Strafbefehle beantragt: Wahlbetrug in Bellenberg bestätigt

In Bellenberg gab es im letzten Mai bei der Wahl zum zweiten und dritten Bürgermeister einen Wahlbetrug. Das sieht die Staatsanwaltschaft Memmingen jetzt als erwiesen an.




„Es war klar, dass die Wahl so ausgehen würde, wie sie ausgegangen ist“, sagt Gemeinderat Wolfgang Schrapp von den Freien Wählern. Er hatte den Wahlbetrug bei der Staatsanwaltschaft angestoßen. Die Freien Wähler hatten damals keinen Kandidaten aufgestellt, sodass nur Gerhard Schiele von der SPD und Abdo de Basso von der CSU aufgestellt wurden.

Ein Gros der Fraktionsmitglieder der Freien Wähler hatten sich laut Schrapp vorher darauf geeinigt, politisch keinen der Kandidaten bei der Wahl zu unterstützen und waren dementsprechend verwundert, als im ersten Wahlgang das Ergebnis für den zweiten Bürgermeister feststand: Nur eine Stimme wurde als „Nein“ für den Kandidaten gewertet.

Sechs Stimmen falsch gewertet

„Ich bin davon ausgegangen, dass alle anderen sich doch politisch anders entschieden hätten – das kommt schon mal vor“, so Schrapp. Im Gespräch mit seinen Fraktionskollegen jedoch stellte sich während des zweiten Wahlgangs zur Wahl des dritten Bürgermeisters heraus, dass auch andere Gemeinderatsmitlieder der Freien Wähler nicht für Schiele gestimmt, sondern leere Wahlzettel abgegeben hatten – ebenso wie Schrapp, der seinen Zettel durchgestrichen hatte.

Nachdem Schrapp daraufhin Beschwerde eingelegt hatte, war er bei der zweiten Auszählung anwesend. „Dort haben wir dann festgestellt, dass sechs leere Stimmzettel als „Ja“-Stimmen gewertet wurden.“

Auch im zweiten Wahlgang ging nach Schrapp nicht alles mit rechten Dingen zu. Ein Zettel, in dem nicht das Kandidatenkästchen, sondern das leere Kästchen darunter angekreuzt wurde, ohne einen Namen einzutragen, wurde als Ja-Stimme für Abdo de Basso gezählt. Die Wahlleiterin sagte laut Schrapp, das sei die Methode, mit der auch bei der Kommunalwahl ausgezählt wurde – was Wolfgang Schrapp bis heute beunruhigt: „Demokratie lebt davon, dass unsere geheimen Wahlen und die Auszählungen korrekt sind. Wenn die Regeln nicht mehr stimmen, ist das das Ende der Demokratie.“

So geht es weiter



Die beiden Bürgermeister traten nach den Vorwürfen zurück, wurden danach jedoch in einer neuen Wahl erneut im Amt bestätigt. Schlechte Stimmung gibt es laut Schrapp deswegen in Bellenberg grundsätzlich keine. Bei der Wahlwiederholung gab es keine Beanstandungen.

Die Staatsanwaltschaft Memmingen hat gegen drei Beschuldigte jetzt Strafbefehle beantragt. Der Straftatbestand der Wahlfälschung wird höchstens mit einer Freiheitsstrafe von fünf Jahren bestraft, wahrscheinlicher ist jedoch eine Geldstrafe. Wird diese nicht beglichen, müssen sich die Verantwortlichen vor Gericht verantworten.

 

Das könnte Dich auch interessieren

09.11.2023 79-Jährige stirbt mehrere Wochen nach Verkehrsunfall Die Frau erlag am Mittwoch in einem Krankenhaus ihren Verletzungen, teilte die Polizei am Donnerstag mit. Bereits Mitte Oktober war es zu dem Unfall in Bellenberg gekommen. Eine 47-jährige Fahrerin eines Kleinbusses hat den Angaben zufolge den vorgeschriebenen Seitenabstand zu der 79-jährigen Pedelec-Fahrerin unterschritten. Die 79-Jährige schwenkte mit ihrem Fahrrad leicht nach links und touchierte 13.09.2023 Illerkanal: Wurstköder mit rostiger Schraube entdeckt Am Montagvormittag, gegen 10.30 Uhr, fand eine Zeugin auf der westlichen Illerkanalseite im Bereich der Streuobstwiesen einen Wurstköder. Dieser war mit einer rostigen Schraube präpariert und lag im Gras zwischen Fußweg und Kanal auf Höhe einer dortigen Bank. Weitere verdächtige Wurststücke konnten nicht aufgefunden werden. Die Polizei Illertissen hat strafrechtliche Ermittlungen eingeleitet und rät insbesondere 16.05.2023 Drei Festnahmen nach Doppelmord in Altenstadt Dreieinhalb Wochen nach dem Gewaltverbrechen an einem Ehepaar in Schwaben haben die Ermittler am Dienstag drei Verdächtige in Bayern und Baden-Württemberg gefasst. Zwei Menschen wurden in den frühen Morgenstunden im bayerischen Altenstadt südlich von Ulm festgenommen. Es handelt sich um eine 32-Jährige und deren 37 Jahre alten Ehemann. Dieser ist der Sohn des getöteten 70-Jährigen, wie 28.04.2023 Mord in Altenstadt: Erste Verdächtige ermittelt Nach ersten Spurensicherungen am Tatort in Altenstadt (Landkreis Neu-Ulm) schließe man ein solches Szenario «mit hoher Wahrscheinlichkeit» aus, teilte die Polizei am Freitag mit. Man habe vielmehr Menschen «aus dem sozialen Umfeld» des Ehepaars identifiziert, die mögliche Motive für eine Gewalttat haben könnten. Der oder die Täter hätten versucht, den Tod des Paars wie einen erweiterten