Ulm – Notfallübung der Feuerwehr im Stuttgart-21-Tunnel

Übung

In fünf Wochen startet der fahrplanmäßige Betrieb auf der Bahn-Neubaustrecke Wendlingen-Ulm und am Samstag überprüfte die Ulmer Feuerwehr mit einer großen Übung ihre Einsatzplanung für den knapp sechs Kilometer langen Albabstiegstunnel.

In fünf Wochen startet der fahrplanmäßige Betrieb auf der Bahn-Neubaustrecke Wendlingen-Ulm und am Samstag überprüfte die Ulmer Feuerwehr mit einer großen Übung ihre Einsatzplanung für den knapp sechs Kilometer langen Albabstiegstunnel. Am Samstagmittag war Einsatzleiter Andreas Burst wieder entspannt, am Vormittag musste er unter den Augen einiger Fachleute zeigen, dass die Feuerwehr auch in dem langen Tunnel effektiv helfen kann.

Die Bahn stellte für die Generalprobe einen ICE in den Tunnel, das Rote Kreuz sorgte für 120 Fahrgäste im Zug, die im Rahmen der Übung aus dem Tunnel gerettet werden müssen. Wenn ein Fahrgast im ICE die Notbremse zieht, dann kann der Triebfahrzeugführer diese Bremsung überbrücken und damit dafür sorgen, dass der Zug nicht in einem Tunnel oder einer schwer erreichbaren Brücke stehenbleibt. Doch auch bei technischen Problemen kann es passieren, dass ein Zug doch an einer solchen Stelle zum Stehen kommt. Genau das wollte die Feuerwehr üben.

Ein simulierter Brand im Zug war die erste Herausforderung für die anrückenden Feuerwehrleute. Mit einem Hochleistungslüfter auf einem Lkw-Anhänger wird am Ulmer Portal Frischluft in den Tunnel geblasen. Der warme Brandrauch wird dadurch beschleunigt, um nach oben zu steigen. Die Steigung des Tunnels hoch nach Dornstadt wirkt hier wie ein Kamin und lässt den Rauch in knapp sechs Kilometern Entfernung aus dem Tunnelportal einer Röhre quellen. Die Rauchwolken sind so stark, dass sie in Teilen Dornstadts und auch von der Autobahn 8 aus gut zu sehen sind.

Der Tunnel besteht aus zwei getrennten Röhren, daher ist die zweite Röhre komplett rauchfrei. Regelmäßige Zwischenstollen mit Brandschutztüren stellen eine Verbindung her. Diese Konstruktion ermöglicht den Ulmer Rettern einen schnellen und effektiven Zugang. Die Feuerwehr kann so gefahrlos in die Nähe des liegengebliebenen Zuges fahren und durch die Querverbindungen direkt zum Zug. Gleichzeitig können so die Fahrgäste schnell in Sicherheit gebracht werden.

Ähnlich wie bei tatsächlichen Brandfällen in Zügen gibt es am Samstag unter den 120 Fahrgästen etwa einhundert Fahrgäste, die unverletzt sind, Burst bezeichnet sie als „selbstrettungsfähig“. Sie werden einfach mit Kleinbussen aus dem Tunnel nach Dornstadt gefahren, sogar der Einsatz des Reisebusses der Ulmer Feuerwehr ist möglich. Für die zwanzig Verletzten fahren Rettungswagen in die rauchfreie Tunnelröhre und übernehmen auf Höhe des Zuges die Verletzten von der Feuerwehr, die für die Rettung aus dem Zug zuständig ist. Der Tunnel fungiert dabei als eine sechs Kilometer lange Einbahnstraße, von Dornstadt aus werden dann die Verletzten in umliegende Krankenhäuser gebracht.

Geleitet wird der Einsatz von einem Schotterplatz mitten zwischen den Gleisen nördlich des Ulmer Hauptbahnhofes. Die Bahn hat hier eine Rettungsfläche zwischen die Gleise von und nach Stuttgart, Aalen und den Rangierbahnhof gebaut. Die Einsatzleitwagen von Feuerwehr und Rettungsdienst fordern von dort aus weitere Einsatzkräfte an, geben ihnen Aufträge und haben auch die Tunnelzufahrt direkt im Auge. In seinem Fazit nach der Übung hat Andreas Burst nur Kleinigkeiten entdeckt, die zum Beispiel in der Zusammenarbeit mit dem Rettungsdienst verbessert werden können, doch der Einsatzleiter ist überzeugt, dass bei einem realen Unglück die Zusammenarbeit auch am Samstag funktioniert hätte. Die jahrelange enge Zusammenarbeit beweist das. Zur Übung waren daher auch alle Leitenden Notärzte eingeladen, die sich als fachkundige Beobachter für zukünftige Einsätze einarbeiten konnten.

Im Übungseinsatz waren Feuerwehren von der Ulmer Hauptwache und aus mehreren Stadtteilen, aus Dornstadt sowie von Führungspersonal von mehreren Gemeinden im nördlichen Alb-Donau-Kreis. Der überwiegende Teil der Feuerwehrleute und Rettungskräfte ist ehrenamtlich tätig und auch bei einem echten Einsatz geht es ohne diese Unterstützung nicht.

Auf der mit bis zu 250 km/h befahrbaren Neubaustrecke Wendlingen-Ulm gibt es zwölf Tunnel und 37 Brücken, daher fanden am Wochenende weitere ähnliche Übungen bei Widderstall und bei Aichelberg statt, dort mit rund 500 Übungsteilnehmern.

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