Sechs Frauen – eine Vision: sie möchten ein Geburtshaus in Ulm gründen. Ines Paschke und Anna Heinrich sind zwei davon.
Im Sommer 2022 hat alles begonnen. Da hat sich das aktuelle Team zusammengefunden und gemerkt, dass sie dieselbe Vision haben. Sie möchten ein Geburtshaus in Ulm gründen. Es folgten regelmäßige Treffen, es wurden zahlreiche Immobilien angeschaut.
Stand jetzt haben sie eine Immobilie in Aussicht, die perfekt zu Ihnen passt. Gespräche mit Architekten und Mieter, zu den Renovierungsarbeiten finden gerade statt.
Ungefähr ab April/Mai/Juni 2024 können sich werdende Mütter an das Geburtshaus wenden.
Doch die Hebammen sind nicht alleine bei Ihrem Vorhaben. Letztes Jahr standen sie viel mit Gemeinderäten im Ausstausch, auch der OB und das Land haben ihre Unterstützung zugesagt
Da merkt man auch, dass die Politik merkt, da ist Bedarf, so Ines.
Hinter den Hebammen steht außerdem ein Förderverein, weil es ihnen wichtig war eine kleine Community zu haben, die sie zusätzlich unterstützt.
Wie die Räumlichkeiten aussehen sollen? Das wissen sie bereits ganz genau. Es soll einen Praxisbereich geben, in dem die Frauen in der Schwangerschaft kommen können. Hier sollen Kurse angeboten und Vorsorgespräche geführt werden. Außerdem auch Stillberatung und Beikost-Gespräche.
In einem separaten Bereich ist dann das Geburtshaus, für Familien, die sich dort wohlfühlen können. Es soll ein intimer, abgeschotteter Bereich werden.
Doch es soll auch noch so viel mehr werden.
Wir möchten ein Zentrum schaffen und uns verknüpfen mit anderen Berufsgruppen, um Familien mit einem breiten Netzwerk umfassend betreuen zu können, so Ines.
Die Hebammen dürfen nur physiologische Geburten und Schwangerschaften betreuen. Pathologische Geburten müssen in die Klinik überwiesen werden. Hier gibt es einen Kriterienkatalog, zum Beispiel dürfen keine Frühchen außerklinisch zur Welt kommen. Wenn Erkrankungen bei der Mutter in Bezug auf die Schwangerschaft festgestellt werden oder Auffälligkeiten beim Kind, dann sind sie in der Klinik besser aufgehoben. Anhand des Katalogs können die Hebammen den Weg der Familie besser entscheiden.
Es ist nicht so, dass man von Anfang an sagen muss, ich möchte ins Geburtshaus oder in die Klinik, das kann sich auch während der Schwangerschaft entwicklen, so Ines.
Die aktuelle Lage, so Ines, sei sehr angespannt. Man merkt durch viele Klinikschließungen, dass Familien oftmals nicht wissen, wo sie hinkönnen. In Ulm gibt es die Uniklinik und Frauenlinik, in Neu-Ulm die Donauklinik. Für außerklinische Geburten, müssen die Familien teilweise weitere Anfahrtswege auf sich nehmen. Ulm macht sich bereits auf den Weg, es gibt ein weiteres Geburtshaus, welches erst dieses Jahr eröffnet wurde, aber der Bedarf ist noch lange nicht gedeckt.
Wir merken einfach, der Bedarf ist groß und das Geburtshaus ist in allen Händen willkommen, betont Ines.
Das ist ein Ereignis im Leben einer Familie, das alles verändert und ist so besonders, deshalb möchten wir das auch begleiten und zu etwas Besonderem machen, so Anna.
Wenn eine Schwangerschaft festgestellt wird, dann ist eine frühe Kontaktaufnahme wichtig, dann werden die Frauen schon in der Schwangerschaft von den Hebammen begleitet in Kooperation mit Gynäkologen. Den Hebammen ist es ein Anliegen, schon bei der Schwangerschaft einen Bezug zu der Familie zu haben. Zur Welt kommen können, wie oben bereits beschrieben, physiologische Geburten ab der 37. SW-Woche. Wenn die Wehen einsetzen, dann ab ins Geburtshaus, hier wird die Schwangere durch eine Hebamme betreuut und wenn es dann wirklich soweit ist, findet sogar eine 2:1 Betreuung durch eine weitere Hebamme statt.
Ines und Anna erzählen freudenstrahlend von ihrem Beruf, der viel mehr eine Berufung für sie ist.
Ich mag unser Team, wir mögen uns alle sehr und arbeiten gerne zusammen. Wir treffen uns wöchentlich, wodurch eine enge Bindung entsteht. Wir alle haben ähnliche Vorstellungen von Geburten, wie sie aussehen könnten, wenn man genügend Zeit und Ressourcen hat. Dass Frauen in Ruhe gebären können, so Anna.
Ich finde es schön, dass wir eine wertschätzende und bereichendere Gruppe sind. Wir haben eine schöne Kommunikation. Und freuen uns auch für uns einen schönen Arbeitsplatz. zu schaffen. Wir haben uns gegenseitig im Blick, wir brennen nicht aus. Denn Hebamme zu sein, ist für uns eine Berufung., schwärmt Ines.
Natürlich sind neue Kolleginnen immer gerne gesehen. Je größer das Team ist, desto besser können wir auf uns selber achten, auf unseren Workload, so Anna weiter.
Gut zu wissen
Übrigens: ja, es gibt auch männliche Hebammen. Früher wurden sie noch Entbindungspfleger genannt, bis sie darauf bestanden, auch als Hebamme betitelt zu werden. Hebamme ist aber noch ein typischer Frauenberuf.
So schön alles klingt, natürlich gibt es auch in diesem Berufsfeld Dinge, die geändert werden sollten. Zum Beispiel, dass das Gesundheitswesen erkennt, dass ein guter Start ins Leben wichtig ist, das Gebären und Heranwachsen. Die Bedingungen in den Kliniken werden enger. Der Personalschlüssel erlaubt oft nicht, dass Familien bestens begleitet werden können. Im Geburtshaus gibt es diese 1:1 Betreuung, die Schwangeren haben eine Ansprechpartnerin. Und natürlich spielt die Bezahlung eine Rolle, wie überall. Die Bezahlung ist eine Form von Wertschätzung, aber das ist ja im Gesundheitswesen allgemein so.
Alle Infos zum Geburtshaus findet ihr hier.
Einladung zum nächsten Treffen
Am 30.10. findet das erste Treffen vom Förderverein statt, bei dem die Vereinsarbeit und das Hebammenteam vorgestellt wird. Hierzu sind alle Interessieren herzlich eingeladen. Informationen dazu gibts hier.