Gedenkstele für Rafael Blumenstock gefordert

Gemeinsamer Antrag der Ulmer SPD, Grünen und CDU

Zum Gedenken an Rafael Blumenstock soll in Ulm eine vertikale Stele aufgestellt werden. Das fordern die Ulmer Fraktionen von SPD, Grüne und CDU in einem gemeinsamen Antrag.

Nach Ansicht der Ulmer Fraktionen verschwindet die jetzige Gedenktafel im Boden durch die Eröffnung der beiden Cafés nahe der Tafel und durch die intensive Nutzung des Münsterplatzes durch Wochen- und Weihnachtsmärkte sowie durch zahlreiche andere Veranstaltungen aus dem Blickwinkel der Passanten.

Zudem weise die Tafel Risse und Beschädigungen auf, die eine Neugestaltung notwendig machen, heißt es in dem gemeinsamen Antrag. Wobei der Riss, der durch die Gedenktafel geht, Teil des Kunstwerkes ist (Anmerkung der Redaktion).

Am 4.11.1990 wurde Rafael Blumenstock Opfer eines weiterhin nicht aufgeklärten Gewaltverbrechens mitten in Ulm. Seit einigen Jahren erinnert eine im Boden des Münsterplatzes eingelassene Gedenktafel an Rafael Blumenstock und seinen Tod.

Der Mordfall

Leiche zwischen Blumenkübeln gefunden

Die Leiche des jungen Mannes wurde am Morgen des 4. November 1990 zwischen Blumenkübeln und einem geparkten Auto gegenüber dem Warenhaus Abt entdeckt. Das Gesicht war bis zur Unkenntlichkeit verstümmelt. Außerdem gab es am ganzen Körper Stich und Schnittverletzungen sowie Spuren von massiver Gewalt wie Fußtritte oder Faustschläge. Auch die Genitalien des Opfers waren verletzt. Es brauchte deshalb einen Tag, bis das so übel zugerichtete Opfer identifiziert werden konnte.

Die Polizei ermittelte in alle Richtungen. Es kann ein Raubmord sein oder eine Tat in der Schwulenszene, der das Opfer zugerechnet wird. Möglich ist auch eine Tat mit rechtsradikalem Hintergrund. Rafael Blumenstock war in dieser Nacht in der Innenstadt in verschiedenen Lokalen unterwegs, wohl zuletzt im Nachtlokal „Aquarium“ in der Kohlgasse, in dem der amerikanische Sänger Percy Sledge („When a man loves a woman“) ein Konzert gab.

Brutales Verbrechen im Herzen von Ulm

Das brutale Verbrechen mitten in der Stadt ist bis heute nicht aufgeklärt. Die Ulmer Polizei hofft weiter, dass der oder die Mörder eines Tages doch noch gefasst werden können. Vermutlich waren mehrere Männer an dem brutalen Mord beteiligt, weil eine Anwohnerin am Münsterplatz am Morgen des 4. November 1990 immer wieder Schreie hörte. Als sie aus dem Fenster schaute, sah sie drei Männer, die in einem Sportwagen wegfuhren. Ob diese Männer etwas mit der Tat zu tun haben, ist nach wie vor nicht klar. Sie haben sich bisher auch nicht als Zeugen gemeldet.

Die Ulmer Bevölkerung war seinerzeit entsetzt. Schließlich konnte und kann nicht ausgeschlossen werden, dass Rafael Blumenstock ermordet wurde, weil er homosexuell war. Die Fußabtritte im Gesicht könnten von Springerstiefeln stammen.

Sonderkommission bleibt erfolglos

Obwohl die Polizei mit Sonderkommissionen nach den Tätern suchte und hohe Belohnungen ausgesetzt wurden, konnte der oder die Täter bislang noch nicht ermittelt werden.

Der Schmutz unter einem Fingernagel von Rafael Blumenstock ist die Wichtigste von vielen Spuren. Zehn Jahre nach der Tat, also im Jahr 2000, untersuchte die Kripo diesen Schmutz auf DNA-Strukturen. Dabei wurde klar, dass dieser Dreck von einem anderen Menschen als Rafael Blumenstock stammt. Es könnte DNA-Material des Täters sein. Die Polizei verglich diese genetischen Spuren mit der DNA von 118 verdächtigen Personen. 115 Personen gaben ihre Proben freiwillig ab. Drei wurden vom Gericht dazu gezwungen, auch ein Mann, der mittlerweile in Spanien lebt. Es wurden jedoch keine übereinstimmenden Spuren bei diesen Verdächtigen gefunden.

Polizei ermittelt weiter – bis heute

Die Polizei gibt die Suche nach den brutalen Mördern nicht auf, weil die Spuren am Tatort mit immer neueren Techniken ausgewertet werden können. Eine Gedenktafel am Ulmer Münsterplatz erinnert bis heute an das brutale Verbrechen und an Rafael Blumenstock.

Blumenstock war der Älteste von fünf Kindern. In Ulm besuchte er das Humboldt-Gymnasium. Danach leistete er seinen Zivildienst bei der Ulmer Volkshochschule, studierte dann Musik und arbeitete als Klavierlehrer. Seine offene Art blieb vielen seiner Bekannten bis heute im Gedächtnis.

Die Ulmer Polizei (Telefon 0731/188-0) sucht weiter nach dem Mörder.

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