Friedensbewegung: 40 Jahre Menschenkette von Ulm nach Stuttgart

Friedensaktivisten aus Schwaben schreiben Geschichte

Am kommenden Sonntag vor genau 40 Jahren, am 22. Oktober 1983, haben Friedensaktivisten aus Schwaben Geschichte geschrieben: Für eine Menschenkette von Ulm nach Stuttgart geben sich rund 400.000 Menschen um des Friedens Willens die Hand, und das auf einer Länge von 108 Kilometern! Die Demo ging als Rekord-Menschenkette in die deutsche Geschichte ein.

Viele werden sich erinnern oder schon mal davon gehört haben… Wir gehen genau 40 Jahre in der Zeit zurück: Damals haben Friedensaktivisten aus Schwaben deutsche Geschichte geschrieben. Die Frage war: Wie reagiert eine Gesellschaft in Zeiten des kalten Kriegs auf einen drohenden heißen Krieg? Was tut sie gegen die geplante Stationierung (NATO-Doppelbeschluss) von Atomraketen (Pershing II) in der unmittelbaren Nachbarschaft?

400.000 Menschen über 108 Kilometer

Sie geht auf die Straße – und zwar am 22. Oktober 1983 mit einer spektakulären Protestform: Für eine Menschenkette von Ulm nach Stuttgart geben sich rund 400.000 Menschen um des Friedens Willens die Hand, und das auf einer Länge von 108 Kilometern! Die Demo geht als Rekord-Menschenkette in die moderne Geschichte ein.

Mitten in diesem Großereignis war der Ulmer Journalist und Autor Ralf Grimminger, damals junge 22 Jahre alt. Er greift die Menschenkette von 1983 auch in seinem teils biografischen Buch „Kleinstadthelden“ auf. DONAU 3 FM Reporter Paolo Percoco hat sich mit ihm über die Rekord-Menschenkette unterhalten.

Ulmer Journalist Grimminger war mittendrin

2000 Busse und 50 Sonderzüge

Fast 2000 Busse und 50 Sonderzüge bringen Menschen aus der ganzen Bundesrepublik zu den Orten entlang der B10-Strecke zwischen Ulm und Stuttgart, die in 23 Organisationsabschnitte eingeteilt ist. Eine Motorradgang verteilt die Leute entlang der Strecke um mögliche Lücken zu füllen. Die Motorradgang besetzt dafür auch alle Telefonzellen entlang der B10. Von dort aus wird telefonisch koordiniert. Die Dörfer sind erst in Aufruhr, spüren aber schnell die friedliche Stimmung und versorgen die Aktivisten dann mit Kaffee und Kuchen.

Es sind am Ende so viele Leute gekommen, dass sie teils auch im Zickzack oder in Doppelreihen aufgestellt werden. Nach verschiedenen Auftaktkundgebungen entlang der Strecke wird die Menschenkette um 12.40 Uhr geschlossen und nach rund 20 Minuten wieder geöffnet. Es wird sich umarmt, gesungen und getanzt.

Friedensbewegung im Herbst 1983

Sogar die Polizei ist von dem friedlichen und bis ins Details durchorganisierten Großereignis ganz offen beeindruckt. Anschließend finden auf dem Neu-Ulmer Festplatz (heutiger Arena-Standort) Kundgebungen und Konzerte mit Ton Steine Scherben, Bettina Wegener, Schröder Roadshow, Konstantin Wecker und Peter Maffay statt, während sich letzte Demonstranten zum abschließenden Sitzprotest vor den Wiley Barracks, dem US-Army-Stützpunkt in Neu-Ulm (heute Wohngebiet, Sport- und Freizeitpark) treffen.

Trotz der umfänglichen Proteste werden die Pershing-II Raketen in Neu-Ulm stationiert. Bundeskanzler Helmut Kohl reagiert auf die Menschenkette mit: "Die protestieren, wir regieren". Ein schrittweiser Abzug erfolgt erst ab 1988 im Zuge einer allgemeinen Abrüstung.

Neues Buch: Die lange Kette

Das neue Sachbuch „Die lange Kette – Die Friedensbewegung in Neu-Ulm im Herbst 1983“ von Autorin Beate Storz, das ab 30.10.2023 im Neu-Ulmer Stadtarchiv erhältlich ist, gibt einen neuen Blick auf die Menschenkette von Neu-Ulm nach Stuttgart-Vaihingen, als am 22. Oktober 1983 hunderttausende Menschen händereichend gegen die Stationierung von Pershing II-Atomraketen demonstrieren.

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