Die Liste der Taten ist lang, angefangen hat die Serie am 10. Februar diesen Jahres in Ulm-Wiblingen. Nach den Vorwürfen der Staatsanwaltschaft soll das Geburtstagskind in der Sparkassen-Filiale gezielt nach möglichen Opfern Ausschau gehalten haben. Nach einer halben Stunde fiel die Wahl auf eine 92-jährige Frau, die auf ihren Rollator gestützt die Sparkasse verließ. Der Sohn hat die Frau vom Rollator weggestoßen und raubte ihre Handtasche, in der unter anderem 110 Euro waren. Das Opfer stürzte schwer und zog sich unter anderem eine Beckenringfraktur zu.
Nur eine gute Stunde später schlugen die beiden in Blaubeuren zu, auch dort schubste der Sohn sein Opfer vom Rollator weg und flüchtete mitsamt der Handtasche. Der Vater fuhr wieder das Fluchtfahrzeug. Am nächsten Tag ging es nachmittags nach Schelklingen. Als dort eine 73-Jährige gerade in ihr Auto einstieg, öffnete der Sohn die Beifahrertüre und wollte ihr die Handtasche entreißen. Doch die Frau wehrte sich, biss dem 26-Jährigen in den linken Handrücken. Gleichzeitig wurde ein Passant auf die Hilferufe aufmerksam und tippte dem Täter von hinten auf die Schulter, das reichte, um den jungen Mann ohne Beute in die Flucht zu schlagen.
Weitere drei Tage später wurde eine 86-Jährige in Laichingen überfallen. Wegen 12 Euro in ihrem Geldbeutel wurde auch sie von ihrem Rollator schmerzhaft zu Boden gestoßen. Nach einem weiteren Überfall auf eine 88-Jährige am 18. Februar wieder in Ulm-Wiblingen konnten die beiden geständigen Täter festgenommen werden. Seither sitzen sie in Untersuchtungshaft.
Vor Gericht machten beide umfangreiche Angaben, doch dabei kamen total verschiedene Versionen zum Ablauf zutage. Vor allem der Vater erzählte Dinge deutlich anders als in den vorangegangenen Vernehmungen durch die Polizei. Einer der Richter wurde deutlich: „Wenn sie die Geschichte zwei- oder dreimal erzählen, ist sie jedes Mal anders“. Nach der Darstellung des Vaters wusste er angeblich nicht, dass der Sohn Überfälle begehen will. Der Sohn dagegen sagte vor Gericht, dass ihn sein Vater mit Schlägen gezwungen habe, die Überfälle zu begehen.
Gemeinsam haben die beiden eine chronische Geldnot. Der Vater als gelernter Friseur hat zahlreiche Wechsel von Job und Wohnort hinter sich, mehrere Städte in Süddeutschland und auch in Italien. Der Sohn zog immer mit um. Die Mutter hat die Familie zweimal verlassen, ist nun mit einem neuen Partner in Italien liiert. Der Vater behauptet, dass die Mutter an allem Schuld ist, außerdem ist die aktuelle Freundin des Sohnes „ein Teufel“. Der Sohn dagegen stellte es so dar, dass die Mutter die Familie verlassen hat, weil der Vater seine Mutter und auch ihn geschlagen haben soll. Auch soll der Vater dem Sohn gedroht haben, dessen Freundin zu verprügeln, falls der Sohn die Überfälle nicht begeht.
Wessen Darstellung zutreffender ist, bleibt bisher unklar. Während es wohl zwei Polizeieinsätze wegen häuslicher Gewalt des Vaters gegen die Mutter gab, hat er keine gerichtlichen Eintragungen im Bundeszentralregister. Der Sohn dagegen, ohne Ausbildung und immer nur mit Aushilfsjobs, hat insgesamt fünf Eintragungen. In den letzten zehn Jahren stand er mehrfach vor Gericht, unter anderem wegen Körperverletzung, Unterschlagung und Betrug. Herausragend ist eine 20-monatige Jugendstrafe wegen Vergewaltigung und sexuellen Missbrauchs eines Kindes.
Es sind bisher fünf weitere Verhandlungstage terminiert, bei denen nicht nur die Opfer und die Ermittler zu Wort kommen. Ein Rechtsmediziner wird die Schwere der Verletzungen beurteilen und ein psychatrischer Sachverständiger wird das Gericht mit seiner Expertise unterstützen. Für den Sohn steht die Einweisung in eine psychatrische Einrichtung im Raum. Ein Urteil soll Anfang Oktober fallen.