Narren laden Ministerpräsidenten wieder zu besonderem Frühstück ein

Froschkuttelnessen in Riedlingen

Ministerpräsident Winfried Kretschmann ist Stammgast beim Froschkuttelnessen der Narrenzunft Gole am Fastnachtsdienstag. Frauen müssen draußen bleiben - auch Journalistinnen. Das sorgt für Kritik.

Auch in diesem Jahr tischt die Narrenzunft Gole in Riedlingen (Kreis Biberach) wieder Froschkutteln auf. Traditionell hat die Zunft dabei hohen Besuch im Riedlinger Rathaus: Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) lässt sich das besondere Frühstück am Fastnachtsdienstag (8.45 Uhr) seit Jahrzehnten schmecken. Dort sei er allerdings privat und nicht in seiner Funktion als Ministerpräsident, erklärte die stellvertretende Regierungssprecherin auf Anfrage.

Mit Amphibien hat das Froschkuttelnessen nichts zu tun. Für Vegetarier ist das Gericht aber trotzdem nichts. Aufgetischt wird eine Mischung aus Rinderinnereien, die mit Gewürzen verfeinert werden.

Frauen müssen bei dem traditionellen Festmahl draußen bleiben. Sie schließen die Tür ab, sodass die Herren das Rathaus vom ersten Stock aus über eine Rutsche verlassen müssen – natürlich unter dem Jubel zahlreicher Zuschauer.

Dass auch Journalistinnen beim Froschkuttelnessen nicht zugelassen sind, sieht der Deutsche Journalistenverband DJV Baden-Württemberg «äußerst kritisch». «Abgesehen von der Frage, ob eine solche Einteilung in binäre Geschlechtsidentitäten heute überhaupt noch zeitgemäß ist, muss zumindest für die journalistische Berichterstattung über solche Veranstaltungen gewährleistet werden, dass diese durch Menschen aller Geschlechter erfolgen kann», erklärte DJV-BW-Geschäftsführer Gregor Schwarz auf Anfrage. «Alles andere ist eine erhebliche Einschränkung der Pressefreiheit.»

Zunftmeister Thomas Maichel nimmt die Kritik gelassen. Journalistinnen dürften auch künftig nicht im Saal dabei sein. Frau dürfe es aber gerne einmal probieren. Die Reaktion der Männer dürfte ziemlich laut ausfallen, ist sich Maichel sicher. «Die würden johlen.»

Parallel zum Froschkuttelnessen der Männer gibt es Zunftmeister Maichel zufolge seit rund 50 Jahren auch ein Froschkuttelnessen der Frauen, der sogenannten Weiber von der Stadt. Es gilt dort männerfreie Zone, auch für Journalisten. Laut Mechtild Kniele von den Weibern von der Stadt handelt es sich dabei um eine lose Gruppe. Entstanden sei sie laut Kniele ursprünglich aus Protest, weil die Frauen beim Froschkuttelnessen der Männer nicht dabei sein durften. Inzwischen habe man aber ein gutes Verhältnis zur Narrenzunft, sagt sie. Fasnet sei Fasnet.

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