"Nachtsam" - Achtsam nachts feiern

sexuelle Belästigung im Nachtleben

Stürzt ihr euch auch gerne mal am Wochenende ins Nachtleben? Laut einer Statistik sind in den Jahren 2017 und 2021 etwa 20,5 Millionen Menschen feiern gegangen. Das ist eine ganze Menge!

Da muss über die Sicherheit, gerade in Bezug auf sexuelle Belästigung gesprochen werden. Denn 2020 gaben rund 78 Prozent der Frauen, sowie rund 81 Prozent der Personen mit der Geschlechtsidentität divers an, schon ein- oder mehrmals sich in der Freizeit sexuell belästigt gefühlt zu haben. Um dem entgegenzuwirken, gibt es die Kampagne „nachtsam“. „nachtsam“ ist eine Initiative des Ministeriums für Soziales, Gesundheit und Integration in Baden-Württemberg.

Was ist nachtsam?

Dabei geht es darum, dass das Personal im Nachtleben auf den Umgang mit sexueller Belästigung geschult wird. Das passiert aber nicht durch das Ministerium selbst, sondern durch die Beratungsstellen für Frauen in den jeweiligen Städten. Das Ministerium schult die Beratungsstellen und diese wiederum das Personal, das in den Locations des Nachtlebens arbeiten.

Allerdings ist diese Maßnahme für keinen Club- oder Nachtclubbetreiber Pflicht. Jeder kann, keiner muss.

Bei verschiedenen Programmen werden die Mitarbeitenden des Nachtlebens auf kritische Situationen vorbereitet, dadurch bekommen sie Handlungssicherheit. Auch wird Wissen über die Hilfsangebote des Landes Baden-Württemberg, vermittelt. Es steht also im Vordergrund den Betroffenen schnell und langfristig Hilfe leisten zu können.

Gleis 44 ist nachtsam

Bereits vor über einem Jahr nahm das Personal des Clubs „Gleis 44“ an der Kampagne teil und wurde von der Ulmer Beratungsstelle Frauen helfen Frauen e.V. angelernt.
Samuel Rettig ist Besitzer des Clubs. Gerade durch die zwei Jahre Corona-Pause hätten die Menschen gewisse Verhaltensregeln verloren, erklärt der Besitzer im Gespräch.

Auch, was jetzt die jüngeren Gäste angeht, ist ein Selbstverständnis entstanden, dass es in Clubs sich einfach nicht gehört, dass man dumm angemacht wird, dass man begrapscht wird. Wo man vielleicht vor zehn, fünfzehn Jahren noch gesagt hat, ja das gehört halt dazu.

Bei der Schulung wurden verschiedene Inhalte gelernt und vor allem geklärt. Hauptsächlich ging es um die Sensibilisierung des Themas und, dass jeder inhaltlich auf einen Level gebracht wird, erklärt Rettig.

Es ist ja bestimmt so, dass der eine manche Sachen noch korrekt findet, wo der andere sagt, ja das kannst du eigentlich nicht machen.

Diese Verhaltensregeln und ein Bewusstsein über das Thema repräsentierten das Personal mithilfe von Guidelines im Club von Anfang an, so Rettig. Sodass auch die Besucher sensibilisiert werden und wissen, dass sie im Notfall immer auf das Personal zukommen können.

Doch nicht nur im Gleis 44 kann man seit einiger Zeit nachtsam feiern, auch andere Clubs und Einrichtungen, wie der Sauschdall oder das Studentencafé in Ulm haben die Schulung durchlaufen.

 

Aufklärung und Sensibilisierung ist ein wichtiger Bestandteil, um sexuellen Übergriffen, nicht nur im Nachtleben, entgegenzuwirken. Die Kampagne ist zwar zeitlich begrenzt, doch das Gelernte wird das Personal immer anwenden können und Feiernde so Sicherheit gewinnen.

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