Dornstadt - Zoll findet Hochzeits-Gold

Auch wenn es innerhalb der Europäischen Union (EU) nahezu freien Warenhandel gibt, muss bei der Einfuhr aus anderen Ländern teilweise Zoll bezahlt werden. Bei Dornstadt hat das Ulmer Hauptzollamt Urlauber auf der Autobahn kontrolliert. Urlaubsmitbringsel im Wert von rund 400 000 Euro mussten nachverzollt werden.

Fast 250 Fahrzeuge wurden in den vergangenen drei Wochen kontrolliert und in 107 Fällen mussten die Zöllner die Reisenden beanstanden. Damit wurde fast 62-mal waren die eingeführten Waren so wertvoll, dass es nicht nur ordnungswidrig war, sondern es musste ein Strafverfahren eröffnet werden. Doch auch in elf Fällen wurden Waffen gefunden, die beschlagnahmt wurden und Strafanzeigen wegen Verstößen gegen das Waffengesetz geschrieben werden mussten. Über 16 000 Zigaretten mussten nachversteert werden. Die Abgaben und Sicherheitsleistungen haben sich an 15 Kontrolltagen auf über 112 000 Euro summiert.

Auf einem ehemaligen Tankstellengelände hat das Technische Hilfswerk Blaubeuren mehrere Zelte aufgebaut und mit einem Aggregat für Strom und Licht gesorgt. Doch auch das Hauptzollamt Ulm hat modernste Technik aufgefahren. Ein Kleintransporter mit eingebautem Röntgengerät wurde für Gepäckkontrollen wie auf dem Flughafen eingesetzt.

Die Autobahn 8 ist eine der europäischen Magistralen, über die der Verkehr beispielsweise aus der Türkei in Richtung Westeuropa läuft. Da die Türkei kein Mitglied der Europäischen Union ist, sind Freigrenzen bei der Einfuhr zu beachten.

Nicht jeder Reisende weiss das, doch manche verstecken ihren frisch gekauften Goldschmuck so, dass die Zöllner von Schmuggel ausgehen müssen.

An einer Autobahnausfahrt haben sich wieder zwei Zöllner in ihrem Fahrzeug postiert. Sie behalten minutenlang die vorbeifahrenden Fahrzeuge im Auge, bis ihnen dann ein Auto mit Dachkoffer und einem mit Gepäck vollgestopften Kofferraum auffällt. Das Blaulicht geht an und es wird dem Auto hinterhergefahren, schließlich überholt. Am Heck des Zoll-Fahrzeuges leuchtet nun der Schriftzug „Bitte folgen – follow me“ und es geht mit dem Auto in Schlepptau zur Kontrollstelle.

Einige Autofahrer sind irritiert, andere wissen Bescheid über die Kontrollen und die gesetzlichen Regelungen. Aufbrausend oder laut wird an der Kontrollstelle so gut wie niemand, denn die Zöllner legen wert auf einen freundlichen Umgangston, auch wenn die Kontrolle für die Reisenden eher unangenehm ist. Kontrollstellenleiter Jochen Schnell hat auch Verständnis für das Unverständnis der Reisenden, wenn noch zehn Stunden Fahrt vor einem liegen und es nun zum ungeplanten Zwischenstopp kommt.

Nach einem Blick auf die Reisepässe und der obligatorischen Frage, ob es noch etwas zu verzollen gibt, wechselt die rechtliche Situation. Alles, was der Zoll jetzt oberhalb der Freigrenzen findet, ist Schmuggel. Alle Mitfahrer müssen aussteigen, das Gepäck wird ausgeladen und im Scan-Van durchleuchtet.

Auf der anderen Seite des Scan-Van spuckt das Förderband ein Gepäckstück nach dem anderen aus, auch Kuscheltiere und Handtaschen werden gescant. Im Inneren des Kleintransporters leuchten auf dem Bildschirm die Gepäckstücke in unterschiedlichen Farben, Goldschmuck ist ganz einfach von Plastikringen zu unterscheiden. Alles, was verdächtig erscheint, wird auf Tischen manuell durchsucht. Tablettendosen geprüft, ob es zulässige Medikamente sind.

In einer Nacht zum Sonntag, kurz nach 23 Uhr, wird ein schwarzer Audi kontroliert. Eigentlich unscheinbar, kein Dachkoffer, kein sichtbares Gepäck. Doch genau das machte die Zöllner in Kombination mit dem ausländischen Kennzeichen stutzig. Und schon tauchen im Gepäck zehn Goldarmreife auf. Die Mitfahrerin will ihre Handtasche auffallend schnell zurück, wenige Augenblicke später ist klar, warum. Ein Gold-Collier mit mehreren eingearbeiteten Münzen, erkennbar nagelneu, aus dem Türkei-Aufenthalt. Im Auto finden sich dann noch drei wertvolle Kleider und Anzüge samt Rechnungen. Der Fahrer, ein in Frankreich lebender 25-jähriger Türke, gab dann auch zu, sich für eine anstehende Hochzeit ausgestattet haben.

Auf einer Feinwaage werden die Goldarmreife auf das Zehntelgramm genau gewogen und der Wert festgestellt. Dazu das Collier und die Kleider. Am Ende müssen die Zöllner wegen des gescheiterten Schmuggels ein Strafverfahren eröffnen. Einfuhrabgaben, also Zoll und Umsatzsteuer, dazu kommt eine Sicherheitsleistung für das zu erwartende Bußgeld. Rund 10 000 Euro müssen bezahlt werden, doch das Geld kann nicht aufgebracht werden. Sechs der zehn Armreife im Wert von 10 250 Euro bleiben als Sicherheit beim Zoll, sie können aber nachträglich ausgelöst werden. Der größte Einzelfund der Kontrollaktion.

Eine Nacht später, denn die Kontrollen finden nicht nur tagsüber zu für den Zöllnern angenehmen Arbeitszeiten statt, kommt es bei einer Kontrolle zu Funden, die nicht nachverzollt werden können. Ein Autofahrer hat neben einem Springmesser in seiner Tasche auch einen Schlagstock und Pfefferspray im Auto. Diese verbotenen Waffen werden beschlagnahmt und nach Rücksprache mit dem Staatsanwalt wird ein Strafverfahren eröffnet. Der Autofahrer bekommt in den nächsten Wochen Post mit einem Strafbefehl.

Trotzdem bleibt der Ton an der Kontrollstelle ruhig, denn die Zöllner sprechen nicht nur deutsch, englisch oder französisch. Mehrere Zöllner haben türkische Wurzeln und können mit den Kontrollierten in ihrer Muttersprache sprechen. Wieder andere verstehen bulgarisch, albanisch oder noch ganz andere Sprachen. Daran scheitern aber auch Absprachen unter Reisenden, die noch schnell in ihrer Muttersprache Lügen vorbereiten, da sie nicht ahnen, dass die Zöllner jedes Wort verstehen.

Auch nach den Sommerferien wird auf der Autobahn vom Zoll kontrolliert, wenn weniger Urlauber unterwegs sind, werden wieder mehr die großen Lastwagen ins Visier genommen. Auffällige Pkw werden aber genauso kontrolliert.

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