Der erhoffte Aufschwung hat sich nicht eingestellt- im Gegenteil: die Lage hat sich weiter verschärft. „Da kommt was ins Rutschen“, warnt der Neu-Ulmer IHK-Regional-Vorsitzende Gerd Stiefel. Neben dem bekannten Fachkräftemangel stellen die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen für die heimische Wirtschaft das größte Risiko ihrer Entwicklung dar. Die Politik müsse endlich ihre Hausaufgaben machen und ein Reformpaket schnüren, um die strukturellen Probleme nachhaltig zu lösen. 28 Prozent der Unternehmen bewerten die aktuelle Geschäftslage als schlecht, ein Anstieg von 20 Prozent gegenüber der letzten Erhebung im Frühjahr. Und gar 29 Prozent der Unternehmen sagen, ihre Geschäftslage werde sich weiter verschlechtern.
Die Unternehmen stöhnen über zu viele Auflagen und viel zu viel Bürokratie. Viel Bürokratie gab es zwar schon immer, doch jetzt würden sich die Dinge häufen: „Wir haben sehr viele Auflagen, die speziell in diesem Jahr scharf geschaltet wurden, wie zum Beispiel das Hinweisgeberpflichtgesetz oder das Lieferkettengesetz oder viele andere neue Auflagen mit einer entsprechende Straf-Androhung, die wir so bürokratisch gar nicht abbilden können“, sagt Gerd Stiefel, der selbst Unternehmer ist und in Burlafingen ein mittelständisches Unternehmen führt. Eine Konsequenz: deutsche Unternehmen verlagern ihre Produktion ins Ausland. Aktuell machen das etwa 13 Prozent. Sie gehen dorthin, wo es weniger Auflagen und Bürokratie gibt. Größere Firmen zieht es in die USA. Kleinere und mittelständische Unternehmen blieben eher in Europa und liebäugeln etwa mit Frankreich, Ungarn oder Polen. Für Gerd Stiefel selbst ist Abwandern aber keine Option, dafür sei sein Unternehmen einfach zu klein.
Die Investitionsbereitschaft in den eigenen Standort nimmt weiter ab. Wenn hierzulande doch investiert wird, dann in Ersatzbeschaffungen (61 Prozent), in Rationalisierung (40 Prozent) oder den Umweltschutz(34 Prozent). Investitionen in Produkt-Innovationen finden dagegen nur noch selten statt (21 Prozent). Die IHK Schwaben hält strukturelle Reformen für unverzichtbar. „Politik und Wirtschaft müssen jetzt schnell wieder zueinander finden, damit Bürokratie abgebaut, der internationale Handel wiederbelebt und neue Innovationen entstehen können,“ so Stiefel abschließend. Die Hoffnung aufgeben, will er nicht: „Die Region sei stark, trotz aller Bedenken!“