Streit um Kinderferienprogramm: Bundeswehr und Kellmünz in der Kritik - mit Umfrage

Einflussnahme der Bundeswehr auf Minderjährige - oder einfach nur eine Ferienfreizeit?

In Kellmünz im Kreis Neu-Ulm sorgt ein Kinderferienprogramm mit der Bundeswehr weiter für Streit: Die Bildungsgewerkschaft warnt vor Einflussnahme, die Friedensgesellschaft plant eine kleine Demo. Kellmünz‘ Bürgermeister und Reservist Michael Obst verteidigt das Angebot und ruft zur Gegenkundgebung auf. Mittendrin: Kinder und Eltern, die froh sind, dass überhaupt eine Ferienfreizeit stattfindet.

In der kleinen Gemeinde Kellmünz im Kreis Neu-Ulm sorgt ein geplantes Kinderferienprogramm mit der Bundeswehr weiter für erhitzte Gemüter und Diskussionen. Das zweitägige Programm, das gemeinsam von der Marktgemeinde Kellmünz und der Gefechtsstandstaffel des Multinationalen Kommandos der Bundeswehr angeboten wird, richtet sich an Kinder im Alter von sechs bis zwölf Jahren. Für einen Unkostenbeitrag von zwölf Euro sollen die Kinder spielerisch an verschiedene Themen herangeführt werden, wobei auch Bundeswehrsoldaten beteiligt sind. Die Freizeit findet vom 13.08. bis 14.08.2025 statt - und die Nachfrage ist groß!

GEW Bayern: Einflussnahme der Bundeswehr auf Minderjährige

Kritik an diesem Angebot kommt vor allem von der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) Bayern, die das Programm als nicht altersgerecht einstuft und Bedenken hinsichtlich einer möglichen Einflussnahme der Bundeswehr auf Minderjährige äußert. Laut GEW ist der Themenkomplex „Bundeswehr“ schwer pädagogisch vermittelbar und könnte bei den Kindern zu Angst oder Verunsicherung führen.

Kellmünz: Patenschaft besteht seit drei Jahrzehnten

Trotz dieser Bedenken hält Bürgermeister Michael Obst an dem Ferienprogramm fest. Er argumentiert, dass es sich um ein vielfältiges Freizeitangebot handelt, bei dem die junge Generation spielerisch beschäftigt wird. Die Uniformen der Soldaten, die an dem Programm teilnehmen, sollen die bestehende Patenschaft zwischen der Gemeinde und der Gefechtsstandstaffel symbolisieren. Diese Patenschaft besteht seit drei Jahrzehnten und wird als Ausdruck guter nachbarschaftlicher Beziehungen zwischen den Soldaten und der Gemeinde gesehen.

Friedensgesellschaft demonstriert 

Parallel zu dem Ferienprogramm ist auch eine Demonstration geplant, die von der Deutschen Friedensgesellschaft - Vereinigte Kriegsdienstgegner/-innen organisiert wird. Die Gruppierung kritisiert das Ferienprogramm scharf und wirft dem Bürgermeister vor, bei der Kinderbetreuung auf militärische Hilfe zu setzen und damit möglicherweise Kinderrechte zu verletzen. Die Demonstration soll allerdings klein ausfallen, wie es von den Organisatoren heißt.

Bürgermeister organisiert Gegenkundgebung

Nach der Ankündigung der Demonstration der Deutschen Friedensgesellschaft in Kellmünz hat Bürgermeister Michael Obst eine Gegenkundgebung auf dem Dorfplatz angekündigt. Diese Entscheidung verdeutlicht die Spannungen und unterschiedlichen Ansichten in der Gemeinde und darüber hinaus. Bürgermeister Obst ist Oberstleutnant der Reserve und pflegt als Reservist seit Jahren auch enge Verbindungen zur Bundeswehr.

Der Bürgermeister sieht also offenbar eine Notwendigkeit, die Bundeswehr und das Ferienprogramm öffentlich zu verteidigen. Die geplante Gegenkundgebung mit etwa 40 Teilnehmenden signalisiert nicht nur die Unterstützung für das bestehende Ferienprogramm, sondern auch die Entschlossenheit des Bürgermeisters, der Darstellung als „Kriegspropaganda“ entgegenzutreten und die positiven Aspekte des Programms zu betonen. Eine weitere Reaktion gibt es auch: Der Flyer wurde von Tarnfarben zu pink-gelb umgestaltet.

Demo und Gegendemo sollen am Morgen des 13. August stattfinden, zum Auftakt der Ferienfreizeit.

Kreativität und Unabhängigkeit

Ferienfreizeiten bieten Kindern wertvolle Möglichkeiten zur persönlichen Entwicklung, zum sozialen Lernen und zur Stärkung ihrer Teamfähigkeit. Diese Programme fördern die Kreativität, Unabhängigkeit und Problemlösungsfähigkeiten der jungen Teilnehmer. In ländlichen Regionen, wo es möglicherweise weniger Freizeitalternativen gibt, sind solche Angebote besonders wichtig.

Die Einbindung von Soldaten in diese Programme kann zusätzliche Blickwinkel eröffnen. Soldat/-innen bringen oft wertvolle Fähigkeiten und Disziplin mit, die sie an die Kinder weitergeben können. Wichtig ist dabei, dass solche Freizeiten sorgfältig konzipiert und von pädagogisch geschultem Personal begleitet werden. 

Die Diskussion rund um das Ferienangebot wirft also ein Schlaglicht auf den sensiblen Umgang mit Militärpräsenz im zivilen Leben und die Frage, ob und wie eng die Zusammenarbeit zwischen militärischen Institutionen und Gemeinden gestaltet werden sollte. Im Zentrum steht dabei der berechtigte Wunsch, Kinder in einem friedlichen und altersgerechten Umfeld zu betreuen.

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