige stünden dafür, „dass Menschen unterschiedlicher Hautfarbe und aus unterschiedlichen Völkern Christus verehren“. Deswegen gebe es in vielen Krippen mit Melchior auch eine schwarze Figur, so Kopp weiter. „Eine Krippe ohne Melchior würde dagegen suggerieren, dass Christus nur für weiße Menschen zur Welt gekommen ist. Das wäre grundfalsch und würde zu Recht als rassistisch bezeichnet.“
Es geht also, was in der Diskussion betont werden muss, nicht darum, den schwarzen König an sich aus der Krippe zu entfernen, sondern nur rassistische Darstellungen derselben nicht mehr öffentlich zu zeigen.
Friedrich Hervé Lien Mbep, Sprecher des Internationalen Beirats der Stadt Ulm und Mitgründer des Afrodeutschen Forums Ulm/Neu-Ulm, hält die Darstellung dieser speziellen Melchior-Figur ebenfalls für rassistisch. Ebenso Samrawit Araya aus Ravensburg, die sich für die Petition „Black History in Baden-Württemberg“ engagiert, sieht in der Figur eine Karikatur gegenüber den anderen beiden Königsfiguren eben dieser Formation. Und auch die afrodeutsche Gospelsängerin Siyou Isabelle Ngnoubamdjum aus Ulm sieht in dieser speziellen Figur Verachtung und Rassismus.
Der umstrittene Münster-Melchior hat eine regelrechte Fratze, dicke Lippen, krumme Beine und einen Goldreif am nackten Fuß. Das sei eben eine rassistische Darstellung eines schwarzen Menschen, so Münsterdekan Ernst-Wilhelm Gohl. Nur deshalb sollen die Figuren im Ganzen, also alle Heiligen Drei Könige, so nicht mehr ausgestellt werden. Und nur deshalb werden in der Ulmer Münsterkrippe in diesem Jahr keine Heiligen Drei Könige stehen. Über das weitere Vorgehen soll dann in Ruhe im Januar entschieden werden. Die umstrittene Figur stammt aus den 1920er Jahren.
Münsterdekan Gohl wird, seit die Entscheidung seiner Gemeinde in der Öffentlichkeit so heftig diskutiert wird, teilweise stark angefeindet und mit Hass-Mails konfrontiert, die „teilweise unter die Gürtellinie gehen“.