Das sagt ein Ulmer Lungenarzt zum Corona-Virus

Die Coronakrise sorgt aktuell für viel Besorgnis und Verwirrung – so wirklich auskennen tun sich die wenigsten mit der Lunken-Krankheit COVID-19. DONAU 3 FM hat mit einem Experten gesprochen, der sich allerdings schon aus Berufsgründen damit auskennen sollte: Dr. Michael Barczok vom Lungenzentrum Ulm.

Herr Barczok, danke für Ihre Zeit – wir können uns vorstellen, dass Sie gerade genug zu tun haben. Im Moment hört man viel von der so genannten „Risikogruppe“ – wer gehört da eigentlich dazu?

Dr. Michael Barczok: Zur Risikogruppe gehören Patienten mit Erkrankungen, die die Immunabwehr abschwächen. Beispielsweise Diabetiker, Tumorerkrankte oder auch Patienten mit chronischen Entzündungserkrankungen, die Medikamente bekommen, die die Abwehr schwächen. Zudem gehören zu der Risikogruppe auch Menschen mit chronischen Lungenkrankheiten, insbesondere COPD.  Asthmatiker gehören meines Erachtens nicht dazu, sofern sie gut behandelt sind. Dennoch beginnt im Moment auch noch die Pollenzeit, weshalb diese Patienten besonders jetzt darauf achten sollten ihre Medikamente zu nehmen. Vor allem Cortisonsprays, die die Abwehr nicht reduzieren, aber dafür sorgen, dass die Bronchien offen bleiben.

Wenn man das Virus hat, wie kann der Krankheitsverlauf aussehen?

Den Verlauf kann man in drei Gruppen aufteilen: Einmal nur leichte Atemwegsbeschwerden, also Nase, Rachen und grippaler Infekt. Der stärkere Verlauf wäre dann mit hohem Fieber, quälendem Husten, Durchfall und Gliederschmerzen, die relativ intensiv auftreten. Dann gibt es noch einen kleinen Teil der Betroffenen, bei dem der Virus direkt das Lungengewebe befällt und eine Entzündung auslöst, an der man gegebenenfalls versterben kann, da der Sauerstofftransport nicht mehr richtig funktioniert.

Diese Menschen müssen dann beatmet werden und sorgen aktuell für die großen Probleme im Gesundheitssystem überall auf der Welt.

In Österreich darf man seit Mittwoch nur noch mit einem Mundschutz zum Einkaufen. Bei uns in Deutschland wird dieses Thema noch heiß diskutiert. Was sagen denn Sie zum Mundschutz?

Ganz allgemein: Ein Mundschutz hilft. Der ganz einfache chirurgische Mundschutz nutzt nur um auf Seiten des Patienten zu verhindern, dass er bei Husten oder Niesen massiv Tröpfchen mit Erregern im Raum freisetzt. Sich selbst kann man damit aber kaum schützen, weil diese Art von Masken zu allen Seiten offen sind und damit Erreger eingeatmet werden können.

Zum Eigenschutz bräuchte man sogenannte FFP2-Masken, die entsprechend dicht sind und tatsächlichen Schutz vor Erregern für den Träger bieten, die sind aber im Moment sehr schwierig zu beschaffen. Bei beiden Masken ist wichtig, dass man genügend Abstand zu anderen Menschen hält. Das halte ich aktuell auch für die sicherste Maßnahme im Alltag.

Mit den 1,50 Meter Abstand kann man auch ohne Mundschutz – zumindest im Freien – gut zurechtkommen. Außerdem bitte nicht vergessen, die Hände zu waschen! Damit vermeidet man Schmierinfektionen.

Danke Herr Dr. Barczok für ihre Zeit.

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