Michelin-Sterne: Gewinner und Verlierer in Schwaben

Begehrte Restaurant-Auszeichnung verliehen

In Hamburg wurden am Dienstag die diesjährigen Michelin-Sterne vergeben. In Ulm gibt es einen Verlierer.

Die Zahl der Feinschmecker-Restaurants im Südwesten bleibt auf einem hohen Niveau – doch Bayern löst Baden-Württemberg in diesem Jahr bei der Zahl der meisten Sterne-Restaurants ab. In der neuen Ausgabe des «Guide Michelin» werden im Südwesten 73 Adressen aufgelistet, im größeren Nachbarland sind es 79, wie am Dienstagabend in Hamburg bekannt gegeben wurde. Jahrelang war Baden-Württemberg bundesweit führend bei der Zahl der Sterne-Lokale.

Die neue Ausgabe des Gourmetführers, den es auch digital als App gibt, dürfte in fünf Häusern im Südwesten besonders lauten Jubel auslösen – denn sie werden neu ausgezeichnet. In der Liga der Zwei-Sterne-Lokale kocht ab sofort das Team des «SEO Küchenhandwerk» in Langenargen am Bodensee. Küchenchef Roland Pieber und Souschefin Kathrin Stöcklöcker überzeugten die anonymen Testesser mit ihren Acht-Gänge-Menüs. Vier weitere Restaurants können sich über einen neuen Stern freuen: das «Restaurant 1950» in Hayingen (Kreis Reutlingen), «ZUR WEINSTEIGE» in Stuttgart, «Cédric» in Weinstadt (Rems-Murr-Kreis) und das «Jacobi» in Freiburg.

So schneidet Schwaben ab

Zwei Ulmer Restaurants behalten ihre Sterne. Zum einen das „bi:braud“ in der Büchsengasse. Auch das „Esszimmer“ im Oberschwäbischen Hof in Schwendi behält die begehrte Auszeichnung.
Auch der „Seestern“ in der Ulmer Friedrichsau bekommt ebenfalls ein weiteres Mal eines der berühmten roten Blechschilder für ihre Küche. Auch der „Gasthof zum Bad“ hat seinen Michelin-Stern behalten – und das schon das elfte Jahr infolge.
Ulm hat allerdings ein Sterne-Restaurant verloren: Der Siedepunkt wurde von der Michelin-Liste gestrichen. Seit 2017 konnte das Böfinger Lokal seinen Stern verteidigen, nach einer längeren Schließung des Restaurants und dem Weggang des Chefkochs Hendrik Friedrich ist der Stern nun vorerst weg.

Zwei Top-Adressen weiter im Nordschwarzwald

In Baiersbronn im Landkreis Freudenstadt bleibt die Sterne-Dichte besonders hoch. Das «Restaurant Bareiss» und die «Schwarzwaldstube» verteidigen dort erwartungsgemäß ihre drei Sterne. Damit bleibt das Städtchen im Nordschwarzwald das einzige bundesweit mit zwei Drei-Sterne-Restaurants – und das bei rund 15 000 Einwohnern. Das «1789» und das «Schlossberg» dürfen weiterhin jeweils einen Stern führen. Eine weitere Auszeichnung geht in die «Schwarzwaldstube»: Sommelier Stéphane Gass wird für sein «fundiertes Weinwissen» geehrt und gehört damit auch aus Sicht der Michelin-Inspektoren zu den besten Weinexperten des Landes.

Junger Koch aus Weinstadt geehrt

Zu den jüngsten Spitzenköchen in Deutschland gehört Cédric Staudenmayer, der in Weinstadt das «Cédric» führt. Mit gerade einmal 25 Jahren hat er sich mit seinem Team seinen ersten Stern erkocht und wird zusätzlich mit dem Young-Chef-Award geehrt. Die Testesser überzeugte er mit seiner «regional-saisonal beeinflussten modernen Küche».

Normaler und grüner Stern in Freiburg

Nachdem im vergangenen Jahr in Freiburg gleich drei Restaurants neu mit einem Stern ausgezeichnet wurden, kommt 2024 ein weiteres hinzu: das «Jacobi». Dort wird das Team um Christoph Kaiser mit einem normalen und zusätzlich mit einem grünen Stern geehrt. Grüne Sterne werden seit vier Jahren vergeben und sollen laut Michelin eine besonders nachhaltige Küche hervorheben. Gekocht wird beispielsweise mit saisonalen und regionalen Zutaten sowie Fleisch aus artgerechter Tierhaltung. Neben dem «Jacobi» gibt es bundesweit ein weiteres Restaurant, das 2024 einen normalen und einen grünen Stern erhielt: das «Zwanzig23 by Lukas Jakobi» in Düsseldorf. In Deutschland gibt es aktuell 77 Restaurants mit einem grünen Stern, 18 davon im Südwesten.

Landeshauptstadt bleibt Spitzenreiter

In Stuttgart sammeln sich mit neun Adressen weiter die meisten Sterne-Restaurants in einer Stadt im Südwesten. Die «Speisemeisterei» behält ihre zwei Sterne. «ZUR WEINSTEIGE» erhält in diesem Jahr neu einen Stern, sieben weitere verteidigen ihre Auszeichnung. Übrigens: Die Inspektoren haben die Restaurants mit einem Stern nahezu gleich auf Baden und Württemberg verteilt. Nur bei den noch edleren Zwei- und Drei-Sterne-Lokalen gibt es einen klaren Schwerpunkt im Badischen.

Wer seinen Stern verloren hat

Gestrichen von der Sterne-Liste wurden sieben Restaurants – so viele wie in keinem anderen Bundesland in diesem Jahr. In den meisten Fällen gab es einen einfachen Grund: Die Restaurants in Bodman-Ludwigshafen im Kreis Konstanz, Heidelberg, Horben bei Freiburg, Konstanz zbd Mannheim wurden im Laufe des vergangenen Jahres geschlossen. Das «zeit|geist» in Weingarten (Kreis Karlsruhe) hat seinen Stern aberkannt bekommen, weil es inzwischen ein anderes Konzept verfolgt.

So wird getestet

Die Sterne des «Guide Michelin» gehören zur wichtigsten Auszeichnung für Spitzenköchinnen und -köche weltweit. Die ersten Michelin-Sterne in Deutschland wurden 1966 verliehen. Hierzulande sind etwa zwei Dutzend Experten regelmäßig im Einsatz – sie testen stets anonym und immer mehrfach die Lokale. Der  «Guide Michelin» erscheint inzwischen in 41 Ländern, neben Europa auch in den USA und Asien. Hinter dem Restaurantführer steht der gleichnamige französische Reifenhersteller.

Doch es gibt weitere Restaurantführer. So erscheint auch der «Gault&Millau» regelmäßig als wichtiger internationaler Gourmet-Ratgeber. Er vergibt 0 bis 20 Punkte für die Restaurants. In Deutschland bekannt ist zudem das Fachmagazin «Der Feinschmecker».

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