Hebamme eröffnet neues Geburtshaus in Ulm

Viva la Vulva

Ulm bekommt Zuwachs – das Geburtshaus Vulvarium. Es bietet werdenden Müttern nun eine Alternative zu den Geburtsstationen der umliegenden Kliniken.

Stellt euch vor, ihr liegt in einer warmen Badewanne, die Wände sind in einem erdigen Rosa gestrichen und ein leuchtender Schriftzug erhellt spärlich den Raum. Das klingt nach einem entspannten Wellness-Abend, aber falsch gedacht: Hier bekommt eine Frau ihr Kind. Das Geburtshaus Vulvarium in Ulm schafft für werdende Mütter eine Wohlfühl-Atmosphäre, an dem wohl wichtigsten Tag ihres Lebens.

Annkathrin Rinke ist seit acht Jahren Hebamme und hat in diesem Jahr das Vulvarium gegründet. Seit dieser Woche ist es nun als Geburtshaus zertifiziert. Die Geburten werden in der Heimstraße 19 ausschließlich von Hebammen betreut.

„Eine Hebamme darf eine Geburt alleine leiten, eine Ärztin aber nicht“, erklärt die 33-Jährige.

Häufig werden Ärztinnen und Ärzte nur dann zu einer Geburt dazu gerufen, wenn Komplikationen auftreten. Das können beispielsweise eine  Nachblutung, Sauerstoffmangel des Kindes, unregelmäßige Herztöne oder auch eine Verschlechterung des Zustands der Schwangeren sein. Dann ist es wichtig, dass besonders schnell medizinische Hilfe zur Hand ist.

Also was, wenn doch etwas passiert im Geburtshaus?

„Ich weiß, wie wir arbeiten und weiß eben, dass wir mit einem Risiko gut umgehen können. Wir kommen ja nicht nur mit Gebetsbuch und Räucherstäbchen, sondern wir haben ein Equipment dabei. Wir haben Notfallmedikamente, wir können Mutter und Kind reanimieren, wir können Blutungen stoppen. Also wir haben ganz viel an der Hand, um – sollte es zu einer Komplikation kommen – zu reagieren.“

Wenn ein medizinischer Eingriff erforderlich ist, werden Frau und Kind also ins 1,5 Kilometer entfernte Klinikum verlegt.

Zeit ist (Über-)Leben

Entscheidend ist für Mutter und Kind die sogenannte E-E-Zeit (Entschluss-Entwicklungs-Zeit), also die Zeit, die zwischen einer unvorhergesehenen Notsituation und der Entbindung des Kindes vergeht – das sind maximal 20 Minuten. Tritt während einer Geburtshausgeburt eine solche Komplikation auf, ist der Weg in den Operationssaal deutlich weiter, als vom Kreißsaal des Krankenhauses.

Die deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe lehnt die außerklinische Geburtshilfe deshalb ab. In einem Positionspapier heißt es: bei außerklinische Geburten kann in Notfällen nicht rechtzeitig reagiert werden. Für außerklinische Geburten kommen nur sogenannte Low-risk-Schwangerschaften infrage.

„Wir picken uns da die Rosinen heraus“, lacht Annkathrin Rinke.

Sprich: Mutter und Kind müssen gesund sein, die Frauen dürfen keine Frühgeburten oder Mehrlingsgeburten erwarten. Das Kind muss zwingend in Schädellage liegen. Treffen diese Punkte nicht zu, dann ist eine außerklinische Geburt nicht möglich.

„Es geht darum, dass die Geburt an einem sicheren Ort stattfindet und wenn aus medizinischen Gründen das Geburtshaus kein sicherer Ort ist, dann ist natürlich das Klinikum super wichtig“, meint Clara Duvenhorst, die in Annkathrins Praxis als Hebamme arbeitet.

Fürsorgliche Betreuung

Das Vulvarium verspricht eine Eins-zu-eins-Betreuung während der Geburt. In der Klinik sei dies personell teilweise nicht möglich, so Annkathrin Rinke. Sie arbeitete selbst viele Jahre in Kliniken als Hebamme. Das Besondere an dem Geburtshaus sei, dass  individuell auf die Bedürfnisse der Frauen eingegangen werden kann.

„Wir möchten, dass Frauen über ihren Körper entscheiden dürfen, dass nicht über sie bestimmt wird, sondern dass wir hier hören, was sie sich für die Geburt wünschen“, sagt Annkathrin Rinke.

„Und solange alles gut läuft, machen wir auch alles mit“

Alle Infos findet ihr unter vulvarium-ulm.de

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