Wenn Unternehmen dauerhaft Stellen unbesetzt lassen, können Aufträge nicht angenommen oder umgesetzt, Dienstleistungen nicht erbracht werden. Dadurch könnte es zu weniger Investitionen kommen. Laut der Gesellschaft für Wirtschaftliche Strukturforschung (GWS) könnte Baden-Württembergs Wirtschaft in den nächsten zehn Jahren etwa 170 Mrd. Euro an Wertschöpfung verlieren. Besonders betroffen sind gewerblich-technische Berufe sowie Logistik, Verkauf, Gesundheitswesen und Unternehmensorganisation. Vor allem qualifizierte Fachkräfte mit Berufsausbildung sowie spezialisierte Fachkräfte und akademische Experten sind gefragt.
Allerdings ist neue Prognose zu Fachkräfteengpässen viel niedriger als die alte. Laut der Vorhersage von 2020 sollten in der Region Ulm zwischen 2024 und 2035 jährlich etwa 25.000 Fachkräfte fehlen. Der aktuelle Fachkräftemonitor zeigt jedoch, dass in diesem Zeitraum durchschnittlich pro Jahr nur etwa 14.400 Stellen unbesetzt bleiben.
Die Wirtschaft in der IHK-Region Ulm hat im letzten Jahrzehnt viele neue Jobs geschaffen und besetzt. Grund dafür war vor allem die Zuwanderung aus dem Ausland, zum Beispiel aus der Ukraine, und die Wanderung innerhalb Deutschlands. Außerdem gelang es die Erwerbs-Beteilung zu erhöhen – Es arbeiten nun mehr Frauen und ältere Menschen in der Region. Von 2015 bis 2024 stieg die Zahl der Beschäftigten um 12,5 Prozent. Das ist mehr als doppelt so viel wie im Rest des Landes. Diese positive Entwicklung führte zusätzlich zu einem überdurchschnittlichen Bevölkerungswachstum.
„Die regionale Wirtschaft war mit ihren Anstrengungen in der Aus- und Weiterbildung, der Personalakquise im In- und Ausland und ihren Maßnahmen zur Bindung von Mitarbeitenden durchaus erfolgreich. Diesen Weg gilt es konsequent fortzusetzen. Da müssen wir dranbleiben!“, fordert Engstler-Karrasch. Zu den zentralen Stellschrauben zählen auch weiterhin die Erhöhung der Erwerbsbeteiligung und des tatsächlichen Renteneintrittsalter sowie eine gezielte Zuwanderung. „Neben dem Engagement der Unternehmen, sind hierfür aber auch politische Rahmenbedingungen erforderlich, die das Arbeiten im Alter und die Vereinbarkeit von Beruf und Familie erleichtern“, so die IHK-Hauptgeschäftsführerin abschließend.