Sechs Jahre Haft für Kindesmissbrauch

Der Mann kommt aus dem Kreis Neu-Ulm

Jemand stiehlt Kinderkleidung aus Kitas und Schulen. Dann erhält eine Familie anonyme Drohbriefe. Es geht um Sex-Fantasien mit Kindern. Die Polizei fasst einen Mann - und dieser hat schon ein Kind missbraucht.

Die Taten beunruhigen viele Eltern – erst in Nürnberg, dann in einem kleinen Ort in Schwaben. Ein Mann stielt Kinderkleidung aus Kitas und Schulen. Einer Familie legt er die Unterwäsche ihres kleinen Sohnes vor die Haustür, dazu anonyme Briefe, in denen er sexuelle Fantasien mit allen drei Söhnen der Familie schildert. Als die Polizei einen Verdächtigen schnappt, ist die Erleichterung in Nürnberg groß – und die Fassungslosigkeit in dessen Wohnort im Landkreis Neu-Ulm. Der verheiratete Mann passte dort regelmäßig auf Kinder auf. Mehrmals missbrauchte er dabei einen Jungen.

Eine Haftstrafe von sechs Jahren muss der 43-Jährige deshalb unter anderem wegen schweren sexuellen Missbrauchs, Herstellung pornografischer Inhalte, Bedrohung und Diebstahls verbüßen. Das entschied das Landgericht Nürnberg am Dienstag. Der Angeklagte hatte die Taten zuvor vor Gericht gestanden. Er bereue diese und entschuldige sich dafür, sagte er unter Tränen. «Ich habe sehr viel falsch gemacht. Ich habe viele Menschen enttäuscht und verletzt.» Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.

Die Taten hätten für große mediale Aufmerksamkeit gesorgt, vor allem die Diebstähle, sagte der Vorsitzende Richter. Am Ende waren es aber die Drohbriefe an die Familie, die die Polizei auf den Verdächtigen aufmerksam werden ließen. Dieser sei auf einer Überwachungskamera vor dem Haus zu sehen gewesen, berichtete eine Polizistin vor Gericht. Das Ermittlungsteam habe dann die Funkzellen in der Umgebung ausgewertet und mit denen bei einem der Kindergarten-Einbrüche in der Nähe verglichen. Unter den Treffern sei auch der Verdächtige gewesen.

Die Ermittler befestigten nach Aussage der Polizistin daraufhin einen GPS-Tracker an seinem Auto. «Man hat schon früh gesehen, dass er nachts in dem Bereich unterwegs ist, wo Schulen und Kindergärten sind», erläuterte sie. Als es wieder einen Einbruch in eine Schule gab und er laut der GPS-Daten dort in der Nähe war, erließ die Staatsanwaltschaft Haftbefehl. Die Festnahme im vergangenen Dezember verhinderte nach Ansicht der Polizistin weitere schwere Straftaten. Ein Profiler aus München, der die Briefe analysiert habe, habe diese sehr ernst genommen, sagte sie vor Gericht. Der Verdächtige sei demnach möglicherweise kurz davor gewesen, seine sexuellen Fantasien auszuleben.

In den Wohnungen des Mannes in Nürnberg und im Landkreis Neu-Ulm entdeckte die Polizei nicht nur massenhaft Kinderkleidung, sondern auch Datenträger, auf denen Sex-Szenen des Angeklagten mit einem Kind gespeichert sind. In der Vernehmung habe er später gestanden, den Jungen aus der Nachbarschaft sechs Mal missbraucht zu haben – und räumte damit dem Gericht zufolge mehr Taten ein, als man ihm hätte nachweisen können.

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