Ein mutmaßlich jahrelanger Diebstahl von Parkgebühren erschüttert die Stadt Kempten. Ein städtischer Mitarbeiter soll Münzgeld in Millionenhöhe aus Parkscheinautomaten abgezweigt haben. Gegen ihn und seine Ehefrau, die laut Ermittlern Zugriff auf mehrere der betroffenen Konten hatte, wurde Haftbefehl wegen Diebstahls und Beihilfe in insgesamt 720 Fällen erlassen. Beide sitzen seit Montag in Untersuchungshaft. Bis zu einer rechtskräftigen Entscheidung gilt die Unschuldsvermutung.
Auf die Spur gekommen sind Ermittler dem Mann durch eine Meldung wegen Geldwäscheverdachts: Eine Bank hatte der Staatsanwaltschaft auffällige, immer wiederkehrende Bareinzahlungen auf mehreren Konten gemeldet. Nach aktuellem Stand soll der Angestellte bei der regulären Leerung der Parkautomaten über einen längeren Zeitraum Münzgeld beiseitegeschafft und auf Konten eingezahlt haben, auf die seine Frau zugreifen konnte. Der Stadt Kempten entstand dadurch mutmaßlich ein Schaden von weit über einer Million Euro.
Kemptens Oberbürgermeister Thomas Kiechle reagierte fassungslos und bestürzt auf die Vorwürfe. Am Montag wurden im Zuge der Ermittlungen auch städtische Arbeitsräume durchsucht. Kiechle kündigte an, die Aufklärung vollständig zu unterstützen. Zudem werde er sofort arbeitsrechtliche und organisatorische Maßnahmen einleiten, um Abläufe zu prüfen, mögliche Schwachstellen aufzudecken und künftig auszuschließen. Eine entsprechende Kommission wurde bereits eingesetzt.