Hochsicherheits-Labor feierlich an Ulmer Universitätsmedizin übergeben

Sicheres Arbeiten mit gefährlichen Krankheitserregern

In Ulm gibt es ein neues Hochsicherheitslabor auf dem Uni-Campus.

Ob Corona-, Influenza- oder HI-Viren: Im neuen S3-Labor an der Uni Ulm mit der zweithöchsten Schutzstufe forschen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler künftig an Krankheitserregern, die auch auf dem Luftweg übertragbar sind. Hochmoderne Systeme und eine strenge Zugangskontrolle gewährleisten die Sicherheit von Mitarbeitenden und Öffentlichkeit. Die Gesamtbaukosten inklusive Erstausstattung betragen rund 8,4 Millionen Euro. Jetzt ist das Gebäude feierlich übergeben worden, wie die Universität Ulm heute mitteilt.

Die Ulmer Universitätsmedizin stärkt ihre virologische Forschung mit einem zweiten Labor der Sicherheitsstufe 3, das speziell für die Arbeit mit gefährlichen oder potenziell tödlichen Krankheitserregern konzipiert worden ist. Das anthrazitfarbene Gebäude, das innerhalb von nur acht Monaten als zweigeschossige Containerlösung auf dem Campus der Universität Ulm errichtet worden ist, wurde am Donnerstag, 11. Januar, feierlich den künftigen Nutzerinnen und Nutzern übergeben. In dem Hochsicherheitslabor der Medizinischen Fakultät der Universität Ulm arbeiten die Forschenden unter modernsten Bedingungen an Sicherheitswerkbänken und Inkubatoren sowie mit speziellen Analysegeräten für die Untersuchung humanpathogener Viren.

Nutzen werden die Einrichtung zunächst Forschende des Instituts für Molekulare Virologie am Universitätsklinikum Ulm unter der Co-Leitung der Professoren Frank Kirchhoff und Jan Münch sowie Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des Instituts für Virologie unter der Leitung von Professor Thomas Stamminger. Sie wollen herausfinden, wie es manchen Viren gelingt, erfolgreich vom Tier auf den Menschen überzuspringen und wie sich die Erreger vermehren und ausbreiten. Und natürlich geht es auch darum, im Ernstfall schnell Tests, Impfstoffe und Therapeutika zu entwickeln, mit denen effektiver auf neue Viruserkrankungen wie COVID-19 reagiert werden kann.

Im neuen S3-Labor verhindern zahlreiche Schutzmaßnahmen, dass die luftübertragbaren Krankheitserreger in die Umgebung gelangen können: Der Zutritt zum Labor wird strikt kontrolliert und erfolgt über eine Schleuse. Innen herrscht Unterdruck, hochmoderne Lüftungs- und Filtersysteme sowie ein Autoklav sind im Einsatz. Mitarbeitende sind speziell geschult und tragen Schutzkleidung und -brillen sowie Atemschutzmasken.

„Die virologische Forschung an der Uni Ulm gehört seit vielen Jahren zu den stärksten national und international und trägt stark zu unserer Exzellenz bei“, betonte der Präsident der Universität Ulm, Professor Michael Weber, auf der Übergabefeier. „Um auf diesem Niveau arbeiten zu können, ist ein modernes S3-Labor essenziell.“ Er bedankte sich insbesondere beim Uniklinikum Ulm, das die Bauherrschaft übernommen hatte, für die zügige Umsetzung.

Ministerialdirektor Dr. Hans Reiter vertrat das Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg vor Ort. „Mit dem neuen S3-Labor in Ulm haben Politik und Wissenschaft gemeinsam gezeigt, dass notwendige Forschungsinfrastrukturen zügig realisiert und in Betrieb genommen werden können“, sagte er. Der Modulneubau zeichne sich dabei durch hohe energetische Effizienz und einen besonders geringen CO₂-Ausstoß aus. „Das neue S3-Labor bietet optimale Rahmenbedingungen für die bedeutende und oftmals lebensrettende Forschung zu ansteckenden Erregern – damit wir auf künftige Pandemien besser vorbereitet sind.“

Wie entscheidend diese Vorbereitung sei, betonte auch Professor Thomas Wirth, Dekan der Medizinischen Fakultät. Denn in der Corona-Pandemie habe man gelernt: „Es gibt Bedrohungen und Risiken, die wir bisher nicht gekannt und unterschätzt haben. Das S3-Labor wird uns ermöglichen, weiter Spitzenforschung auf höchstem Niveau voranzubringen – mit Ergebnissen, die zum Nutzen der Gesellschaft sind.“ Professor Udo X. Kaisers, Leitender Ärztlicher Direktor des Uniklinikums Ulm, hob die hohe Komplexität des neuen Gebäudes hervor.

Professor Frank Kirchhoff, der gemeinsam mit Professor Jan Münch das Institut für Molekulare Virologie leitet, hatte sich seit dem Beginn der Corona-Pandemie für den Bau eines weiteren S3-Labors in Ulm starkgemacht. „Wir wollen die Forschung zu HI- und Corona-Viren ausweiten, können jetzt aber auch andere Viren erforschen“, so Kirchhoff. Letztlich sollen die Erkenntnisse genutzt werden, um breit wirksame, antivirale Medikamente zu entwickeln.

Die Errichtung des S3-Labors wurde ermöglicht durch die finanzielle Unterstützung von REACT-EU „Recovery Assistance for Cohesion and the Territories of Europe“ (Aufbauhilfe für den Zusammenhalt und die Gebiete Europas) im Rahmen des EFRE-Programms 2014-2020 Baden-Württemberg in Höhe von 5 Millionen Euro. Die EU-Förderung wurde seitens des Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kunst bereitgestellt. Die verbleibenden Kosten von 3,4 Millionen Euro trägt die Medizinische Fakultät der Universität Ulm. Im Rahmen der Gesamtprojektsteuerung hatte das Universitätsklinikum Ulm die Realisierung des S3-Labors für die Medizinische Fakultät übernommen.

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