Am Dienstag und Mittwoch war das Edwin-Scharff-Haus der Mittelpunkt der internationalen Militärmedizin, dort wurde die CMC-Konferenz, die Combat Medical Care-Konferenz, online durchgeführt.
Die CMC behandelt alles rund um die Verwundetenversorgung, von der Verletzung oder Erkrankung vor Ort in einem Krisengebiet bis hin zum Transport in ein geeignetes Krankenhaus im Heimatland. Veranstalter ist die Deutsche Gesellschaft für Wehrmedizin und Wehrpharmazie, die fachliche Leitung hat Dr. Florent Josse vom Ulmer Bundeswehrkrankenhaus (BwK), der von über 20 Kameradinnen und Kameraden unterstützt wird.
Wie aktuell die Thematik ist, zeigte sich, als vor knapp drei Wochen unter der ärztlichen Leitung von Josse sechs verletzte Bundeswehrsoldaten am Stuttgarter Flughafen abgeholt wurden und zur Behandlung in das Ulmer BwK gebracht wurden. Die vergangenen Konferenzen, die im Zwei-Jahres-Takt in Neu-Ulm stattfanden, dienten auch dem Austausch aller Beteiligten der Rettungskette, um voneinander zu lernen und auch die gegenseitigen Anforderungen zu besprechen. Generalarzt Jörg Ahrens, Ärztlicher Direktor des Ulmer Bundeswehrkrankenhaus, betont zwar, dass die Anforderungen in Krisengebieten wesentlich komplexer sind als in Regionen mit einer regulären Versorgungsstruktur und damit nicht immer vergleichbar sind. Trotzdem halten immer wieder Erkenntnisse aus der Militärmedizin Einzug in die zivile Medizin. Seit einigen Jahren sind auf allen Rettungswagen in der Region Tourniquets, spezielle Abbindeknebel, um starke Blutungen zu stoppen. Der lebensbedrohliche Blutverlust ist in Deutschland die häufigste Todesursache bei Patienten unter 40 Jahren und mit einem rechtzeitigen Abbinden der Wunden können zahlreiche Leben gerettet werden.
Zu den Präsenz-Veranstaltungen kamen über 1 200 Teilnehmer nach Neu-Ulm und machten die CMC zur größten Militärmedizin-Konferenz außerhalb der USA. Dieses Jahr steht die Aus- und Weiterbildung im Mittelpunkt. Dabei geht es nicht nur um militärische Einsätze, sondern auch um Lehren aus Amokläufen. Die Militärmediziner können umgekehrt aber auch von der zivilen Medizin lernen. So stellte Markus Isser von der Tiroler Bergrettung deren Forschungsergebnisse rund um die Rettungsdecke vor. Diese preisgünstige Alufolie, die sich in jedem Kfz-Verbandkasten findet, funktioniert richtig angewendet auch als Tragehilfe bei der Evakuierung und auf dem Gletscher ist eine Rettungsdecke vor den Augen beim UV-Schutz einer teuren Gletscher-Sonnenbrille ebenbürtig.
Aus dem Neu-Ulmer Edwin-Scharff-Haus werden bis zu drei verschiedene Live-Streams gleichzeitig gesendet, die nicht nur aus Vorträgen bestehen, sondern auch aus moderierten Diskussionsrunden, in denen die Teilnehmer aus 35 Ländern den Referenten ihre Fragen stellen können und auch eigene Erfahrungen zur Diskussion stellen können. Vor einer grünen Wand sind Gesprächsrunden und Rednerpulte aufgebaut, die von mehreren Kameras übertragen werden. Die Regie fügt dann noch Grafiken und Filme hinzu und lassen einen multimedialen Vortrag entstehen, der weltweit gesehen werden kann. Trotzdem vermisst Josse den direkten Austausch mit anderen Medizinern.
Text/Foto: Thomas Heckmann