Gewerkschaft: Gespräche mit Voith-Führung erst im neuen Jahr

Standorte für Stellenabbau noch unklar

Trotz voller Auftragsbücher steckt Voith in den roten Zahlen. Nun soll gut jeder zehnte Job bei dem Mittelständler gestrichen werden. Bis feststeht, welche Standorte es trifft, dauert es noch.

Die Gespräche über einen Stellenabbau des Maschinenbauers Voith aus beginnen nach Gewerkschaftsangaben voraussichtlich erst im neuen Jahr. «Ich rechne damit, dass wir frühestens im Januar oder Februar miteinander verhandeln werden», sagte der Erste Bevollmächtigte der IG Metall Heidenheim, Tobias Bucher. Bis dahin sei die Unsicherheit groß – und das gerade kurz vor Weihnachten. «Da macht sich jeder seine Gedanken.»

Der Technologiekonzern aus Heidenheim an der Brenz im östlichen Baden-Württemberg hatte am Dienstag angekündigt, Anpassungen bei Strukturen und Belegschaft zu prüfen. In diesem Rahmen werde weltweit eine Reduzierung von bis zu 2.500 Stellen erwartet. Die Optionen sollen in den nächsten Wochen gemeinsam mit den Arbeitnehmervertretern diskutiert und bewertet werden, hieß es von dem Familienunternehmen.

Standorte für Stellenabbau noch unklar

Als Grund nannte Voith den weltweit zunehmenden Wettbewerbsdruck – und verwies dabei auch auf strukturelle Probleme in Deutschland. Um langfristig bestehen und wachsen zu können, müsse man über ausreichende Mittel für Investitionen verfügen und die Organisation so effizient wie möglich aufstellen. «Wir haben die letzten 15 Jahre nicht so wirtschaftlich abgeschnitten, wie wir es gern getan hätten. Die Konsequenzen zeigen sich jetzt natürlich auch in den Maßnahmen», sagte Konzernchef Dirk Hoke dem SWR.

An welchen Standorten konkret abgebaut werden soll, ließ das Unternehmen zunächst offen. «Auf der Betriebsversammlung hieß es, dass Deutschland überproportional betroffen sein soll», sagte Bucher. Hierzulande habe Voith rund 7.000 Beschäftigte. Dazu, welche Standorte betroffen sind, wusste aber auch der Gewerkschafter noch nichts. Man tappe im Dunkeln. Bis März 2028 gilt bei Voith am Hauptsitz demnach eine Beschäftigungssicherung, die betriebsbedingte Kündigungen ausschließt.

Konzern steckt in den roten Zahlen

Voith ist in den Bereichen Wasserkraft, Papiermaschinen und Antriebstechnik tätig. Für den Mittelständler arbeiten weltweit rund 22.000 Menschen in mehr als 60 Ländern. Der Konzern hatte zuletzt wegen der mauen Konjunktur rote Zahlen geschrieben. Im Geschäftsjahr 2023/24 sackte das Ergebnis auf minus 247 Millionen Euro ab. Ein Jahr zuvor stand noch ein Gewinn von 73 Millionen Euro in den Büchern. Der Umsatz fiel auf 5,23 Milliarden Euro. Die Zahlen für das im September abgelaufene Geschäftsjahr 2024/25 liegen bislang nicht vor.

Voith befinde sich in schweren Fahrwassern, sagte Bucher. Trotz der vollen Auftragsbücher sei das Unternehmen defizitär. Das liege auch an Fehlern des Managements: So seien manche Verträge falsch gestaltet worden. Außerdem hätten bestimmte Zukäufe nicht das erhoffte Wachstum gebracht. Man habe in vielen Bereichen aufs falsche Pferd gesetzt.

Bucher: Management hat Hausaufgaben nicht gemacht

Die Restrukturierungsmaßnahmen der vergangenen Jahre sind nach Ansicht des Gewerkschafters ins Leere gelaufen. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter hätten harte Einschnitte hingenommen und dem Unternehmen so einen Vorteil verschafft. «Wo sind denn diese Ersparnisse? Da muss man sich schon die Frage stellen, ob das Management seine Hausaufgaben gemacht hat. Ich denke, die Antwort lautet: Nein», sagte Bucher.

Das Unternehmen will Bucher zufolge den Umsatz bis 2030 auf mehr als 10 Milliarden Euro steigern – und auch den Gewinn deutlich in die Höhe schrauben. «Dafür braucht Voith eigentlich alle Beschäftigten. Deshalb muss man sie an Bord halten, trotz der aktuellen Schwächephase», sagte er. Dazu müsse man alle milderen Mittel ausschöpfen – wie zum Beispiel Kurzarbeit, Altersteilzeit und Frühpensionierungen.

Das könnte Dich auch interessieren

09.12.2025 Heidenheim: Streicht Voith bis zu 2.500 Stellen? Der Technologie-Konzern prüft im Zuge einer strategischen Weiterentwicklung Anpassungen in Struktur und Belegschaft. Deutschland spielt dabei eine Schlüsselrolle: Trotz hoher technologischer Kompetenz sieht Voith hier strukturelle Probleme wie hohe Energie- und Arbeitskosten sowie komplexe Regulierung. Konkrete Entscheidungen zu einzelnen Standorten gibt es noch nicht. In den kommenden Wochen sollen gemeinsam mit Arbeitnehmer-Vertretern mögliche Optionen beraten 10.12.2025 Voith bleibt trotz Stellenabbaus Heidenheim-Sponsor Trotz des angekündigten Stellenabbaus beim Sponsor muss Fußball-Bundesligist 1. FC Heidenheim nicht um die Unterstützung des Maschinenbauers Voith fürchten. «Wir haben diesbezüglich von Seiten Voith ein klares Bekenntnis bekommen, dass sich an unserer langjährigen Sponsoring-Partnerschaft nichts ändern wird», teilte der Erstligist von der Ostalb mit. Stellenabbau bei Voith Voith ist einer der wichtigsten Unterstützer des 11.12.2025 Bundesbeste Industriemechanikerin 2025 kommt aus Riedlingen Ein herausragender Erfolg für die Region: Rebecca Harnau aus Riedlingen wurde als bundesbeste Industriemechanikerin des Jahres 2025 ausgezeichnet. Die 22-Jährige erzielte beim Abschluss ihrer Ausbildung im Liebherr-Werk Ehingen beeindruckende 99,6 Punkte – die höchste Punktzahl unter mehr als 10.000 Absolventinnen und Absolventen dieses Berufs in Deutschland. Die Ehrung fand am 8. Dezember in Berlin im 08.12.2025 Insolvenz in Ulm: Traditions-Holzbau-Unternehmen Mocopinus meldet Pleite an Die Insolvenzwelle in Deutschland erreicht Ulm: Die 160 Jahre alte Mocopinus GmbH & Co. KG, Spezialist für hochwertige Holzfassaden, Terrassen und Innenausbau, hat Insolvenz in Eigenverwaltung beantragt. Das teilte das Unternehmen am Freitag mit, wie die Bild berichtet. Gründe für die Pleite sind rückläufige Bauprojekte, gestiegene Material- und Energiekosten sowie fehlende Rohstoffe wie sibirische Lärche,