Der rote Teppich ist ausgerollt, die Stadt glänzt im Festivallicht: Morgen Abend starten die 47. Biberacher Filmfestspiele – und machen Biberach von Mittwoch bis Sonntag (29. Oktober bis 2. November 2025) wieder zum Treffpunkt für Filmfans, Stars und Filmschaffende aus ganz Deutschland, Österreich und der Schweiz.
Den Auftakt bildet am Mittwochabend der Eröffnungsfilm „Sternstunde der Mörder“ in der Biberacher Stadthalle, zu dem auch Hauptdarstellerin Jeanette Hain erwartet wird. Das Festival verspricht wieder einen Abend und vier Tage voller Premieren, Gespräche und Begegnungen – und zeigt eindrucksvoll, dass Biberach längst zu den wichtigsten Foren des deutschen Films zählt. Hauptspielort ist das Biberacher Cineplex-Kino.
Zu den Höhepunkten zählen wieder die Auftritte zahlreicher Schauspieler/-innen und Regisseur/-innen. Die beliebte Schweizer Schauspielerin Marie Leuenberger stellt z.B. ihren neuen Film „Mothers’ Baby“ vor. Filmlegende Nastassja Kinski wird in diesem Jahr mit dem Ehrenbiber für ihr Lebenswerk ausgezeichnet.
Zu den Literaturverfilmungen der 47. Biberacher Filmfestspiele zählen unter anderem die Adaptionen von Max Frischs „Stiller“, Theodor Storms „Der Schimmelreiter“, Stefan Zweigs „Ungeduld des Herzens“ sowie Pavel Kohouts „Sternstunde der Mörder“, die klassische Werke eindrucksvoll auf die Leinwand bringen. Auch eindringliche Dramen, wie „Friedas Fall“ oder „Ich sterbe. Kommst du?“, die sich mit existenziellen Themen wie Schuld, Trauer und Abschied befassen, werden gezeigt.
Natürlich wird auch wieder eine beeindruckende Auswahl an Dokumentationen und Dokumentarfilmen gezeigt, darunter der Film „Mensch, ärgere dich!“ der sich mit der Frage beschäftigt, ob gesellschaftliche Konflikte durch rein rationale Diskussionen gelöst werden können.
Außerdem laufen über 30 Kurzfilme, darunter das neueste Werk des Biberacher Schauspielers und Regisseurs Yazan Alnakdali „The Fight Within“ – ein Drama über Selbstfindung und Selbstwert. Die Kurzfilmblöcke sind dabei meist als erstes ausverkauft. Mit der Erfolgsserie „Tschappel“ wird erstmals auch ein Streaming-Hit im Festivalprogramm gezeigt – und der komplett KI-generierte Film „Imperia“ feiert in Biberach seine Deutschlandpremiere.
Insgesamt haben über 100 Filmschaffende ihre Teilnahme zugesagt. Bei allen Vorführungen sind Mitglieder der Filmteams anwesend, um mit dem Publikum ins Gespräch zu kommen und Fragen zu beantworten. Die Publikumsgespräche werden moderiert von Catriona Fadke, Filmwissenschaftlerin und Mitarbeiterin der Programmplanung, Nicole Jerski, Schauspielerin und Stadtführerin, Willi Glück, journalistischer Volontär, und unseren DONAU 3 FM-Filmexperten Louis Schäfer und Paolo Percoco, die sich schon sehr auf das Festival freuen.
Die Fachjurys der Filmfestspiele vergeben traditionell neun Preise, darunter den begehrten Goldenen Biber für den besten Spielfilm. Hinzu kommen der Debüt-Biber, Kurzfilm-Biber, Mittellange-Filme-Biber, Doku-Biber und Fernseh-Biber, außerdem Publikums-, Schüler- und Bruno-Frey-Biber für junge Talente aus der Region. Die Preisträgerinnen und Preisträger werden am Sonntag bei der abschließenden Gala in der Biberacher Stadthalle bekanntgegeben.
Auch das Rahmenprogramm kann sich sehen lassen: Beim Filmtalk am Samstag diskutieren Filmschaffende und Expert/-innen über Themen wie Abschied, Lebensende und Geschichten, die bleiben – emotional, humorvoll und berührend.
Am Sonntag rückt die Zukunft des Kinos in den Fokus: Beim Talk „Film-Insights: KI im Film“ geben Regisseur und Komponist Marcel Barsotti und Produzent Till Schmerbeck Einblicke in die Entstehung ihres KI-Films „Imperia“, der bereits mehrfach ausgezeichnet wurde. Prof. em. Dr. Wolfgang Ertel von der Hochschule Ravensburg-Weingarten spricht über Chancen und Risiken Künstlicher Intelligenz in der Filmbranche.
Die Biberacher Filmfestspiele wurden 1979 von Kino-Papst Adrian Kutter gegründet, der das Festival fast vier Jahrzehnte leitete. Seit 2018 verantworten die Stadt Biberach und der Verein Biberacher Filmfestspiele e.V. (gegründet 2003) gemeinsam die Organisation.
Nach Kutters Rückzug übernahm zunächst seine Frau, Schauspielerin Helga Reichert, die künstlerische Leitung – sie initiierte später die Filmtage Oberschwaben in Ravensburg und Weingarten. Seit 2024 steht nun Douglas Wolfsperger, vielfach ausgezeichneter Dokumentarfilmer, an der Spitze des Festivals.
Wolfsperger zeigt seinen neuen Film „Denn dieses Leben lebst nur du!“, eine faszinierende Doku über Selbstbestimmung in der Provinz, aus Rücksicht auf seine Intendanz nicht in Biberach. Die Premiere fand stattdessen bei den 59. Internationalen Hofer Filmtagen statt. Eine Kinotour mit Halt in Biberach ist aber geplant, außerhalb des Filmfestivals.
Das Biberacher Filmfestival ist seit Jahrzehnten ein fester Bestandteil der deutschen Kinolandschaft. Mit seiner Mischung aus Publikumsfestival, professioneller Branchennähe und familiärer Atmosphäre hat sich Biberach einen besonderen Ruf erarbeitet – als Forum für deutsche und deutschsprachige Produktionen, als Plattform für Nachwuchstalente und als Ort, an dem Kino für Cineasten hautnah erlebt werden kann.
Von Mittwoch bis Sonntag heißt es also in Biberach wieder: Film ab und Vorhang auf für große Filmkunst! Hier geht’s zum Programm.