Heimkinder jahrzehntelang misshandelt

Die Methoden der sadistischen Misshandlungen von Heimkindern sind nicht neu, aber sie schockieren immer wieder. Selbst erfahrene Juristen nimmt das mit, was im vergangenen Jahrhundert in deutschen Kinderheimen üblich war. Ein weiterer Fall belegt dies.




In zwei Kinderheimen im Landkreis Augsburg ist es jahrzehntelang zu sexuellem Missbrauch und brutaler körperlicher und psychischer Gewalt gegen Kinder gekommen. Dies stellt eine vom katholischen Bistum Augsburg zur Aufklärung eingesetzte Projektgruppe in ihrem Abschlussbericht fest.

Gewalt bis 2004

In den 1960er und 1970er Jahren sollen insbesondere zwei Priester sich im Josefsheim Reitenbuch in Fischach an männlichen Kindern und einem Jugendlichen sexuell vergangen haben, berichtete die Gruppe am Donnerstag. Weitere Kinder wurden demnach durch Mitarbeiter und sogar einen Nachbarn des Heims missbraucht. Im Marienheim Baschenegg in Ustersbach sollen Ordensschwestern noch bis 2004 Gewalt an Kindern ausgeübt haben.

Viele Beschuldigte verstorben

Die meisten Beschuldigten seien nicht mehr am Leben, berichtete die Präsidentin des Bayerischen Landessozialgerichts, Elisabeth Mette, die die Aufarbeitung leitete. Insgesamt haben nach ihren Angaben mehr als 30 Opfer, Männer und Frauen, an der Aufarbeitung mitgearbeitet. Weitere Betroffene hätten sich zunächst zwar gemeldet, dann aber nicht mehr über die Geschehnisse sprechen wollen.

Erniedrigende Strafen

Laut dem Abschlussbericht wurden Heimkinder gezwungen, Erbrochenes wieder zu essen. Ausreißern sei eine Glatze rasiert wurden, zudem habe es einen fensterlosen drei Quadratmeter großen Kellerraum zum Einsperren der Kinder gegeben. «Isolation und Freiheitsentzug waren ein Erziehungsmittel, das anstelle oder ergänzend zu körperlicher Gewalt zur Sanktionierung von Fehlverhalten eingesetzt wurde», heißt es im Bericht.
Laut Mette war es auch eine übliche Strafe, mit einem Bambusstock minutenlang auf den nackten Hintern zu prügeln. Die frühere Richtern zeigte sich sehr betroffen von den Schilderungen der ehemaligen Heimkinder. «Es geht einem an die Nieren», sagte sie.

Vergleichbares in Donauwörth

Vergleichbare Taten hatte eine andere Augsburger Untersuchungskommission bereits früher bei einem Heim im nordschwäbischen Donauwörth dokumentiert. Bischof Bertram Meier sagte, es gehe darum, die Geschehnisse aufzuklären und so die Wahrheit ans Licht zu bekommen.

Unabhängige Anlaufstelle empfohlen

Die Projektgruppe empfiehlt die Einrichtung unabhängiger Anlaufstellen für missbrauchte Kinder, um ähnliche Taten in der Zukunft zu vermeiden. Im Fall der Betroffenen aus dem vergangenen Jahrhundert werden Zahlungen an die Opfer befürwortet. Laut der Diözese sind bislang 114 000 Euro an zwölf Opfer geflossen, drei Anträge würden noch bearbeitet.
Im vergangenen Jahrzehnt ist die katholische Kirche weltweit von Missbrauchsskandalen erschüttert worden. Es wurde bekannt, dass in der Vergangenheit in zahlreichen Heimen Kinder sexuell und körperlich misshandelt wurden.

Text: dpa

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