Streaming-Tipps für diese Woche

In Woche zwei der Ausgangsbeschränkungen lässt DONAU 3 FM Euch nicht im Streaming-Dschungel allein: Flimmerkisten-Experte Marcus Oesterle verrät exklusiv, welche Titel sich besonders lohnen.

The Rocketeer

 

1991 – ein Jahr, als Superhelden im Kino noch rar waren; als sich überhaupt niemand vorstellen konnte, dass ein Film alleine im Kino knapp 3 Milliarden Dollar einspielen würde; ein Jahr, als Disney aber schon versucht hat, einen Comic auf die große Leinwand zu bringen: „The Rocketeer“, bei uns mit dem unglenken Zusatz „Der Raketenmann“ versehen, ist ein wunderbar altmodisch-klassischer Abenteuer-Action-Film geworden, der auch mit fast 30 Jahren auf dem Buckel noch Spaß macht!

Wir sind im Jahr 1938, Cliff ist Pilot und hat einfach nur Pech: nicht nur seine Maschine geht kaputt und er hat keine Kohle, sie zu reparieren, nein – auch seine Freundin macht mit ihm Schluss. Eines Tages gelangt er zusammen mit seinem Freund Pewee in den Besitz eines seltsamen Rucksacks. Mit dem Raketenrucksack auf dem Rücken und Helm auf dem Kopf hilft Cliff als maskierter „Rocketeer“ den Menschen. Plötzlich beginnen sich jedoch allerlei dubioser Gestalten für die Entdeckung zu interessieren, vor allem der aalglatte und undurchsichtige Schauspieler Neville Sinclair. Jetzt liegt’s an Cliff, nicht nur seine Freundin, sondern auch die Welt zu retten.

Der Film strotzt nur so vor dem Charme der alten Hollywood-Ära. Cliff ist der gut aussehende, aber erfolglose Held, es gibt skrupellose Bösewichte und  Nazi-Spione, und alle kämpfen sich mit comichafter Geschwindigkeit durch die toll dekorierten und mit satten Farben ausgestatteten Settings. Ich hab mich manchmal wie in einem weiteren Teil von Indiana Jones gefühlt. Dazu trägt auch der epische Soundtrack von „Titanic“-Komponist James Horner bei.

Die Effekte sehen ein bisschen betagt aus, ging damals aber einfach nicht anders, wobei sie aus heutiger Sicht noch besser zur nostalgischen Stimmung passen als damals.

Insgesamt einfach ein schwer unterhaltsamer Action-Abenteuer-Film für Kinder ab 10 und Erwachsene toller Ausstattung, mitreißender Musik und  sympathischen Schauspielern. „The Rocketeer“, jetzt zu streamen bei Disney+.

 

Tiger King

 

What. The. F*ck?!? Sorry für die blumige Sprache, aber die neue Doku-Serie von Netflix mit dem Titel „Tiger King – Großkatzen und ihre Raubtiere“ ist so absurd, so buchstäblich unglaublich, dass es schwierig ist, alles wiederzugeben, was diese Serie ausmacht. Aber ich probier’s mal.

Es geht um 3 Besitzer von Raubkatzen wie Tiger und Löwen, die exzentrischer nicht sein könnten. Da ist Bhagavan „Doc“ Antle, ein End-50er mit mindestens 3 Ehefrauen, der beschuldigt wird, in seinem Zoo Jungtiere einzuschläfern, sobald sie nicht mehr kuscheltauglich für’s Publikum sind. Dann Carole Baskin, eine Hippie-Frau mit sanfter Stimme und Blumenkranz im Haar, die eine selbsterklärte Auffangstation für Raubkatzen betreibt und gegen Wildtierzucht – und somit auch gegen Doc Antle – kämpft. Und zu guter Letzt Joe Exotic, ein schwuler, gepiercter, mit Gewehren um sich schießender Exzentriker, der ebenfalls einen Zoo betreibt und es sich zur Aufgabe gemacht hat, seine Erzfeindin Carole fertig zu machen.

Mehr von der „Handlung“ möchte ich hier nicht verraten, aber das Ding wird so irre, so unberechenbar, teilweise so unglaubwürdig, ist aber gleichzeitig so faszinierend, dass man nicht wegschalten kann. Dabei werden Sie als Zuschauer selber vor die Wahl gestellt, was Sie denn jetzt glauben und wo Ihre Sympathie – oder Antipathie – liegt. Das lässt die Doku insofern offen, als dass jeder genügend Angriffspunkte bietet, um sie zu verurteilen. Alle 3 sind nämlich gezeichnet von Schmerz aus der Vergangenheit, von Enttäuschung, Geltungssucht, Eitelkeit und ganz großen Egos. Die sieben Folgen vergehen wie im Flug und auch Sie werden sich am Ende fragen: What. The. Fuck!?!

 

Ein Königreich für ein Lama

 

Ein gutmütiger Bauer, eine over-the-top Bösewichtin, ein tollpatschiger Muskelprotz und ein arrogantes Lama – Disney hat sich im Jahr 2000 echt aus dem Fenster gelehnt, als es um ihren 40. animinierten Spielfilm ging. Dabei war „Ein Königreich für ein Lama“ ganz anders geplant…

Ursprünglich sollte der Film ein episches Musical werden, mit Einblicken in die ungewöhnliche Welt der Inka. Dann war den Produzenten aber zu wenig Humor drin, alles wurde über den Haufen geworfen und raus kam eine Kumpel-Comedy, die auch heute noch hervorragend funktioniert.

Kuzko ist ein König / Kotzbrocken: überheblich, herrschsüchtig und Ich-bezogen. Deshalb ist es auch nicht überraschend, dass er das Haus des Bauern Pascha abreißen lassen will, um ein Schwimmbad zu bauen. Dazu kommt’s aber nicht, weil ihn seine hinterhältige Beraterin Yzma umbringen will, um selbst das Königreich beherrschen zu können. Der Plan geht schief, Kuzko stirbt nicht am Gift, sondern wird zum Lama. Und Yzma ist sauer!  Kuzko bekommt derweil Hilfe vom Bauern Pascha und beide machen sich auf die Suche nach einem Gegenmittel, dicht gefolgt von Yzma und Kronk.

Ich kann mich an keinen Disney-Trickfilm erinnern, der so viel Slapstick-Comedy und visuelle Gags bietet wie „Ein Königreich für ein Lama“. Und das ist gut so! Es schrammt manchmal sehr daran vorbei, zu albern zu werden, bekommt aber immer wieder dir Kurve. Mit nur 78 Minuten ist der Film sehr kurz, dafür aber super tight inszeniert, der flufft einfach wunderbar vor sich hin und ist von vorn bis hinten unterhaltsam. Auch technisch ist der Film in den Animationen hervorragend, das Charakter-Design ist ungewöhnlich, aber immer passend und die deutsche Synchro launig-bissig.

Ein leider vergessener Disney-Klassiker, der jetzt auf Disney+ läuft und sicher gute Laune macht.

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