Krankenhäuser und Reha-Kliniken in Baden-Württemberg schlagen Alarm: Die finanzielle Ausstattung der Kliniken ist schon lange angespannt. Die Corona-Pandemie hat die Lage noch einmal verschärft. Die Budgets reichen vielerorts nicht aus.
Die schlechte finanzielle Lage von einem Großteil der baden-württembergischen Krankenhäuser, Reha-Kliniken und Pflegeeinrichtungen spitzt sich einer Umfrage zufolge in diesem Jahr weiter zu. Die Geschäftsführer der Gesundheitseinrichtungen im Land hielten die Instrumente der Rettungsschirme für 2021 nicht für ausreichend, sagte der neue Chef der Baden-Württembergischen Krankenhausgesellschaft (BWKG), Heiner Scheffold, am Freitag in Stuttgart. «Dies ergibt sich aus den laufenden Geschäftszahlen. Wenn sich die negativen Auswirkungen weiter konkretisieren, muss schnell nachgesteuert werden.»
Wenn fast drei Viertel der Reha-Kliniken im vergangenen Jahr Verluste ausgewiesen hätten und das Gleiche für 2021 erwarteten, sei das ein Alarmsignal, sagte Scheffold. Deshalb habe der Verband in den letzten Wochen vehement auf Verbesserungen beim Reha-Rettungsschirm für 2021 gedrängt. Die Wirkung der jüngsten Verbesserungen müsse eng überwacht werden. «Wenn das nicht ausreicht, sind schnell weitere Hilfen notwendig.» Die Belegung der Reha-Kliniken ist nach dem aktuellen BWKG-Indikator dramatisch eingebrochen, von 88,3 Prozent im Jahr 2019 auf 68,3 Prozent in den ersten fünf Monaten des Jahres 2021.
Während die Rettungsschirme von Bund und Land bei Krankenhäusern die Situation im Jahr 2020 stabilisiert haben, sind die Erwartungen für 2021 negativ. 35,5 Prozent der Krankenhäuser haben das Jahr 2020 mit einem Defizit abgeschlossen, für 2021 rechnen aber rund 63 Prozent der Krankenhäuser mit roten Zahlen. Als Grund wurde die ungenügende finanzielle Ausstattung angegeben.
Die Gewerkschaft Verdi befürchtet wegen der prekären Lage die weitere Auslagerung von Dienstleistungen bei den Kliniken und Druck für mehr Privatisierungen. Eine Sprecherin des Sozialministeriums sagte, seit über 15 Monaten kämpften die Krankenhäuser des Landes mit höchster Priorität und Engagement gegen die Corona-Pandemie. «Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bringen sich dabei oft bis zur Erschöpfungsgrenze und darüber hinaus ein.» Zugleich führte und führe die Pandemie zu – teilweise ganz erheblichen – Leistungs-, Erlös- und Kostenveränderungen.
Während der Pandemie wurden deshalb allein 1,6 Milliarden als Schutzschirm für die Krankenhäuser in Baden-Württemberg zur Verfügung gestellt, berichtete die Sprecherin weiter. Flankierend dazu habe das Land vergangenes Jahr Landeshilfen im Umfang von 210 Millionen Euro gewährt. Hinzu kämen reguläre jährliche Investitionen des Landes von über 500 Millionen Euro. (dpa)