Energiepreise machen immer mehr regionalen Handwerksbetrieben zu schaffen. Die Handwerkskammer Ulm nimmt hier die Politik in die Pflicht, Hilfsprogramme auch auf kleinere und mittlere Unternehmen auszudehnen.
Durch die aktuell immer weiter steigenden Strom- und Gaspreise geraten immer mehr regionale Handwerksbetriebe zwischen Ostalb und Bodensee in eine wirtschaftlich schwierige Lage. Besonders stark betroffen sind hiervon die energieintensiven Gewerke wie Bäckereien, Metzgereien, Mühlen, Textilreiniger oder Kfz-Werkstätten. Die Handwerkskammer Ulm erreichen zunehmend Ansprachen von an sich gesunden Mitgliedsbetrieben, die Probleme haben, ihre Energierechnungen zu bezahlen.
Die Handwerkskammer Ulm sieht vor diesem Hintergrund den Staat in der Pflicht, möglichst zügig Maßnahmen zur Abfederung der Energiekosten zu treffen. Dies auch für die kleineren Handwerksbetriebe, die bei Entlastungen bislang nicht im Blick waren. Die betroffenen energieintensiven Handwerksbetriebe brauchen die angedachte Energiepreisbremse und Härtefallhilfen.
„Die nötigen Hilfen müssen schnell auf den Weg gebracht werden und direkt bei den Betroffenen ankommen. Wenn die Politik nicht rasch handelt, wird vielen Handwerksbetrieben die Luft in Form von liquiden Finanzmitteln ausgehen, obwohl sie eigentlich kerngesund sind“, sagt Dr. Tobias Mehlich, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Ulm.
Das Entlastungspaket der Regierung sei für die Handwerksbetriebe in der Region bislang eher enttäuschend. Mittel- oder langfristig wirksame Maßnahmen helfen den betroffenen Betrieben in der aktuellen Situation wohl nicht weiter. Betroffen sind zwischen Ostalb und Bodensee mehr als 2.000 der insgesamt rund 20.000 Betriebe im Gebiet der Handwerkskammer Ulm in direkter Weise, davon knapp 300 Bäckereien und mehr als 400 Metzgereien. Sie werden durch die Gasumlage sogar zusätzlich belastet: Sie haben einen hohen Energieverbrauch, bezahlen zusätzlich die Gasumlage und stehen mit von der Umlage befreiten Unternehmen in Preiskonkurrenz. Das führt dazu, dass sie zum Teil die gestiegenen Kosten nicht in voller Höhe an die Kunden weitergeben und nicht mehr selbst schultern können.
„Schon wieder, wie bei der EEG-Umlage, zahlen kleine und mittlere Betriebe mit ihrem reduzierten Gewinn die Entlastung ihrer eigenen großen Konkurrenz. Das ist widersinnig, denn wir wollen doch regionale und verantwortungsvoll hergestellte Produkte aus Bäckereien und Metzgereien. Wir gefährden gerade unsere mittelständische Handwerkskultur. Mir zeigt das aktuelle Verfahren wieder einmal, wie gnadenlos groß der Druck aus der Großindustrie und Massenfertigung auf die Politik ist und wie schnell man dort dann andere Wahrheiten vergisst“, so Mehlich.
Aus Sicht der Handwerkskammer Ulm braucht es nun schnell Maßnahmen, die für Liquidität in den Betrieben sorgen. Hilfreich wäre beispielsweise ein Aussetzen der Vorauszahlungen auf die Einkommens- und Gewerbesteuer. Zusätzlich ist eine Energiepreisbremse notwendig, die den Anstieg der Kosten deutlich abbremst. Die Handwerkskammer weist darauf hin, dass kleinere Handwerksbetriebe beim bereits bestehenden Energiekostendämpfungsprogramm benachteiligt werden – bislang profitieren davon die industriellen Betriebe. Das Programm muss für alle kleineren und mittleren Unternehmen geöffnet werden.