Lastwagen stehen auf der Gänstorbrücke 

Wer in der Nacht zum Mittwoch zwischen Ulm und Neu-Ulm unterwegs war, konnte Lastwagen auf der Gänstorbrücke sehen. Ein Bild, das es seit gut zwei Jahren eigentlich nicht mehr gibt, denn Betonbarrieren und eine Schranke versperren großen Fahrzeugen den Weg auf die marode Brücke. Dieses Mal wurde die Schranke für zwei Lastwagen extra geöffnet, damit die Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung Messungen durchführen kann. 

 

Die Gänstorbrücke hat das Ende ihrer Lebensdauer erreicht, muss aber als eine von drei Donaubrücken zwischen Ulm und Neu-Um bis zu ihrem Neubau den Verkehr sicherstellen. Die von Ulrich Finsterwalder geplante Spannbetonbrücke war in den 1950er Jahren durch ihre schlanke Bauform eine bautechnische Sensation und es wurden auf ähnliche Art auch mehrere Rheinbrücken gebaut, die ebenfalls am Ende ihrer Lebensdauer sind.


Um die Sicherheit der Gänstorbrücke in den kommenden Jahren sicherstellen zu können und Veränderungen rechtzeitig zu bemerken, hat die Stadt Ulm ein Monitoringsystem einbauen lassen, das mit Kameras, Mikrofonen und Sensoren Schwingungen der Brücke beobachtet und ungewöhnliche Veränderungen aktiv meldet. Die Berliner Bundesanstalt für Materialprüfung hat wegen der zahlreichen ähnlichen Brücken ein zusätzliches Forschungsprojekt gestartet, um Grundlagen für die Beurteilung der anderen Brücken zu schaffen. Im September 2020 wurden 30 Ultraschallsensoren in der Brückenmitte und im Ulmer Brückenwiderlager eingebaut.
In der Nacht wurden nun mit zwei speziell verwogenen Lastwagen mit 14,85 sowie 32 Tonnen die Veränderungen an der Brücke gemessen und die Sensoren kalibriert. Nachdem der letzte Linienbus kurz nach Mitternacht über die Brücke gefahren ist, wurde die Fahrtrichtung Neu-Ulm voll gesperrt, um nur die Lastwagen auf der Brücke zu haben. An fünf Stellen wurden abwechselnd die beiden Lastwagen abgestellt und zwischendrin immer wieder die unbelastete Brücke gemessen. In der Nacht wurden so rund 10 000 Messwerte gesammelt, die nun in den kommenden Wochen in Berlin ausgewertet werden.

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Wie fein die Sensoren arbeiten, zeigte sich schon bei der ersten Testmessung. Die Vibrationen des im Stand laufenden Lkw-Motors waren am Laptop-Bildschirm sichtbar, daher mussten alle Messungen mit ausgeschalteten Motor stattfinden und nach einer Minute wurde der nächste Messpunkt angefahren. Während Versuchsleiter Niklas Epple auf der Brücke die Lastwagen genau auf die eingemessenen Stellen dirigierte, saß sein Kollege im Inneren des Brückenwiderlagers und dokumentierte die Messwerte.
Während der bis fünf Uhr morgens andauernden Messreihe zeigte sich auch wieder einmal die Ignoranz eines Autofahrers gegenüber den Absperrungen. Um über die Brücke zu kommen, umrundete er die Absperrungen über die Gegenfahrbahn und konnte erst unmittelbar am Brückenbeginn von einem städtischen Mitarbeiter gestoppt werden.

Text/Foto: Thomas Heckmann

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