Schwaben: Psychische Belastungen auf Höchststand

Studie der DAK

In fast allen Altersgruppen legten die Fehlzeiten wegen psychischer Erkrankungen zu, doch junge Beschäftigte zwischen 15 und 19 Jahren hatten den stärksten Anstieg.

Die Pandemie ist vorbei, die Schutzmasken sind in der Schublade verstaut und getestet wird auch viel weniger. Dennoch offenbaren sich auch noch nach Monaten die Spuren der langen Corona-Phase. So haben Arbeitnehmer in Baden-Württemberg der Krankenkasse DAK Gesundheit zufolge im vergangenen Jahr so oft wie nie zuvor wegen Depressionen oder Ängsten am Arbeitsplatz gefehlt. Auf 100 Versicherte fielen 248 Fehltage, das sind 48 Prozent mehr als vor zehn Jahren, wie die Kasse aus ihrem neuen Psychreport für den Südwesten zitiert. Im Jahr 2021 waren es noch 208 Fehltage.

Teilweise wird eine Belastung über ein bis zwei Jahre getragen, bevor sie sich Bahn bricht, sagt Gabriele Glocker vom Landesverband der Angehörigen psychisch erkrankter Menschen. «Viele Menschen, Kranke und auch ihr Umfeld, stecken einen enormen Druck für kurze Zeit weg, aber das ist nicht von Dauer», erklärt sie. Aber nach Corona kam der Krieg in der Ukraine hinzu, die Energiedebatte und die Preiskrise. «Einzeln genommen mag das überschaubar sein, aber es addiert sich und wirkt sich aus», sagt Glocker. Und stets sei nicht nur ein Erkrankter oder eine Kranke betroffen, es gehe auch um Freunde, Partner und Eltern.

Laut DAK-Report ist vor allem die Belastung bei jungen Frauen im Alter zwischen 15 und 19 Jahren im vergangenen Jahr deutlich gestiegen, bei den Männern dagegen die Altersgruppe der 35- bis 39-Jährigen. Unter Druck stand auch im vergangenen Jahr weiter das Gesundheitswesen. Die Zahlen dieser Branche lagen nach DAK-Angaben 43 Prozent über dem Durchschnitt der Ausfälle. Psychische Erkrankungen sind zudem oft langwierig. Im Durchschnitt waren die Betroffenen im vergangenen Jahr 36,9 Tage lang krankgeschrieben, mehr als jeder vierte davon bis zu drei Tage, jeder siebte länger als 42 Tage.

Für den Psychreport hat das Berliner IGES Institut die Daten von 275 000 DAK-versicherten Beschäftigten in Baden-Württemberg ausgewertet. Die DAK-Gesundheit ist nach eigenen Angaben die drittgrößte gesetzliche Krankenkasse Deutschlands mit rund 630 000 Versicherten im Südwesten.

Auch Bayerische Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer haben im vergangenen Jahr so oft wie nie zuvor wegen psychischer Krankheiten am Arbeitsplatz gefehlt. Im vergangenen Jahrzehnt nahm die Zahl der Fehltage in Bayern um 52 Prozent zu. Im Freistaat wurden die Daten von rund 345 000 DAK-Versicherten ausgewertet.

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