Gibt es nächstes Jahr noch Freiwillige?

Kürzungen beim FSJ geplant

Zahlreiche Hilfsorganisationen in der Region sind in heller Aufregung, denn für den kommenden Bundeshaushalt sollen massive Kürzungen auch für das Freiwillige Soziale Jahr (FSJ) geplant sein. In der kommenden Woche sind die letzten Beratungen im Haushaltsausschuss des Bundestages, dabei sollen auch Entscheidungen fallen.

Rund 25 Prozent weniger Geld sollen die Wohlfahrtsverbände für die FSJler bekommen, eingesetzt werden die jungen Menschen vor allem in Krankenhäusern, aber auch im Rettungsdienst. Die baden-württembergischen Wohlfahrtsverbände hatten deswegen am Mittwochabend zur symbolischen Aktion „Ohne uns geht hier das Licht aus“ aufgerufen, um den Stellenwert der Helfer zu symbolisieren.

Es wird dunkel

In Ulm hat sich auch der DRK Rettungsdienst beteiligt, an der Rettungswache in der Stuttgarter Straße ging abends für 25 Sekunden das Licht aus, für jedes geplante Prozent Kürzung eine Sekunde. Initiiert hat das Rettungsdienstleiter Tobias Zoller, der im Gespräch sein Unverständnis ausgedrückt hat. Derzeit sind im Krankentransport und im Rettungsdienst über 50 junge Menschen als FSJler beschäftigt. Dabei werden sie auch zum Rettungshelfer oder zum Rettungssanitäter ausgebildet.
Mindestens 15 Stellen können im nächsten Jahr nicht mehr angeboten werden, wenn die Pläne der Bundesregierung so umgesetzt werden. Zoller könnte natürlich versuchen, die fehlenden Stellen durch Rettungssanitäter vom Arbeitsmarkt zu bekommen, doch dort sind nahezu keine fertigen Rettungssanitäter verfügbar. Der DRK Rettungsdienst Heidenheim-Ulm bietet daher auch für alle Interessierten den Quereinstieg zum hauptamtlichen Rettungssanitäter an.
Die FSJler sieht Zoller aber nicht nur als Arbeitskräfte, sondern im FSJ begeistern sich viele Schulabgänger für eine Ausbildung zum Notfallsanitäter und den Verbleib im Rettungsdienst.

So hat sich auch Benjamin Augustin ganz bewusst für ein FSJ im Rettungsdienst entschieden: „Ich wollte einen sanften Start ins Arbeitsleben.“ Neben dem Krankentransport ist er auch im Bluttransport aktiv und bringt dringend benötigte Blutkonserven in Kliniken in ganz Württemberg. Augustin geht davon aus, dass acht von zehn FSJler seines Jahrgangs im Rettungsdienst bleiben wollen und eine Ausbildung zum Notfallsanitäter machen wollen.

Die dreijährige Ausbildung zum Notfallsanitäter wird auch an der DRK Landesschule auf dem Oberen Eselsberg in Ulm angeboten. Dort sitzen in den Schulklasse zahlreiche ehemalige FSJler, so auch Vanessa Kruse. Sie hat schon als Schülerin ein Praktikum im Rettungsdienst gemacht und ist über das FSJ zur Ausbildung gekommen. Im FSJ konnte sie das Berufsbild kennenlernen und sie bezweifelt, dass sie sich ohne das FSJ für die Ausbildung zur Notfallsanitäterin entschieden hätte.

Peter Eglinger findet den Einstieg in den Beruf über das FSJ wichtig. Dort hat er als Rettungssanitäter in der Notfallrettung arbeiten können und durch die Erfahrungen sich bewusst für die weitere Ausbildung entschieden.

FSJ nicht mehr wegzudenken

Auch in den Krankenhäusern sind die Mitarbeitenden im Freiwilligen Sozialen Jahr nicht mehr wegzudenken. Nadine Mebus hatte ihr FSJ im Ulmer Bundeswehrkrankenhaus (BwK) absolviert, da sie „nach dem Abitur nicht wusste, was ich tun soll. Doch dann hat es mir megagut gefallen.“ Neben der Unterstützung des Stationspersonals konnte sie bei ihrer Arbeit die Dankbarkeit der Patienten erleben. Daher hat sie sich entschieden, sich zur Pflegefachfrau ausbilden zu lassen. Dazu ist sie jetzt im Nachbargebäude, denn das BwK Ulm beherbergt auch die einzige Pflegeschule der Bundeswehr. Pro Jahr werden dort 15 Soldaten und zehn Zivilisten zur Pflegefachkraft ausgebildet.

Für Peter Scheck, den Presseoffizier des BwK, ist das FSJ, das in Ulm in Kooperation mit dem Internationalen Bunde (IB) angeboten wird, der beste Zugangsweg zum Pflegeberuf. Ideal ist für ihn, dass die Bundeswehr den Bewerber schon und auch der Bewerber um die Ausbildung sich den Beruf bereits vorher näher anschauen kann. So hat das FSJ Vorteile für beide Seiten.

Eingebettet ist die Ulmer Aktion in eine bundesweite Protestwelle, so demonstrierten am Mittwoch auch die Bundesvorsitzenden mehrerer Verbände vor dem Berliner Reichstag gemeinsam. Im Sozialbereich soll es noch zu weiteren Kürzungen kommen, so soll die Unterstützung in der Asylverfahrensberatung nur noch die Hälfte bekommen. Die Psychosozialen Zentren sollen statt 17 Millionen Euro nur noch sieben Millionen Euro bekommen und die bisher geplanten 3,5 Millionen Euro für ein Digitalisierungs-Förderprogramm der Wohlfahrtspflege sollen komplett gestrichen werden.

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