Kreis Günzburg stellt eigene Mittel für Schülernachhilfe bereit

Der Bund will Schüler mit Leistungslücken aufgrund der Pandemie unterstützen. Darauf will der Landkreis Günzburg aber nicht warten, nimmt dies jetzt selbst in die Hand und stellt 70.000 Euro für schnelle Nachhilfe in Grund- und Mittelschulen zur Verfügung

Lehrerinnen und Lehrer, Eltern und vor allem die Schülerinnen und Schüler selbst: Sie alle haben in den letzten Monaten darauf hingewiesen, dass Distanz- und Wechselunterricht sehr gut funktionieren kann. Doch zugleich haben sich aufgrund der stark unterschiedlichen Lernsituationen bei vielen Kindern Kenntnislücken aufgetan. Gerade im Bereich der Grundschule, die das Fundament für künftigen Schulerfolg legt, will der Landkreis Günzburg sicherstellen, dass alle Kinder über ein gleiches Grundschulwissen verfügen.

70.000 Euro aus eigenen Mitteln

Aus diesem Grund hat der Landkreis im März einstimmig beschlossen, 70.000 Euro aus eigenen Mitteln zur Verfügung zu stellen, um schnell und unbürokratisch Förderungen durch zusätzliches pädagogisches Personal auf den Weg zu bringen. Das ist bayernweit bislang einzigartig.

Diese „erweiterten Brückenangebote“ sind bereits kurz nach den Osterferien angelaufen: Inzwischen wird in sechs Grundschulen und drei Mittelschulen in Kleingruppen der Unterrichtsstoff wiederholt, erklärt und gemeinsam geübt. Weitere Schulen bringen die Förderung dank der schnellen Hilfe des Landkreises zusammen mit dem Schulamt auf den Weg.

Konkret bedeutet das, dass in kürzester Zeit externes pädagogisches Personal gefunden wurde: Lehramtsstudierende, Menschen aus Mittagsbetreuungen, Schulbegleiter, Unterstützer aus der hiesigen Freiwilligenagentur. Sie helfen Schülerinnen und Schülern individualisiert und bedarfsgerecht vorhandene Lernlücken zu schließen. Zuvor wurde an jeder Schule ermittelt, welche Kinder Unterstützungsbedarf haben. Das Förderangebot ist natürlich freiwillig und zielt insbesondere auf die Kernfächer ab. Ziel des Landkreises ist es, jede staatliche Schule (26 Grundschulen, 9 Mittelschulen) mit mindestens einer Unterstützungskraft zu versorgen.

Kinder und Eltern in der Pandemie schnell unterstützen

Mit diesem Brückenangebot hat der Landkreis Günzburg bereits jetzt umgesetzt, was er als dringend notwendig erachtet: Kinder und Eltern in der Corona-Pandemie möglichst schnell und pragmatisch dabei zu unterstützen, die aufgrund der Corona-Pandemie entstandenen Lernlücken zu schließen. Damit ist der Landkreis Günzburg nicht nur der erste Kreis in Bayern, der dies umgesetzt hat. Er ist mit seinem Angebot auch anderen Förderungen durch den Bund voraus.

Eile war angesagt. Denn gerade jetzt zähle jeder Tag, sagt Landrat Hans Reichhart: „Gerade in der Grundschule wird das Fundament für den späteren Bildungserfolg gelegt. Wir müssen alles daransetzen, dass unsere Kinder trotz der derzeit ungewöhnlichen und teils sehr schwierigen Lernsituation, bestmögliche Lern-Bedingungen vorfinden und damit auch ihre besten Leistungen erbringen können. Wir wollen aber auch die Eltern mit diesem Angebot entlasten. Wir sehen, was sie seit Monaten leisten – und wir wissen, dass sie in der Mehrfachbelastung nicht alles auffangen können. Während in Berlin noch über konkrete Programme diskutiert wird, handeln wir bereits.“

Projekt „Brückenangebot“

Die Grund- und Mittelschule Leipheim hat die Fördermaßnahme in Rekordzeit auf den Weg gebracht. Rektorin Stefanie Schmid bestätigt, dass dieses Angebot zur richtigen Zeit kommt: „Unsere Lehrerinnen und Lehrer kennen ihre Kinder. Sie wissen genau, wer jetzt wo schnell Hilfe braucht. Und wir konnten dies dank dem Landkreis eigenverantwortlich umsetzen. Wir können nun ganz unbürokratisch je nach Bedarf des Kindes dort ansetzen, wo aufgrund der Lernsituation Wissenslücken entstanden sind. Das ist eine große Erleichterung für die Eltern, Kinder und auch für uns als Schule.“

Das landkreiseigene Projekt „Brückenangebot“ läuft bis Ende des Jahres und wirkt damit weit über die Sommerferien hinaus. Damit besteht die realistische Möglichkeit, dass durch Wechsel-und Distanzunterricht aufgetretene Lernrückstände bis zu den Weihnachtsferien aufgeholt werden können. Landkreis und Schulamt hoffen, dass somit im neuen Kalenderjahr die Chance besteht, auf Höhe der geforderten Unterrichtsinhalte loslegen zu können. Vor allem aber gilt es, den Kindern Kompetenz zu vermitteln, Eltern und Schulen zu entlasten und zu zeigen, dass es möglich ist, den Folgen der Corona-Pandemie etwas entgegenzusetzen.

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