Nach der Eskalation der pro-palästinensischen Proteste in Langenau hat CDU-Landesvorsitzender Manuel Hagel deutliche Worte gefunden – und in einem scharf formulierten Brief Bürgermeisterin Daria Henning zum Handeln aufgefordert. Die Stadt müsse endlich aktiv werden, so Hagel, und die ausufernden Proteste vor der Martinskirche unterbinden. Das berichtet die Südwestpresse. Landesbischof Gohl hatte vorab die ausbleibende Unterstützung durch die Politik kritisiert. Bürgermeisterin Henning äußerte sich bisher abwartend.
Seit über einem Jahr demonstriert eine pro-palästinensische Gruppe regelmäßig vor der Martinskirche in Langenau – zuletzt ist die Situation jedoch außer Kontrolle geraten. Es kam zu Handgreiflichkeiten, länger schon zu Beleidigungen und auch antisemitische Parolen wurden schon an die Kirchenwand gesprüht. Für Hagel ist das Maß voll: „Menschen müssen ihren Glauben frei und ohne Angst ausüben können. Das ist in einem Rechtsstaat nicht verhandelbar.“
Der CDU-Politiker stellt klar: Israelkritik sei erlaubt, aber die Meinungsfreiheit rechtfertige keinen Hass. Wer in Antisemitismus abrutsche oder gar Gewalt anwende, habe in unserer Gesellschaft keinen Platz – „nicht auf der Straße, nicht vor Kirchen und auch nicht in Langenau“.
Besonders stellt Hagel sich hinter Pfarrer Ralf Sedlak, der den Hamas-Terror vom 7. Oktober 2023 klar verurteilt hatte – und seither immer wieder Ziel von Anfeindungen ist. „Die evangelische Kirchengemeinde wird seit Monaten regelrecht drangsaliert – das ist nicht hinnehmbar“, so Hagel.
Zwar lobt er die Arbeit der Polizei, doch das reiche nicht aus: „Auch die Stadt als Ortspolizeibehörde muss jetzt eingreifen und gegen bekannte Störer konsequent vorgehen.“ Seine Forderung ist unmissverständlich: „Beenden Sie diese beschämenden Zustände – und zwar sofort.“
Der evangelische Landesbischof Ernst-Wilhelm Gohl hatte vorab die ausbleibende Unterstützung der Politik heftig kritisiert. „Gewalt ist nie eine Lösung und durch nichts zu rechtfertigen“, so Gohl in einer Stellungnahme am Montag.
Die Vorkommnisse seien ein deutliches Zeichen dafür, dass Kirche und Gemeinde in dieser Situation allein gelassen worden seien. „Es kann nicht sein, dass Sonntag für Sonntag Gottesdienstbesucher bedrängt und eingeschüchtert werden, so dass viele Gemeindeglieder inzwischen den Gottesdienst in der Martinskirche nicht mehr besuchen. Achselzuckende Kenntnisnahme hilft nicht weiter. Hier wären schon lange Kommune und Landkreis gefordert gewesen.“
Schon im April hatte der Landesbischof in einem Beitrag für die Jüdische Allgemeine geschrieben, dass die Entwicklungen in Langenau der Evangelischen Landeskirche große Sorgen bereiteten. Die roten Linien seien längst überschritten worden. Die Kirche versuche, Pfarrer Sedlak und der Gemeinde beizustehen und sichere „tatkräftige Hilfe“ zu.
Nach den antisemitischen Umtrieben und Störungen des Gottesdienstes in Langenau hat sich neben Landesbischof Gohl und CDU-Chef Hagel jetzt auch Ulms Landtagsabgeordneter Martin Rivoir eingeschaltet.
Er hat einen Brief an Innenminister Thomas Strobl geschrieben. Darin fordert er Strobl auf, dafür zu sorgen, dass die Stadt Langenau mit einer Allgemeinverfügung die pro-palästinensischen Proteste vor der Kirche verbietet.