Ex-Flüchtling ist Deutschlands bester Glaser

Die Handwerkskammer Ulm begrüßt den Beschluss zum Bleiberecht für gut integrierte Geflüchtete. Dass Integration gelingen kann, zeigt das Beispiel von Adulkeriem Alhanafi aus Leinzell (Schw. Gmünd).

Er ist aus Syrien geflüchtet und jetzt Deutschlands bester Glaser-Geselle. Adulkeriem Alhanafi aus Leinzell hat es beim „PLW“-Wettbewerb (Profis leisten was), bei dem sich jährlich auf Kammer-, Landes- und Bundesebene mehr als 3.000 Gesellinnen und Gesellen des Handwerks messen, nach ganz oben geschafft.

„Ich mag es, körperlich zu arbeiten und mich jeden Tag in neue Projekte und Aufgaben hineinzudenken. Von Anfang an haben mich mein Chef und meine Kollegen gefördert und unterstützt. Darum habe ich meinen Chef gefragt, ob ich am Wettbewerb teilnehmen darf. Mit dem Sieg hätte ich nicht gerechnet, ich wollte einfach nur lernen.“, so Alhanafi.

Wegen des Kriegs ist Alhanafi mit seiner Familie zuerst nach Libyen geflohen, dann über Italien und Österreich nach Deutschland. Über Freunde und Familienangehörige sind sie nach Schwäbisch Gmünd gelangt. Ein Jahr später hat er den Aufenthaltstitel bekommen.

Alhanafi hat eine Sprachschule und die Abendhauptschule besucht, bevor er über einen Bekannten an seinen Ausbildungsbetrieb, Bühlmaier Fensterbau GmbH in Leinzell, vermittelt wurde. „Anfangs gab es natürlich sprachliche Hürden. Aber Abdulkeriem hat von Beginn an großen Willen und Engagement gezeigt, hatte ein gutes Verständnis und eine hohe Auffassungsgabe. Seine Entwicklung verlief dann steil nach oben“, lobt sein Chef Hans-Georg Bühlmaier.

Alhanafi ist kein Einzelfall. 60 Prozent der Geflüchteten bestehen die Prüfungen am Ende der dualen, handwerklichen Ausbildung. Sie sind dann Fachkräfte, die in den regionalen Handwerksbetrieben die Aufträge der Kunden abarbeiten.

Bleiberecht für gut integrierte Flüchtlinge in Arbeit

Die Regierungsfraktionen haben sich aktuell auf eine Bundesratsinitiative und weitere Regelungen zum Bleiberecht für gut integrierte Flüchtlinge in Arbeit geeinigt. Die Handwerkskammer Ulm begrüßt die Einigung als überfällig. Derzeit machen mehr als 700 Geflüchtete im Kammergebiet eine Ausbildung im Handwerk.

„Unsere Betriebe waren von Anfang an offen für die Integration über Arbeit. Das ist für alle Beteiligten kein leichter Weg. Jetzt bekommen sie durch die Entscheidung ein Stück Planungssicherheit. Der heutige Beschluss motiviert und fördert das Engagement aller Seiten weiter“, sagt Dr. Tobias Mehlich, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Ulm.

Bei der Handwerkskammer Ulm unterstützt der „Willkommenslotse“ interessierte Betriebe zur Integration von Geflüchteten in Ausbildung, Praktikum oder Beschäftigung. Diese Arbeit ist eng verzahnt mit dem „Kümmerer-Projekt“, das jungen Geflüchteten unter anderem Beratung zu handwerklichen Ausbildungsberufen, Unterstützung bei der Bewerbung und Vermittlung bietet.

Das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie unterstützt die Tätigkeit des Willkommenslotsen im Rahmen ihres Förderprogramms „Passgenaue Besetzung“. Das Ministerium Wirtschaft, Arbeit und Wohnungsbau Baden-Württemberg fördert die berufliche Integration von Flüchtlingen durch Unterstützung der Flüchtlingsbegleitung im Sinne einer „Kümmerer“-Tätigkeit mit dem Förderprogramm „Integration durch Ausbildung – Perspektiven für Flüchtlinge“.

Derzeit beschäftigte Geflüchtete in Ausbildung nach Landkreisen

Alb-Donau-Kreis 95 Geflüchtete
Biberach 105
Bodensee 77
Heidenheim 37
Ostalb 108
Ravensburg 170
Stadt Ulm 119

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