Geldabholer nach Festnahme in Untersuchungshaft

Ehepaar fällt nicht auf falsche Polizisten rein

Anrufbetrüger nahmen am Donnerstag ein Ehepaar aus Elchingen (Landkreis Neu-Ulm) ins Fadenkreuz. Der Polizei gelang daraufhin die Festnahme eines Geldabholers.

Angebliche Kriminalbeamte riefen bei dem Ehepaar in Elchingen an. Unter geschickter Gesprächsführung erzählten sie den Angerufenen zunächst eine glaubhafte Geschichte in Bezug auf einen Überfall auf eine ältere Dame in deren Nachbarschaft. Weil zu befürchten sei, dass es zu weiteren Einbrüchen kommen werde, wurden die Angerufenen auch nach vorhandenen Geldsummen oder Wertsachen befragt.

Im Verlauf mehrerer Telefongespräche wurden die Angerufenen misstrauisch und verständigten die tatsächlich zuständige Kriminalpolizei Neu-Ulm, welche die Ermittlungen sofort aufnahm.

Bei einer fingierten Geldübergabe konnte der Geldabholer am Haus des Ehepaares festgenommen werden.

Nach Durchführung der kriminalpolizeilichen Maßnahmen wurde der 25-Jährige auf Antrag der Staatsanwaltschaft Memmingen am Freitagvormittag beim zuständigen Ermittlungsrichter vorgeführt. Dieser folgte dem Antrag, woraufhin der Mann in eine bayerische Justizvollzugsanstalt gebracht wurde.

Die weiteren Ermittlungen führt die Kripo Neu-Ulm unter Sachleitung der Staatsanwaltschaft Memmingen.

Die Masche „Falsche Polizeibeamte“

Immer wieder rufen Betrüger an, die sich als Polizisten ausgeben, um in den Besitz von Geld und anderen Wertgegenständen ihrer Opfer zu gelangen. Am Telefon versuchen sie ihre Opfer unter verschiedenen Vorwänden, dazu zu bringen, Geld und Wertgegenstände im Haus oder auf der Bank an einen Unbekannten zu übergeben, der sich ebenfalls als Polizist ausgibt. Dazu behaupten die Betrüger beispielsweise, dass Geld- und Wertgegenstände bei ihren Opfern zuhause oder auf der Bank nicht mehr sicher seien oder auf Spuren untersucht werden müssten. Ein überzeugend klingender „Polizeibeamter“ erzählt eine Schauergeschichte über eine festgenommene Einbrecherbande, von der allerdings zwei Mitglieder entkommen sind, die nun bei dem oder der Angerufenen einbrechen wollen. Auch hier wird ausgeforscht, ob Geld und Wertsachen vorhanden sind, die dann an Abholer (ebenfalls angebliche Polizisten) übergeben werden sollen.

Aus Callcentern, die in der Regel im Ausland betrieben werden, werden gezielt ältere Menschen angerufen, um sie als sogenannte falsche Polizeibeamte übers Ohr zu hauen. Um potenzielle Opfer zu finden, durchforsten die Betrüger alte Telefonbücher, Telefon-CDs oder besorgen sich Einwohnerverzeichnisse und suchen darin nach alten, kaum noch vorhandenen Vornamen. Geschickt horchen die Anrufer, die rhetorisch äußerst gut geschult sind, in bestem Deutsch die potenziellen Opfer aus. Für die Täter ist es wichtig zu wissen, ob die Angerufenen allein sind; sie können keine Zeugen brauchen. Und eine einzelne Person ist leichter zu manipulieren als mehrere Personen, die sich absprechen können. Daneben wird ausgeforscht, ob Geld oder Wertsachen überhaupt vorhanden sind. Um möglichst wenige weitere Zeugen zu haben, wirken die Täter am Telefon auf die Opfer ein, mit niemandem darüber zu sprechen und z. B. Bankmitarbeitern zu erzählen, das Geld werde für einen Handwerker benötigt.

Die Täter verwenden für ihre Anrufe eine spezielle Technik. Diese ermöglicht es bei einem Anruf auf der Telefonanzeige der Angerufenen die Polizei-Notrufnummer 110. Oftmals wird auch die Rufnummer der örtlichen Polizeidienststelle oder auch die örtliche Vorwahl in der Verbindung mit der 110 angezeigt. Die Anzeige einer bekannten Rufnummer ist jedoch kein Grund für falsches Vertrauen.

Die Betrüger haben zumeist einen sogenannten Geldabholer in der Nähe der Wohnungen der Opfer. Dieser gibt sich als Polizeibeamter aus und zeigt manchmal sogar einen gefälschten Dienstausweis vor. Sofern kein Abholer in der Nähe ist, spielen die Betrüger am Telefon auf Zeit und machen immer wieder Kontrollanrufe bei den Opfern. Teilweise fordern Sie die Opfer auch auf, die Verbindung bis zur Abholung von Geld oder Wertgegenständen aufrecht zu erhalten.

Um möglichst wenig Kontakt mit den Opfern zu haben, fordern die Betrüger die Geschädigten immer häufiger dazu auf, das Geld oder die Wertgegenstände zur Abholung bereitzulegen. Die Ablageörtlichkeiten können zum beispielsweise auf den Grundstücken von den Geschädigten oder auch im öffentlichen Raum sein. In der Regel beobachten die Täter die Opfer bei der Ablage der Gegenstände und nehmen diese an sich, sobald die Opfer wieder in ihren Wohnungen sind.

Die Zahlen

Im Bereich des Polizeipräsidiums Schwaben Süd/West wurden bis Ende Juli bereits 740 Anrufe mit der Masche registriert. In 29 aus Tätersicht erfolgreichen Fällen entstand den Opfern ein Gesamtbeuteschaden in Höhe von mehr als 170.000 Euro. Die Zahlen sind zwar bei dieser Masche rückläufig, in den Einzelfällen ergaunern die Täter aber hohe Geldbeträge.

Im Landkreis Neu-Ulm wurden in diesem Jahr mehr als 170 Anrufe registriert. In sechs erfolgreichen Fällen wurden mehr als 20.000 Euro erbeutet.

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