In Baden-Württemberg kam es aufgrund eines Softwarefehlers zu einem erheblichen Lehrermangel. Ein IT-Fehler, der fast 20 Jahre lang unbemerkt blieb, führte dazu, dass bis zu 1.500 Lehrerstellen nicht besetzt wurden. Das Problem entstand möglicherweise bereits 2005, als die Software für die Personal- und Stellenverwaltung umgestellt wurde. Seitdem wurden die Stellen kontinuierlich als besetzt registriert, obwohl sie tatsächlich unbesetzt blieben. Die fehlerhafte Software und manuelle Nachbearbeitungen führten dazu, dass die Zahl der Stellen künstlich erhöht wurde.
Es wird geschätzt, dass die unbesetzten Stellen zwischen 110 und 120 Millionen Euro jährlich kosten – ein Betrag, der bei einem so großen Haushalt unbemerkt blieb. Da aber niemand die Gelder tatsächlich abrief, sind diese Summen auch nie tatsächlich geflossen. Die Kultusministerin Theresa Schopper kündigte einen Plan zur schnellen Besetzung der Stellen an, wobei der Schwerpunkt auf sonderpädagogischen Einrichtungen, Grundschulen und beruflichen Schulen liegt.
Die Enthüllung führte zu großer Empörung bei Interessengruppen, Parteien und Gewerkschaften, die den Vorfall als gravierenden Skandal betrachten. „Aus diesem Skandal muss sofort das Beste gemacht werden und die gute Nachricht für die Schulen muss sofort spürbar werden. Wir erwarten, dass am 15. September, wenn fast 1,5 Millionen Schüler*innen ins neue Schuljahr starten, in jedem Klassenzimmer an den 4.500 Schulen im Land genügend Lehrkräfte stehen. Wir wollen, dass die SBBZ, die Grundschulen und die ständige Vertretungsreserve vorrangig versorgt werden“, sagte Monika Stein, Landesvorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft. Der Landesschülerbeirat spricht von „Geisterlehrkräften“, der Elternbeirat vom „größten Bildungsskandal seit Jahrzehnten“. Die Bildungsgewerkschaft GEW fordert eine schnelle Besetzung der Stellen bis zum neuen Schuljahr. Um zukünftige IT-Fehler zu vermeiden und die Kontrolle zu verbessern, wurde eine Arbeitsgruppe bei den Ministerien eingesetzt. Die Ministerien versicherten, dass kein anderer Bereich der Verwaltung von ähnlichen Problemen betroffen sei.