Parkplatz Kemmental bekommt ein „Sehr gut“

Clubinitiative des Auto Club Europa (ACE)

Sichere und saubere Rastplätze sind das Ziel der diesjährigen Clubinitiative des Auto Club Europa (ACE), daher werden 500 Rastplätze entlang der deutschen Autobahnen anhand einer Checkliste überprüft und bewertet. Der Rastplatz Kemmental an der Autobahn 8 zwischen Ulm-West und Merklingen in Fahrtrichtung Stuttgart erhielt mit 13 von 17 möglichen Punkten ein „Sehr gut“.

Der ACE-Regionalbeauftrage Elias Schempf und sein Kollege Sven Hübschen tauchen unangemeldet an dem Rastplatz auf, denn sie wollen einen realistischen Eindruck vom Zustand des Rastplatzes bekommen. Außerdem kommen sie zweimal zu verschiedenen Tageszeiten und Wochentagen, damit Schwankungen in der Sauberkeit ausgeglichen werden. Die beiden überprüfen zuerst die Verkehrssicherheit, ob die großen Lastwagen gut von den Pkw getrennt sind, damit man sich nicht gegenseitig in Gefahr bringt, auch die Breite und der Zustand der Gehwege gehören dazu.

Ein bisschen länger brauchen die beiden, um eine Notrufsäule zu finden. Hinweisschilder sehen sie gar keine, aber die lange Schallschutzwand zur Autobahnhin lässt den Verdacht aufkommen, dass die Notrufsäule wohl an einem Ende der Wand sein könnte. Am Nordende des Parkplatzes, schon hinter den Lkw-Parkplätzen, hört die Schallschutzwand auf und dort geht tatsächlich ein Fußweg Richtung Autobahn, die Notrufsäule ist gefunden. So wirklich zufrieden ist Schempf damit nicht, denn seiner Meinung nach gehört die Notrufsäule in die Nähe der Toilettenanlage, dort, wo es heller ist und die Reisenden am ehesten ein Sicherheitsgefühl brauchen. Nicht jeder Reisende hat ein Mobiltelefon dabei, um im Notfall Hilfe zu holen, außerdem bieten die Notrufsäulen den großen Vorteil, dass der genaue Standort dort angeschrieben ist und die Helfer sofort wissen, wo sie hinkommen müssen. Doch Schempf hat nicht nur Kritik für den Standort der Notrufsäule, ihm fällt auch sofort auf, dass der Fußweg zur Notrufsäule barrierefrei ist, über den abgesenkten Bordstein kann auch ein Rollstuhlfahrer problemlos an die Notrufsäule fahren. Auch die Breite der Behindertenparkplätze wird überprüft, damit Bewegungungseingeschränkte problemlos aus dem Auto kommen können. Sauber ist es auf dem Gelände, doch die erdversenkten großen Abfallbehälter haben jeweils nur einen einzigen Einwurfschacht, Mülltrennung wird auf diesem Rastplatz noch nicht praktiziert.

Um die Toiletten inspizieren zu können, müssen Schempf und Hübschen sich erst einmal hinten anstellen, denn auch am Vormittag sind viele Reisende unterwegs, die sich erleichtern wollen. Als die Toilettenkabinen dann frei werden, wird eine nach der anderen überprüft. Nicht nur die Sauberkeit interessiert die beiden, sondern es wird auch überprüft, ob der Wasserhahn am Waschbecken funktioniert, ob es Toilettenpapier und Flüssigseife gibt und auch der Händetrockner sollte seiner Aufgabe nachkommen. Die Böden der Toilettenräume sind nass, ein Zeichen dafür, dass es wohl nicht einmal eine Stunde her ist, dass das Reinigungsunternehmen vor Ort war. Doch es riecht vor allem rings um das Pissoir nach Urin. Zusammen mit dem deutlich sichtbaren Urinstein in den Pissoirs und dem fehlenden Geruch nach Reinigungsmittel, dass das von der Autobahn GmbH beauftragte Reinigungsunternehmen zu sparsam arbeitet.

Die Parkplatzausstattung mit Sitzbänken und Tischen aus einem Drahtgeflecht gefällt den beiden Prüfern gut, denn Regenwasser läuft durch und so sind die Sitzgelegenheiten nach einem Regenschauer schnell wieder trocken und benutzbar. Die meisten Sitzbänke sind weit weg von den Parkplätzen und der Autobahn, sogar an einen kleinen Erdwall als Lärmschutz haben die Planer beim Bau des Parkplatzes gedacht.

Die Hygiene bezeichnet der Schweizer Heimo Saubach, der gerade in Kemmental eine Pause einlegt, als „in Ordnung, aber auch nicht mehr“. In den letzten Jahren hat er eine deutliche Verbesserung feststellen können, lobt aber die schweizer Hygiene als Maßstab, wo es auch selbstreinigende Toilettenkabinen zur kostenlosen Benutzung gibt. Auch wünscht er sich Getränke- und Snackautomaten, um auch abseits der Raststätten versorgt zu sein, da er selbst als Geschäftsreisender bei seinen 50 000 Kilometern Jahresfahrleistung alle 90 bis 120 Minuten eine Pause einlegt.

Ein paar Extrapunkte können Parkplätze bekommen, die über einen Spielplatz oder eine Hundewiese verfügen, auch werden Wickelmöglichkeiten oder Mülltrennung mit Punkten belohnt. Da es am Rastplatz Kemmental weder eine schützende Video-Überwachung noch E-Ladesäulen gibt, gibt es keine Extrapunkte und am Ende wird es vor allem wegen der durchdachten Gesamtplanung und ausreichend Toilettenpapier 13 Punkte und damit ein „Sehr gut“.

Die Bewertungsaktion läuft noch bis zum 30. September und es kann sich jeder Reisende beteiligen, indem er seine schönsten oder schaurigsten Rastplatzfotos unter www.ace-clubinitiative.de hochlädt. Ein sehr schönes Foto konnte Schempf selber bei Freiburg fotografieren als ein Storch neben dem Rastplatz landete, die schaurigsten Fotos dagegen drehen sich vor allem um die Hygiene in den Toilettenanlagen, wenn Reisende nicht treffsicher genug sind.

Text/Foto: Thomas Heckmann

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