Die Rede ist natürlich vom Umbau des gesamten Blaubeurer Tor-Bereichs und der damit einhergehenden vierjährigen B10-Sperrung in Richtung Süden. Seit Jahren wird geplant, jetzt steht das laut Baubürgermeister Tim von Winning „größte Projekt, was unser Berufsleben bringen wird“ kurz bevor.
Die Planungen mussten immer wieder angepasst werden. Hilfe bekamen die Planer der Stadt Ulm dabei von den Baupartnern Leonhard Weiss und Schmid-Baltringen. In einem landesweit ersten Partnering-Verfahren waren die Baufirmen bereits nach den Machbarkeitsstudien und dem Partner-Casting in das Projekt eingebunden. Somit konnten viele Probleme direkt angegangen und unter anderem der Baustart um 1,5 Jahre nach vorne gezogen werden. Die Kosten konnten dadurch aber kaum verringert werden. Auf 305,5 Millionen Euro beziffert von Winning aktuell die Projektkosten, 293 Millionen davon schlagen sich im Finanzhaushalt der Stadt nieder. Ein Förderantrag soll einiges der Summe an das Land abgeben. Die Hoffnung ist, dass Verkehrsminister Winfried Hermann am 30. November beim „Brückbaufest“ einen möglichst schweren Geldsack im Gepäck hat.
Während viele Ulmer gejubelt haben, saßen die B10-Planer mit bedrückten Mienen in ihren Büros. Der Grund: Die Nachricht der Deutschen Bahn, dass der Hauptbahnhof doch nicht für mehr als drei Wochen gesperrt wird, sondern nur für wenige, einzelne Tage. Das hat die Planung der Verantwortlichen komplett über den Haufen geworfen: Statt fast einen Monat freies Baufeld ohne Bahnbetrieb unter der Wallstraßenbrücke muss die Baufirma jetzt wieder auf den Zugverkehr achten. Und das hat es in sich, fast 10 Millionen Euro Mehrkosten verursacht die nötige Erreichbarkeit der Bahn. In weniger als drei Wochen musste zudem ein Plan erstellt werden, der die Bahn nun doch berücksichtigt und gleichzeitig einen festen Termin im Februar erreichen kann. Dann kommt der riesige Kran, der die Betonpfeiler der Brücke abreißen soll. Das Monstrum kostet 10.000 Euro pro Stunde und hat einen engen Zeitplan. Bis dahin muss also alles drum herum fertig sein.
Deswegen wurde das Startdatum der B10-Sperrung auch immer wieder hin- und hergelegt. Aktueller Stand: 28. November um 21 Uhr. Dann ist die B10 nicht mehr Richtung Süden befahrbar. Die Hauptumleitung außerhalb der Stadt geht über die Autobahnen 8 und 7. Wer in die Stadt muss, der wird in Zukunft deutlich häufiger über den Berliner Ring, die Stuttgarter Straße und die Heidenheimer Straße fahren. Tim von Winning bittet um viel Verständnis und wenn möglich, den Umstieg auf öffentliche Verkehrsmittel. Vereinzelt sind bis zum Bauende 2029 auch Vollsperrungen der B10 geplant, die meisten allerdings in der Nacht.
Alle Infos zur vierjährigen B10-Sperrung und den Bauarbeiten gibt es auf dem „Brückbaufest“ am 30. November. Neben dem Verkehrsminister wird auch Ulms Oberbürgermeister Martin Ansbacher dem Spatenstich beiwohnen. Dazu gibt es Infostände, Führungen, Streetfood und Musik.