Prozess um Paketbomben aus Ulm startet

Er soll Zündholzköpfe abgeschabt haben, um Paketbomben zu basteln: Für Anschläge auf Lebensmittelfirmen wird einem Elektriker nun der Prozess gemacht. Die Staatsanwaltschaft hat eine klare Vermutung, warum der Mann schwere Verletzungen bei seinen Opfern in Kauf nahm.




Für Anschläge mit selbstgebauten Sprengsätzen auf süddeutsche Lebensmittelunternehmen muss sich ein 66-Jähriger Ulmer ab Mittwoch vor dem Heidelberger Landgericht verantworten. Die Staatsanwaltschaft wirft dem Elektriker vor, dass er Geld erpressen wollte. Mehrere Menschen waren durch die explosiven Postsendungen verletzt worden.

Die Anklage lautet auf Herbeiführen einer Sprengstoffexplosion, gefährliche Körperverletzung und versuchte schwere Körperverletzung. Dem Deutschen droht eine Freiheitsstrafe von bis zu 15 Jahren. Für das Verfahren sind nach Angaben des Gerichts elf Fortsetzungstermine bis Mitte November geplant. Die Kammer habe 47 Zeugen und 3 Sachverständige geladen.

Erste Paketbombe im Februar

Am 16. Februar hatte die Serie der explosiven Postsendungen in Eppelheim im Rhein-Neckar-Kreis begonnen. Dort war in der Warenannahme des Getränkeherstellers ADM Wild ein Mann durch eine Verpuffung verletzt worden, als er ein Paket annahm. Laut Gericht erlitt er leichte Hautverletzungen sowie ein Knalltrauma und soll wegen anhaltender Beschwerden weiterhin arbeitsunfähig sein.

Einen Tag später explodierte ein Brief beim Öffnen in der Lidl-Zentrale in Neckarsulm im Kreis Heilbronn. Drei Menschen wurden verletzt. Ein Mitarbeiter wurde dem Gericht zufolge am linken Auge, an beiden Händen und an den Beinen verletzt. Zudem habe er ein Knalltrauma und einen starken Tinnitus erlitten. Die beiden Kollegen sollen ebenfalls mit Knalltraumata verletzt worden sein.

Dritte Bombe abgefangen

Ein drittes Paket, das an den Babynahrungshersteller Hipp im oberbayerischen Pfaffenhofen an der Ilm adressiert war, wurde in einem Paketverteilzentrum am Flughafen München abgefangen und entschärft. Den Angaben nach soll der Mann die drei Pakete am 15. Februar in einer Postannahmestelle in Ulm aufgegeben haben.

Der Vorwurf

Der Mann soll die Sprengvorrichtungen laut Staatsanwaltschaft selbst gebaut haben. Um die Sprengstoffmasse herzustellen, schabte der Angeklagte demnach Zündholzköpfe ab. Die Post habe er unter Androhung weiterer Gewalttaten gegen Mitarbeiter und/oder Kunden an die Unternehmen geschickt. Er habe in Kauf genommen, dass Menschen beim Öffnen der Pakete durch die Explosionen verletzt würden. Auf diese Weise habe der Mann Geld von den Firmen erzwingen wollen.

Mehr als 100 Beamte des Landeskriminalamts Baden-Württemberg ermittelten zwischenzeitlich. Kurz nach den Anschlägen nahm die Polizei den Tatverdächtigen aus dem Raum Ulm fest. Er sitzt seither in Untersuchungshaft. Bei einer Durchsuchung seines Wohnhauses hätten Beamte Munition entdeckt, teilte das Gericht weiter mit.

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