Ulm: Erste Hilfe Truck soll Angst vor dem Helfen nehmen

Wie einfach die Herzdruckmassage ist und wie viele Leben dadurch gerettet werden können, zeigt ein Lastwagen, der von Ulm aus auf Deutschland-Tournee geht.

 

Der Ulmer Pharmakonzern Teva mit seiner Marke ratiopharm und die Johanniter-Hilfsorganisation wollen jährlich 10 000 Menschenleben retten, indem sie Menschen animieren wollen, bei einem Herzstillstand durch „Prüfen – Rufen – Drücken“ Wiederbelebungsmaßnahmen zu starten.

In dem großen Sattelauflieger befindet sich ein Trainingscenter mit einer alltäglichen Situation: Eine Übungspuppe liegt ohne Atmung in der U-Bahn. Der U-Bahn-Fahrer fährt so schnell wie möglich zur nächsten Station und fordert gleichzeitig zur Herzdruckmassage auf. Wie es geht, erklärt der Fahrer nebenher und gibt immer wieder Verbesserungstipps. Wird zu schnell oder zu schwach gedrückt, wird die U-Bahn-Kabine in rotes Licht gehüllt, passen Drucktiefe und Frequenz, leuchtet der Raum grün.

Überwacht wird das Ganze von einem Erste-Hilfe-Fachmann der Johanniter, der von außen über ein Tablet nicht nur die Vorgänge in der U-Bahn sieht, sondern auch nachher die Qualität der Wiederbelebung beurteilt. Wobei ja der elektronisch animierte U-Bahn-Fahrer schon einen erfolgreichen Ersthelfer über den Bildschirm lobt.

Durch Corona ausgebremst

Bereits letztes Jahr wollten ratiopharm und die Johanniter mit dem Truck starten, wurden dann aber durch die Corona-Pandemie ausgebremst. Nun erfolgt der verspätete Start gemeinsam mit einer Social-Media-Kampagne, um noch mehr Menschen dazu zu bewegen, sich mit der Ersten Hilfe zu beschäftigen und ihre Kenntnisse aufzufrischen.

Für Ralf Sick, den Bildungs-Leiter der Johanniter, ist die norwegische Wiederbelebungsquote der Maßstab. Dort beginnen in 70 Prozent aller beobachteten Herz-Kreislauf-Stillstände Ersthelfer mit der lebensrettenden Herzdruckmassage, in Deutschland sind es nur 40 Prozent. Derzeit überlebt nur jeder Zehnte der 50 000 Menschen, die jedes Jahr in Deutschland einen Kreislauf-Stillstand erleiden. Diese Quote lässt sich nach Sicks Worten deutlich verbessern, mit dem einfachen Merksatz „Prüfen – Rufen – Drücken“ kann sich jeder an die notwendigen Maßnahmen erinnern: Bei einer bewusstlosen Person durch Überstrecken des Kopfes die Atmung prüfen, wenn keine Atmung vorhanden ist, Hilfe rufen über den Notruf 112 und auch umstehende Personen einbinden. Schließlich das „Drücken“ mit beiden Händen mittig auf dem Brustkorb kurz über dem Brustbein, fünf Zentimeter tief und gut einhundert Mal pro Minute.

Bisher hat ratiopharm 160 Standorte für die Aktion eingeplant, mit der Andreas Burkhardt, der Deutschland-Chef von ratiopharm, sozialen Zusammenhalt stärken will. Burkhardt ist sich sicher, dass jeder ein Lebensretter sein kann. Mit den spielerischen Elementen im Truck soll die Scheu vor der Ersten Hilfe genommen werden und die Ersthelferquote deutlich gesteigert werden.

Nach zwei Tagen für die ratiopharm-Mitarbeiter startet der Truck am Freitag, 6. August seine Tour für die Öffentlichkeit. Ab 17 Uhr kann man auf dem Münsterplatz die Herzdruckmassage lernen. Am Samstag geht es zum DFB-Pokalspiel im Ulmer Donaustadion und am Sonntag zurück auf den Ulmer Münsterplatz.

 
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Text/Foto: Thomas Heckmann

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