Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS) - Was ist das?

Psychische Erkrankung

Jeder Zweite wird im Laufe seine Lebens mindestens einmal mit einem schrecklichen Erlebnis konfrontiert, das einen ganz schön aus der Bahn werfen kann. In manchen Fällen sind traumatische Erlebnisse für uns so schwer zu verarbeiten, dass wir eine posttraumatische Belastungsstörung (PTBS) entwickeln können.

Die PTBS ist eine psychische Erkrankung, die durch traumatische und auch lebensbedrohliche Extremsituationen wie schwere Autounfälle, Gewaltverbrechen oder Kriegserlebnisse ausgelöst werden kann. Sowohl Opfer als auch Zeugen solcher Situationen können an einer PTBS erkranken. Ungefähr zwei Prozent der Menschen in Deutschland entwickeln im Laufe ihres Lebens mindestens einmal eine PTBS.

Die sogenannte PTBS beschreibt Symptome, die bei Patienten auftreten, die lebensbedrohliche Situationen erlebt haben und das sozusagen überhaupt nicht verarbeiten konnten. - Elisabeth Quendler-Adamo, psychologische Psychotherapeutin

Wie Betroffene und Angehörige mit der Krankheit umgehen und ihren Alltag bewältigen, könnt ihr weiter unten anhören.

Wie äußert sich eine PTBS?

Typisch für die PTBS ist, dass das Erlebte die Betroffenen nicht mehr loslässt. Immer wieder kommen die Erinnerungen an das schreckliche Erlebnis in Flashbacks hoch, oft auch in Form von Alpträumen. Betroffene fühlen sich, als müssten sie die Situation wieder und wieder durchleben, wachen häufig mit großer Angst, manchmal auch schreiend oder weinend auf. 

Manche Menschen mit PTBS ziehen sich zurück, schalten ihre Gefühle ab und brechen soziale Kontakte ab. Oft wirken sie teilnahmslos und gleichgültig gegenüber ihrer Umgebung und anderen Menschen. Die Betroffenen versuchen aktiv Situationen zu vermeiden, die mit dem Erlebnis verbunden sind. Orte, Menschen oder auch Gerüche können die Erinnerungen an die traumatische Situation wieder wachrufen und die Personen zurückversetzen. Auch eine ständige Alarmbereitschaft, Konzentrationsschwierigkeiten, Reizbarkeit oder Schlafstörungen können Symptome einer PTBS sein.

Wie kann eine PTBS behandelt werden?

Die Behandlung einer PTBS besteht hauptsächlich aus einer traumafokussierenden Psychotherapie. Welcher Therapieansatz dabei am passendsten ist, hängt immer von den Betroffenen und ihren Bedürfnissen ab. Schritt für Schritt setzen sich Menschen mit PTBS in der Therapie mit ihren traumatischen Erlebnissen auseinander und arbeiten sie gemeinsam mit dem Therapeuten auf. Auch ergänzende Behandlungsmöglichkeiten wie Musiktherapie, Kunsttherapie oder Entspannungstechniken können Menschen mit PTBS helfen, besser mit der Krankheit umgehen zu können.

Grundsätzlich ist das Ziel aber immer, dass die Betroffenen die ungewollt auftretenden Erinnerungen kontrollieren können, einen neuen Sinn im Leben finden und die Begleitsymptome einer PTBS abbauen.

Hintergrund

Bundeswehrsoldat André

André Hassan Khan wurde nach seinem Grundwehrdienst Berufssoldat. 2010 gehörte er zur ersten Bundeswehreinheit, die mit der «Heron 1» ein unbemanntes Luftfahrzeug in Afghanistan einsetzte. 2017 erkrankte er an einer posttraumatischen Belastungsstörung. Heute klärt er über diese «unsichtbare Krankheit» auf, die noch immer mit zu vielen Tabus verbunden ist und hat über seine Geschichte ein Buch geschrieben.

WIR WAREN DAZU VERDAMMT; STUMME ZEUGEN EINES MASSAKERS ZU WERDEN. ZWEI STUNDEN LANG. 

Andrés Aufgabe ist die Bedienung der verschiedenen Sensoren an Bord einer Drohne. Er versorgt als Sensorbediener die Truppen mit Informationen aus der Vogelperspektive. Bis zu dem Ereignis im Jahr 2017. Die Taliban griffen eine Militärbasis der afghanischen Armee an, mindestens 140 Menschen wurden getötet, Hassan Khan musste tatenlos aus der Höhe zusehen.

Doris aus Ulm

Sie hat fast immer ein Lächeln auf den Lippen: Wer Doris bei ihrer Arbeit als Floristin sieht, ahnt nicht, welche Tragödie ihr widerfahren ist. Vor 16 Jahren erlebte sie den schlimmsten Schicksalsschlag, den man sich nur ausmalen kann: Doris hatte mit ihrem damaligen Partner einen nicht selbst verschuldeten Autounfall, bei dem er ums Leben kam. Für Doris, die ausgebildete Intensivkrankenschwester ist, war die Tatsache, dass sie in der Situation nicht helfen konnte und dass sie wusste, ihr Partner würde neben ihr sterben, der Auslöser für eine posttraumatische Belastungsstörung.

DIESER MOMENT DER HILFLOSIGKEIT HAT MEIN LEBEN GEPRÄGT UND NACHHALTIG VERÄNDERT.

Die dadurch ausgelöste PTBS verfolgt sie bis heute. Aber sie hat durch viele Gespräche und Therapiesitzungen gelernt, damit umzugehen. Im dem emotionalen Gespräch mit DONAU 3 FM Moderator Marcus Oesterle erzählt sie über Geräusche, die sie auch heute noch erschaudern lassen, über Therapieansätze und darüber, wie sie gelernt hat, damit zu leben.

Sandras Selbsthilfegruppe

Sandras Ehemann ist Veteran. Er war in sechs Einsätzen, unter anderem im Balkan, in Afghanistan und in Pakistan – dort musste er viel Leid ansehen. Das hat bei ihm eine PTBS ausgelöst. Sandra lernte ihn bereits mit der Erkrankung kennen, auch wenn die Diagnose erst später kam. Die PTBS beeinflusst seitdem ihr Leben: Grillen, ins Kino gehen, gemeinsam einkaufen – das ist für die beiden nicht möglich. Doch sie haben Wege gefunden, mit der Erkrankung umzugehen.

Am Anfang hat Sandra die Situation selbst verarbeitet. Im Oktober 2022 hat sie sich aber entschieden, ihre Geschichte zu teilen, auf einem Instagram-Account.

Die Instagram-Seite habe ich gegründet, um anderen Angehörigen zu zeigen, dass man lernen kann, damit umzugehen, dass man damit zurechtkommen kann. (…) Wichtig ist mir, dass keiner damit alleine umgehen muss. Wir sind da, uns gibt es und keiner muss da alleine durch.

Dort klärt sie auf über den Umgang und den Alltag mit PTBS aus Sicht einer Ehefrau. Denn Sandra musste selbst feststellen, dass Betroffene und Angehörige viel zu oft allein gelassen werden und keine Hilfe erhalten.

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