Biberachs OB Norbert Zeidler rettet die Biberacher Filmfestspiele!? Das wird sich zeigen. Kurz vor Start der denkwürdig abgespeckten, allerdings auch recht ambitionierten 45. Ausgabe von Donnerstag bis Sonntag (2. bis 5. November 2023) setzt die Stadt jedenfalls ein starkes Signal für die Zukunft des traditionsreichen Filmfestivals, wie es in einer Mitteilung der Stadt heißt. So sollen die Rahmenbedingungen idealisiert werden. Der Biberacher Gemeinderat habe einen richtungsweisenden Beschluss gefasst. Sprich: Die Geschäftsstelle wandert hauptamtlich als Halbtagsstelle direkt ins Kulturamt, ähnlich wie bereits früher der Fall. So werden die organisatorischen, bisher ehrenamtlichen Tätigkeiten des Trägervereins, ins Rathaus verschoben.
Das bedeutet auch eine entsprechende Machtverschiebung im Vereinsvorstand, der nach dem Chaos der vergangenen zwei Jahre bald neu gewählt werden muss. Die Geschäftsstelle im Kulturamt soll dann als Drehscheibe zwischen Verein, künstlerischer Leitung (Intendanz) und den Partnern der Biberacher Filmfestspiele fungieren. Das soll die notwendigen organisatorischen Abläufe stärken, vor Allem aber auch den zwischenmenschlichen Dialog fördern und natürlich das bürgerliche Engagement unterstützen.
Außerdem führt die organisatorische Änderung zu einer deutlichen finanziellen Entlastung des Vereins, der z.B. seine teuer angemieteten Vereins- und Büroräume in der ehemaligen Wohnung des Festivalgründers und Ehrenbürgers Adrian Kutter im ersten Stock des Kinogebäudes möglicherweise dann gar nicht mehr braucht, bzw. nicht mehr in dem bisherigen Ausmaß. Am Zuschuss der Stadt von zuletzt 93.000 Euro jährlich soll sich dabei aber nichts ändern.
Nach dem Weggang der Intendanz und dem quasi-Rücktritt („stehen für eine weitere Amtszeit nicht mehr zur Verfügung“) des aktuellen Vorstands, bleiben aber noch elementare Fragen offen: Wer übernimmt den Job? Dem Vorstand bleibt wohl einzig Dorothea Weing, Leiterin des Kulturamts der Stadt Biberach, als Vertreterin von Oberbürgermeister Norbert Zeidler erhalten.
Jedenfalls rumort es heftig im Städtle. Steigt vielleicht der Biberacher Filmveteran Uli Stöckle ein, der in einer Sonderreihe zur 45. Ausgabe einige Perlen seines Schaffens zeigt? Auf DONAU 3 FM Anfrage sagt dieser „nein“.
Den Scherbenhaufen des aktuellen Vorstands (zu dem auch OB Zeidler, bzw. die Leiterin des Kulturamts gehört) wegräumen will jedenfalls so wirklich keiner. Eine fähige Intendanz zu finden ist sicher auch keine leichte Aufgabe. Gibt es dafür überhaupt ein Budget?
Mit vielen entsprechend offenen Fragen befasst sich nun seit geraumer Zeit und wohl sehr intensiv auch der Oberbürgermeister der Stadt Biberach, Norbert Zeidler, höchstpersönlich. Es soll dabei unter Anderem informative Gespräche über eine mögliche Neuausrichtung mit Filmfest-Gründer Adrian Kutter gegeben haben.
Offenbar keine Gespräche laufen allerdings mit der AG Filmfestival, dem bundesweiten Interessensverband der Filmfestivals in Deutschland, der sicher unterstützende Hilfe leisten könnte und seiner Funktion entsprechend auch anbietet. Derzeit sei Zeidler jedenfalls in mehreren Gesprächen mit ganz unterschiedlichen Interessenten für die nun vorerst zu besetzenden Vorstandsposten – und gibt sich dabei auch optimistisch, heißt es von der Stadt Biberach. Gewählt werden soll bei der Mitgliederversammlung am 15. November.
Im nächsten Schritt gelte es für einen neuen Vorstand dann, die Stelle der künstlerischen Leitung zu besetzen. Und die sollte bestenfalls auch wirklich was vom Filmgeschäft verstehen, bestenfalls darin verankert sein – das wird teuer. Und der Gemeinderat erhofft sich, dass es durch den personellen und organisatorischen Neustart gelingt, die Filmfestspiele zukunftssicher aufzustellen, so Zeidler.
Es bleibt also weiterhin noch spannend, aber: Der Weg zu einer echten Neuausrichtung der Biberacher Filmfestspiele ist wohl tatsächlich frei! Hoffentlich wird damit eine Rückkehr zu stabilen Verhältnissen dieses traditionsreichen Filmfestivals geschaffen, heißt es passend dazu aus der Filmwelt.